HSV in der Relegation:Gerade noch so am Leben

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Ivo Iličević erzielte den Ausgleich in einem Spiel, das der HSV eigentlich hätte verlieren müssen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der Hamburger SV rettet sich im Relegationsspiel zu einem schmeichelhaften 1:1 gegen Karlsruhe.
  • Während HSV-Trainer Labbadia die Stehauf-Qualitäten seiner Mannschaft lobt, muss sich der KSC vorwerfen, das Spel nicht früher entschieden zu haben.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Der Schlusspfiff ertönte, und schon herrschte Uneinigkeit in der Hamburger Arena. "Der KSC ist wieder da", intonierte der Karlsruher Anhang aus seiner Ecke. "Auswärtssieg, Auswärtssieg", schmetterten die Hamburger zurück, in Gedanken schon bei der zweiten Partie am Montag. Für wen war das denn nun ein gutes Ergebnis, dieses 1:1 im Relegations-Hinspiel?

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Der Karlsruher SC ist im Relegationsspiel beim Hamburger SV die bessere Mannschaft. Nach der Führung scheitert der Zweitligist noch zweimal an der Latte. Der Ausgleich für den HSV kommt aus dem Nichts.

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Drunten in den Katakomben setzte sich der Disput fort. Mit dem Auswärtspunkt samt Auswärtstor könne er "klasse leben", befand KSC-Coach Markus Kauczinski. Es sei "auf jeden Fall machbar, den Dino in die zweite Liga zu schicken", pflichtete ihm Torschütze Rouwen Hennings bei. Für den HSV trat Ivo Iličević in den Ring. Er sei nach diesem Spiel "sehr optimistisch", dass sich sein Verein in der ersten Liga halten könne. So versuchte jede Seite, die Deutungshoheit über dieses nicht ganz einfach zu deutende Unentschieden zu erlangen.

Die frühe Führung durch einen Ex-Hamburger

Auf den ersten Blick schienen die Argumente der Karlsruher griffiger. Sehr früh, in Minute vier, war der KSC durch einen fulminanten Schuss des früheren Hamburgers Rouwen Hennings in Führung gegangen. HSV-Trainer Bruno Labbadia sprach später von einem "Schock". Vor allem aber wirkte der Zweitligist dem Erstligisten taktisch überlegen: Der KSC zog sich klug zurück, fuhr gefährliche Konter, stürzte den Favoriten von Verlegenheit in Verlegenheit.

Der HSV wirkte: konfus. Lief ständig hinterher. Lieferte sich im Mittelfeld ein schwer erträgliches Fehlpassfestival, wie so oft in den Wochen zuvor. Wer hier Erstligist und wer Zweitligist sein sollte, war nicht ersichtlich.

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So stand nach der Partie ein sichtlich zufriedener Dominic Peitz in den Katakomben. Lächelnd strich sich der Karlsruher durch seinen Zehntagebart, dann rechnete er vor: "Wir müssen zu Hause kein Tor schießen, um aufzusteigen." Was er nach dem Auftritt beim HSV empfinde? Peitz überlegte sehr kurz: "Puren Stolz."

Westermann und Kačar fehlen dem HSV im Rückspiel

Der HSV hingegen hatte es mal wieder geschafft, aus einem Spiel, in dem das Team lange krass unterlegen auftrat, noch "das Maximale rauszuholen", wie Abwehrspieler Heiko Westermann erleichtert kundtat, der im Rückspiel ebenso wie Gojko Kačar gelbgesperrt fehlen wird. Nach dem Schockerlebnis in der vierten Minute hatte es lange sogar nach einer Heimniederlage ausgesehen, was die Chancen auf den Bundesliga-Verbleib schlagartig minimiert hätte. Doch der HSV zog sich mal wieder aus dem Schlamassel, zumindest ein Stück weit.

Iličević traf in der 73. Minute quasi aus dem Nichts, es war der erste gelungene Angriff, dem keine Standardsituation vorausgegangen war. Die Arena brüllte nun, es entwickelte sich sogar so etwas wie eine Hamburger Drangphase. Trainer Labbadia konnte zumindest vorsichtig optimistisch konstatieren, sein Team liege "immer am Boden", doch es stehe "immer auf, deshalb sollte man uns nicht abschreiben".

Erinnerungen an die Relegation gegen Greuther Fürth

Genau das muss sich der KSC vorwerfen lassen: dass der HSV im Rückspiel noch über eine reelle Chance verfügt, den historischen ersten Abstieg aus der Eliteklasse abzuwenden. Ein 0:2 oder gar 0:3 schien mehrfach möglich, insbesondere zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Manuel Torres (aus acht Metern) und Dimitrij Nazarov (aus 25 Metern) das Kunststück fertigbrachten, innerhalb von Sekunden zweimal die Latte zu treffen (53.). Der HSV wankte bedenklich, doch er fiel nicht.

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"Man kann Konter auch besser ausspielen", kritisierte deshalb KSC-Trainer Kauczinski, im Wissen, dass sein Team die Relegation schon an diesem Donnerstagabend hätte vorentscheiden können. Doch so bleibt der HSV vorerst am Leben, nach einem Spiel, das so viel schlechter hätte ausgehen können, ja sogar müssen.

Das erinnert fatal an die vergangene Spielzeit, als sich der HSV durch ein 0:0 und 1:1 in der Relegation gegen Greuther Fürth glücklich den Erstligaverbleib ergurkte. Die Karlsruher sollten sich die Filme von damals vor Montagabend noch einmal ansehen.

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