Hockey:Trennung über Nacht

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Die deutschen Hockeynationalmannschaften (hier Nationalspieler Florian Fuchs, links) bekommen überraschend einen neuen Leistungssportdirektor. (Foto: Dirk Waem/dpa)

Der deutsche Verband entlässt überraschend den erfolgreichen Manager Heino Knuf. Der Vorgang wirkt sehr amateurhaft.

Von Volker Kreisl, München

Hockey zählt zu den verlässlichen Größen im deutschen Olympiasport, Jahr für Jahr sammeln Frauen wie Männer Medaillen. Die Nationalteams wirken meist auf dem neuesten Stand und haben auch im vergangenen Herbst die Qualifikation für die Spiele in Tokio gesichert. Das alles wirkt durchdacht und professionell, und deshalb kam es völlig unerwartet, als bekannt wurde, dass sich der Deutsche Hockey-Bund (DHB) am Dienstagabend von Heino Knuf getrennt hat. Der war neun Jahre Leistungssportdirektor im DHB und mitverantwortlich für die Erfolge.

Spontan und etwas amateurhaft erschien es, dass der Vorgang zunächst nicht allen wichtigen Personen im Verband mitgeteilt wurde, wodurch viele über die Gründe spekulierten; manche Akteure fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Entschieden hatte über die Entlassung das Präsidium unter Carola Meyer, seit Juli 2019 DHB-Präsidentin. In einer Erklärung hieß es später, man plane, "die Strukturen im Leistungssport weiter zu professionalisieren und die Kommunikation mit den Nationalteams, den Bundesligen und allen beteiligten Institutionen im Leistungssport nachhaltig zu optimieren". Im Zuge dessen "wurde die Zusammenarbeit mit Knuf beendet". Wer ihm nachfolgt, ist noch offen, übergangsweise übernimmt Generalsekretär Heiko von Glahn dessen Aufgaben.

Diese abrupte und nur recht allgemein begründete Trennung erstaunt dennoch. Knuf war seit 2011 zuständig für die Entwicklung der Hockey-Top-Teams, woraus weitere Aufgaben entstanden, darunter die Zusammenarbeit mit der Bundesliga. Er gilt als erfahrener, gut vernetzter Sportmanager, der immer wieder wichtige Ergebnisse vorweisen konnte, etwa bei der Besetzung der Trainerpositionen. Der Belgier Xavier Reckinger, der das Frauenteam seit November 2017 verantwortet, 2019 zu EM-Bronze geführt hat und nun eine Olympiamedaille ins Visier nimmt, ist nur das jüngste Beispiel. An Knufs Fähigkeiten kann es also nicht gelegen haben, eher an Kompetenzüberschneidungen.

Denn wie in jedem größeren Sportverband treten auch unter den Chefs im Hockey Reibereien auf, zuletzt gehäuft. Schon vor Meyers Amtszeit monierte Ehrenpräsident Stephan Abel Führungsschwächen im Vorstand und ein mangelndes Vertrauen der restlichen Hockeyfamilie. Auch vier ehemalige Bundestrainer forderten Reformen, ein Ende der Ämterhäufung, aber auch eine Entlastung des Teamentwicklers Knuf von manchen Aufgaben. Vermutlich hat man sich nun dazu entschlossen, dies anzugehen, wenn auch in etwas abrupter Form.

© SZ vom 25.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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