Johannes Geis:Rückkehr zur Struktur

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Der Zugang Johannes Geis beweist im Spiel gegen Ingolstadt, dass er eine Bereicherung für Nürnberg darstellt. (Foto: imago images/Zink)

Nach drei Trainingseinheiten führt der Zugang Geis den 1. FC Nürnberg bereits als Regisseur. So könnte ihm nun auch selbst ein Neustart gelingen.

Von Johannes Kirchmeier, Ingolstadt

Er hob seinen linken Arm, dann lief er an, schoss den Ball in den Strafraum - und schon kurz darauf jubelte Johannes Geis zum ersten Mal über ein Tor seines 1. FC Nürnberg, als Vorbereiter wohlgemerkt. Vier Tage nach seiner Ankunft beim Zweitligisten in Franken zeigte der 25-Jährige somit nach gerade einmal 22 Minuten im DFB-Pokalspiel beim FC Ingolstadt, was ihn schon immer auszeichnete: dass er ein genialer Freistoß- und Eckballschütze ist. Nur wenige Spieler im deutschen Profifußball können ruhig liegende Fußbälle ja zu solch gefährlichen Waffen umfunktionieren. Er selbst sagt übrigens, wenn er auf diese Stärke angesprochen wird, dass er sie "zum Glück" habe.

Der Haken an der Sache war am Freitagabend nur: Während Johannes Geis' ersten mehrsekündigen Jubels im Club-Trikot hob auch ein Mann unweit von Geis seinen Arm und wedelte mit seiner Fahne - Mitspieler Nikola Dovedan war bei Asger Sörensens Kopfballtor nach Geis' Eckstoß im Abseits. Dovedan irritierte den Ingolstädter Torwart Fabijan Buntic. Trotzdem haben die Nürnberger später noch die zweite Runde im deutschen Pokal erreicht. Dovedan machte seinen Fehler wieder gut und schoss in der 87. Minute den Siegtreffer beim 1:0 nahe der Heimat.

Im Anschluss daran lobte der Österreicher vor allem seinen neuen Mitspieler Geis: "Man hat gesehen, dass er richtig gut Fußball spielen kann", sagte er. Der frühere Bundesliga-Spieler Geis (FC Schalke 04, FSV Mainz 05) schaffte es zumindest gegen den Drittligisten von Beginn an, das Nürnberger Spiel als defensiver Mittelfeldspieler zu ordnen. Nürnberg bekam mit Geis wieder die zuletzt vermisste Struktur - nachdem das Team am vergangenen Montag in der Liga 0:4 gegen den Hamburger SV unterlag. Zudem wurde es, wenig überraschend aber bemerkenswert zugleich, nach jedem Eckstoß gefährlich im Ingolstädter Strafraum. Und in der 65. Minute schoss Geis dann einen Freistoß nur Zentimeter an Buntics Tor vorbei - der Ingolstädter Torwart wäre nicht an den Ball gekommen. "Ich habe mir da noch ein bisschen was aufgehoben", sagte Geis mit einem Lächeln.

Er stieg nach seinem Vertragsende beim 1. FC Köln nun beim FCN ohne Vorbereitung ein - und war daher durchaus überrascht, dass er durchspielen durfte, wie er mit brüchiger Stimme zugab. So ganz scheinen sich auch die Stimmbänder erst wieder daran gewöhnen zu müssen, dass Geis wieder Ansagen auf dem Platz gibt. Nach nur drei Trainingseinheiten in Nürnberg hatte der Trainer Damir Canadi auch eigentlich geplant, ihn früher auszuwechseln: "Er hat 90 Minuten durchgehalten. Das war nicht der Plan", sagte Canadi. "Wir wollten ihn 60, 70 Minuten laufen lassen." Geis, einst als großes Talent gefeiert, war zuletzt jedoch unsteter in seinen Leistungen. In Nürnberg, unweit der Heimat Schweinfurt, soll ihm nun der Neustart glücken. "Er hat gute Bälle gespielt und das Spiel gut verlagert", lobte Canadi. Geis selbst fand: "Es macht einfach Spaß. Es fehlen noch ein paar Prozent, aber ich bin einfach nur froh, dass wir das Ding hier gerockt haben." Ihm fehle halt noch die Praxis, sagte er - die bekomme er aber halt eben auch nur durchs Mitspielen.

So ein bisschen war Geis' Ankunft auch für den Verein das dringend benötigte Zuckerl nach der hohen Niederlage gegen den HSV. "Das Spiel hat uns noch in den Knochen gesteckt", fand Canadi. Er selbst hatte dafür sechs neue Spieler in die Startelf genommen, unter anderem eben Geis. Statt einer Dreier- setzte er zudem auf eine Viererkette in der Abwehr. "Wir sind noch in der Findungsphase", sagte Torschütze Dovedan dazu, der bereits beim 1:0 in der Liga gegen Dynamo Dresden entscheidend traf. "Wichtig ist, dass wir Spiele gewinnen. Wenn die Automatismen kommen, wird es ein spielstarker 1. FC Nürnberg sein." Das liegt natürlich an ihm, aber auch an seinem Kollegen Geis.

© SZ vom 11.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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