Handball:Sigurdssons Winterhärten

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Handball-Bundestrainer Sigurdsson verzichtet bei Testspielen auf zwei Europameister.

Von Javier Cáceres, Berlin

Lorbeer ist ein immergrünes Gewächs. Doch dass es tatsächlich nicht "winterhart" ist, wie es unter Botanikern heißt, mussten am Mittwoch zwei Handballer verdauen, die vor Monatsfrist noch in Polen den Europameistertitel errungen hatten: Simon Ernst (VfL Gummersbach) und Johannes Selin (MT Melsungen). Sie wurden von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für die Freundschaftsspiele gegen Katar in Leipzig und Berlin (11./13. März) nicht berücksichtigt, obwohl der Isländer gleich 18 Spieler nominierte, unter ihnen Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Paul Drux, die bei der EM verletzungsbedingt gefehlt hatten, sowie den gar nicht erst berücksichtigten Torhüter Silvio Heinevetter. Der Kader gibt damit mehr als nur einen Vorgeschmack auf den harten Konkurrenzkampf, der nun einsetzt. Erstens, weil Sigurdsson für das nächste Großereignis, die im August anstehenden Olympischen Spiele von Rio de Janeiro, laut Reglement nur 14 Spieler nominieren darf (plus einen weiteren auf Abruf, der im Falle einer Verletzung nachgemeldet werden kann). Und zweitens, weil in dem EM-Kapitän Steffen Weinhold und Christian Dissinger (beide THW Kiel) derzeit noch zwei Rückraumspieler verletzt ausfallen, die normalerweise als gesetzt gelten dürften.

Härtefälle: Beim überraschenden EM-Gewinn im Januar waren Steffen Weinhold und Carsten Lichtlein noch die Kapitäne des deutschen Teams. Nach Rio reisen sie nun wohl allenfalls als Touristen. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Die Personallage erleichtert es Sigurdsson, die Spannung einer Mannschaft aufrecht zu erhalten, die ihre Euphorie über den überraschenden EM-Titel kaum ausgeschwitzt haben kann. "Man fängt immer neu an, man sitzt immer vor einem weißen Blatt", sagte er. Es gebe zehn Mannschaften, die in etwa auf der Augenhöhe der Deutschen seien, warnte der Isländer, "das kann jederzeit kippen". Umso willkommener ist ihm der Konkurrenzdruck, der durch die Rückkehrer ("ich hoffe, sie machen uns noch stärker) und die hohe Qualität der vor dem Finale stehenden Bundesliga geschürt wird. "Wenn die EM etwas gezeigt hat, dann dies: dass wir das Land mit dem breitesten Kader überhaupt sind", sagte Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handball-Bundes.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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