Es sind besondere Tage für den Klettersport: In Innsbruck geht es noch bis Sonntag nicht nur um die Weltmeisterschaften in den Einzeldisziplinen, sondern auch um einen ersten Härtetest der Sportart für Olympia. Seit zwei Jahren steht fest, dass Klettern ins Programm der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio aufgenommen wird, seitdem hat sich viel verändert. Vor allem wurde eine neue Disziplin erschaffen: Olympic Combined, ein Dreikampf aus Bouldern, Lead- und Speedklettern. Das Format ist eine Kompromisslösung, die der Internationale Kletterverband entwickelt hat, um den Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gerecht zu werden. Anstatt je ein Medaillenset für alle drei Disziplinen auszugeben, wird es nur eines für die Kombination geben. Die Kletterer (im Bild der Österreicher Jakob Schubert), die bisher immer in einer Disziplin stark sein mussten, werden zu Generalisten. Olympic Combined wird in Innsbruck das erste Mal auf Weltniveau getestet.
Was Olympia am Ende aus dem Sport macht, vermag noch niemand wirklich abzuschätzen. Der ehemalige österreichische Nationaltrainer Reinhold Scherer geht davon aus, dass es zumindest zeitweise zu einer Stagnation kommen wird, weil das Training auf drei Disziplinen ausgeweitet werden muss. "Und irgendwann gibt es dann eine riesige Leistungsexplosion", sagt Scherer. Synergien, die sich aus der Kombination von Bouldern, Speed und Leadklettern ergeben, würden den Klettersport insgesamt voranbringen. Aber eine Befürchtung treibt Scherer um: Was, wenn das IOC weitere spektakuläre Disziplinen erfindet, etwas Speedbouldern? Kann sich das Klettern dann seinen ursprünglichen Charakter bewahren? Im Finale am Sonntag wird sich zeigen, wie publikumswirksam das neue olympische Format ist.