Ironman: Frauen:Pizza, Cola, Champagner

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Bejubelt und behangen: Ironman-Siegerin Daniela Ryf (2.v.l.), die Zweite Lucy Charles (l.) und Anne Haug. (Foto: David Pintens/imago)

Anne Haug überzeugt bei ihrer Hawaii-Premiere als Dritte. Die Schweizerin Ryf gewinnt zum vierten Mal in Serie - obwohl sie von einer Qualle gebissen wird.

Von Johannes Knuth, Kona/München

Wer das Ziel des Ironmans auf Hawaii erreicht, wird klassisch amerikanisch verpflegt: Es gibt Cola, Pizza, Pommes, Burger und Eis, und das ist auch nur verdient nach der Askese, die die Triathleten das restliche Jahr über betreiben. Anne Haug fasste am Samstag Cola und Pizza ins Auge, nachdem sie ihre Schicht verrichtet hatte. Zuvor hatte es bereits Champagner gegeben bei der Siegerehrung, da hatte Haug ihre Flasche aber nicht so recht aufbekommen. "Bin ich einfach noch nicht geübt genug darin", sagte Haug und lachte. Ihr Rennen auf Hawaii, das sie mit einem famosen dritten Platz beendet hatte (8:41:58 Stunden), war ihr erster Auftritt auf der Pazifikinsel gewesen.

Eigentlich wollte Haug am Wochenende gar nicht in Kona sein. Die 35-Jährige war lange die beste Deutsche auf der olympischen Kurzdistanz, 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen; sie beendete die WM-Serie einmal als Zweite, einmal als Dritte. Nach Olympia in Rio hätte sie ihren Sport beinahe verlassen, aber sie wagte doch noch mal etwas Neues, um Kopf und Körper neue Reize zu verschaffen. Sie verschrieb sich der Langstrecke, den 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42 km Laufen. Die Eingewöhnung, die ersten Rennen über die halb so lange Mitteldistanz, war vielversprechend, auch die Premiere auf der Langdistanz gelang als Vierte im Sommer in Frankfurt. Nur: Das Projekt Hawaii wollte Haug frühestens im kommenden Jahr angehen. Bis sie dann doch genügend Qualifikationspunkte beisammen hatte. Sie wertete ihre Reise nach Kona als "Zugabe", und diese Herangehensweise war vielleicht der entscheidende Vorteil.

Haug hatte sich ihre mangelnde Erfahrung schon im Gespräch im Sommer als Vorteil ausgelegt. Sie gehe "naiv an die Sache" heran, "man weiß noch nicht, wie schlimm es wirklich wird". An diese Strategie hielt sie sich auch auf Kona. Sie besichtigte die Strecke nicht vorab, auch nicht das gefürchtete Energy Lab, das die Triathleten beim Marathon passieren: schwarzer Teer von unten, Lavafelder außenrum, Mittagssonne, kaum Wind - als müsse man in einem Ofen laufen. "Ich wollte mich nicht zu verrückt machen", sagte Haug. Das klappte im Rennen offenkundig ganz gut. Sie hielt sich auf dem Rad etwas zurück, anders als in Frankfurt, als sie forsch losgefahren und beim Marathon beinahe K.o. gegangen war. Diesmal rückte sie beim Laufen, ihrer Stärke, sogar noch aufs Podium vor, hinter die Britin Lucy Charles und Siegerin Daniela Ryf. Zur Belohnung gab es Pizza, Cola, und die Aussicht, dass es bald vielleicht was wird mit dem ersten Sieg einer deutschen Frau auf Hawaii.

Dabei wird Haug ziemlich sicher an Ryf vorbei müssen, die ihre Stellung als beste Triathletin eindrucksvoll festigte. Die Schweizerin wurde beim Einschwimmen von einer Qualle gestochen, ihre Arme wurden kurz taub, aber Ryf erholte sich, irgendwie. "Vielleicht hat mir der Vorfall noch mal einen Schub gegeben", sagte sie. Ihr Sieg, der vierte hintereinander auf Kona, sei jedenfalls "der wahnsinnigste, den ich bislang erlebt habe". Den Streckenrekord hatte sie auch unterboten, in 8:26:16 Stunden. Schneller waren am Samstag nur die besten 24 Männer.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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