Kampf um Gelb:Nervöse Vorfreude

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Foto: Chris Graythen/Getty Images (Foto: Chris Graythen)

Christopher Froome fährt dem vierten Tour-Sieg entgegen: Auch am Col d'Izoard können ihn seine Konkurrenten nicht distanzieren.

Von Johannes Knuth, Briançon

Ein letztes Mal schaute Romain Bardet über die Schulter, und man sah, dass ihm die Aussicht überhaupt nicht gefiel. Der Franzose war auf dem letzten Kilometer noch einmal aus der Gruppe der Favoriten geflüchtet, er musste den Briten Christopher Froome (im Bild außen links) endlich abschütteln, um die Führung bei der Tour de France auf seine Seite zu ziehen. Aber der Inhaber des Gelben Trikots dachte nicht daran, einen Blitzeinbruch zu erleiden wie vor einer Woche in den Pyrenäen. Er rollte knapp hinter Bardet ins Ziel.

So erfüllten sich von den vielen Hoffnungen, die diese 18. Etappe begleitet hatten, nur zwei: die von Warren Barguil vom deutschen Team Sunweb, der sich seinen zweiten Etappensieg und das Bergtrikot sicherte. Und jene von Christopher Froome. "Es war sehr hart, aber ich bin sehr zufrieden", sagte der drei- und bald wohl viermalige Sieger der Frankreich-Rundfahrt.

Nervöse Vorfreude hatte sich am Donnerstag über Briançon gelegt, allen voran bei den Kolumbianern, die auch ihren Unabhängigkeitstag feierten. Sie begrüßten jeden ihrer Fahrer am Start mit großem Hallo, vor allem Rigoberto Urán. Manche tätschelten ihn ehrfürchtig, als würde die Berührung Glück bringen. Urán hatte große Hoffnung an die 18. Etappe geknüpft, wie Bardet und Fabio Aru. Sie mussten dem Führende mindestens eine Minute abnehmen, nur so würden sie am Samstag gegen den starken Zeitfahrer Froome noch die Tour gewinnen können. "Letzte Chance", titelte die Zeitung L'Équipe, beseelt von der Hoffnung auf den ersten französischen Gesamtsieg seit 32 Jahren.

Die Bühne, auf der das Rennen eine Wendung erfahren sollte, war der Izoard, die letzte und schwerste der drei Bergankünften bei dieser Tour. Die Favoriten erreichten die 14 Kilometer lange Rampe gemeinsam, und nachdem Froomes Team das Tempo verschärfte, entwickelte sich tatsächlich ein kurzer, packender Kampf. Aru verabschiedete sich als Erster (1:55 Minuten zurück), dann riss plötzlich Mikel Landa aus, Froomes Edelhelfer. Er wollte im Klassement offenbar an Bardet und Urán vorbeiziehen, was aber misslang, weil die Favoriten wieder aufschlossen.

Froomes Widersachern lief jetzt die Zeit davon, zumal sie Froome erst wieder einfangen mussten, er attackiert ebenfalls. Dann probierte es Bardet, ohne Erfolg. Er liegt nun 23 Sekunden hinter Froome, sechs vor Urán - vermutlich zu wenig. Es sei denn, diese launische Tour de France hebt sich ihre letzte Laune für das letzte Zeitfahren auf.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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