Kommentar:Die Zeit nach der guten alten

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Eines der prägenden Gesichter der Nationalmannschaft: Dzsenifer Marozsan. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Der Umbruch bei den DFB-Frauen vor der WM könnte der Beginn einer neuen erfolgreichen Phase sein.

Von Anna Dreher

Dieses Jahr hätte es passieren können. So viel Vorsprung hat Anja Mittag ja nicht mehr und sie konnte ihn auch nicht ausbauen, nachdem der FC Rosengård sich nicht für die Champions League qualifiziert hatte. Ada Hegerberg wäre in Frage gekommen. Die erst 23 Jahre alte Norwegerin schießt sich stetig an Mittag heran, in der vergangenen Saison mit einer neuen Bestmarke von 15 Treffern - und nun am Samstag ihr Hattrick im mit Olympique Lyon gewonnenen Finale. Aber nein, Mittag steht mit ihren 51 Toren noch immer ganz oben auf der Liste der besten Champions-League-Torjägerinnen, seit dem 4:0 gegen Cluj am 11. Oktober 2017 konnte sie bisher keine überholen. Hegerberg ist mit 44 Treffern Vierte hinter Mittag, der zurückgetretenen Conny Pohlers (48) und der in den USA aktiven Brasilianerin Marta (46). Auch wenn Mittag am Montag ihr letztes Profispiel beim FC Linköping bestritten hat: Diesen Rekord nimmt sie mit.

Wie es sich anfühlt zu gehen, weiß Anja Mittag. Nach 50 Toren in 158 Länderspielen, Olympiagold, einem WM- und drei EM-Titeln beendete die 34-Jährige im August 2017 ihre DFB-Karriere. Mittag gehört zu den erfolgreichsten Spielerinnen des Landes, nur wenige haben mehr Partien für Deutschland bestritten: Birgit Prinz (214), Kerstin Stegemann (191) und Ariane Hingst (174). Im Fokus der Nationalelf stand Mittag seit 2017 nicht mehr und doch passt ihr Karriereende zu den Wochen vor der am 7. Juni beginnenden WM in Frankreich, weil es an eine Zeit erinnert, die zu Ende geht.

Im April und Mai haben sich in Babett Peter und Simone Laudehr die letzten noch aktiven Weltmeisterinnen von 2007 aus der Nationalmannschaft verabschiedet, die zu jener Generation gehörten, die unter Trainerin Silvia Neid eine der erfolgreichsten Phasen der DFB-Frauen gestaltete. Diese Rücktritte haben endgültig jenen Umbruch vollzogen, der durch die Abschiede von Saskia Bartusiak, Annike Krahn und Melanie Behringer nach Olympia 2016 deutlich wurde. Zu den Routiniers im Kader von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gehören nun Spielerinnen, die beim Gewinn der EM 2013 (durch das 1:0 von Mittag im Finale gegen Norwegen mit Hegerberg) noch die jungen waren, wie Torhüterin Almuth Schult, Leonie Maier, Sara Däbritz, Svenja Huth, Melanie Leupolz und Dzsenifer Marozsan. Oder auch Kapitänin Alexandra Popp, bei der EM damals nicht dabei.

Nach Platz vier bei der WM 2015 und dem Viertelfinal-Aus bei der EM 2017 ist es nun an ihnen, eine neue Erfolgsphase einzuleiten. Dass sie alle bei Topklubs angestellt sind - am Dienstag wurde Däbritz' Wechsel zu Paris St. Germain bekannt - zeigt, welche Anerkennung sie genießen. Sie bilden eine neue Generation hochveranlagter Spielerinnen mit sehr viel Potenzial. Und was böte sich besser an, dies zu zeigen, als eine WM?

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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