Hoffenheim:"Die sollen ins Theater gehen"

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Die TSG legt sich nach 3:0 gegen überforderte Paderborner mit den eigenen pfeifenden Zuschauern an.

Alfred Schreuder wollte nicht darüber reden. "Es gibt wirklich genügend positive Sachen nach diesem Spiel, da müssen wir nicht über diese Dinge sprechen", sagte der Trainer der TSG Hoffenheim im Anschluss an das 3:0 (3:0) gegen den SC Paderborn. Unpraktisch war da nur, dass sein Kapitän Kevin Vogt fünf Minuten zuvor noch ausgiebig und mit klarer Haltung über "diese Dinge" gesprochen hatte.

Es ging um die Pfiffe von Teilen des Publikums, die mit dem pragmatischen Verwalten des Vorsprungs in der zweiten Hälfte offenkundig nicht einverstanden waren. Die Unmutsbekundungen kamen bei den TSG-Profis gar nicht gut an; die Störgeräusche führten am Ende dazu, dass die Freude über den fünften Pflichtspielsieg in Serie massiv getrübt wurde. "Die Zuschauer, die pfeifen, sollen zukünftig am besten zu Hause bleiben - oder ins Theater gehen. Das hat nicht viel mit Fußballsachverstand zu tun und ist einfach nur traurig", schimpfte Vogt - und fügte an: "Die Mannschaft hat das zur Kenntnis genommen. Die Pfiffe bei so einer guten Leistung der Mannschaft sagen mehr über die Leute als über unsere Spielweise." Der Torschütze Pavel Kaderabek pflichtete seinem Spielführer bei. "Die Pfiffe der Zuschauer verstehe ich nicht. Wir Spieler sind mit der Leistung sehr zufrieden", sagte der Außenverteidiger. Auch Dietmar Hopp, der Mehrheitseigner der TSG, hatte kein Verständnis für den Unmut. "Das sind keine Hoffenheim-Fans", sagte der Milliardär: "Bei einem 3:0 zur Pause denken die Spieler eben schon an die nächste Partie."

Tatsächlich lässt sich das Thema aus zwei Blickwinkeln betrachten. Auf der einen Seite waren die Hoffenheimer dem völlig überforderten Aufsteiger dermaßen überlegen, dass ein höheres Ergebnis und damit ein größerer Unterhaltungswert für die 23 629 Zuschauer locker möglich gewesen wäre. "Es war ein sehr großer Klassenunterschied zu sehen", gab sogar Paderborns Trainer Steffen Baumgart zu.

Andererseits hatten der Däne Robert Skov mit seinem ersten Bundesligator (2.), der Tscheche Kaderabek (15.) und der Niederländer Jürgen Locadia (26.) schon früh die Weichen auf einen TSG-Sieg gestellt. Und von einer cleveren Mannschaft kann in der Folge durchaus erwartet werden, dass sie ein Ergebnis möglichst kraftsparend und routiniert über die Zeit bringt.

Für Schreuder zählte jedenfalls nur eine Perspektive. "Die erste Hälfte hat ein fast perfektes Hoffenheim gezeigt. Die Jungs haben unter Beweis gestellt, wie talentiert sie sind", schwärmte der Nachfolger von Julian Nagelsmann, der nicht länger im Schatten seines Vorgängers zu stehen scheint: "In der zweiten Hälfte haben wir das Spiel kontrolliert. Wenn wir so weitermachen, sind wir ein sehr gutes Team. Wir sind noch nicht zufrieden. Wir wollen mehr."

Und mehr könnten die Hoffenheimer durchaus bekommen. Von der Papierform her gelten die kommenden Gegner (Köln, Mainz, Düsseldorf) allesamt als schlagbar. Drei weitere Siege könnten die Kraichgauer in der Tabelle weit nach vorn spülen. Mittelfeldspieler Florian Grillitsch hofft gar: "Hoffentlich endet dieser Lauf nie."

© SZ vom 04.11.2019 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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