Handball:Nowitzki soll Handballern helfen

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Die deutsche Handball-Auswahl qualifiziert sich mit einem Sieg über Polen für die EM 2020. Bundestrainer Christian Prokop nennt den zurückgetretenen Dirk Nowitzki als Orientierungshilfe.

Von Joachim Mölter, München

In Würzburg erzählen sie noch heute, dass aus Dirk Nowitzki auch ein guter Handballer hätte werden können, mindestens Bundesligaprofi, wahrscheinlich sogar Nationalspieler. Schon sein Vater Jörg hat es ja in die Bayern-Auswahl geschafft und mit seinem Verein, der TG 1848 Würzburg, sogar fast bis in die erste Liga, und das nebenher: Beruflich war Nowitzki senior als Malermeister gefordert, vom Sport konnte man damals nicht leben. Jedenfalls hatte auch Dirk als Jugendlicher eine Weile vielversprechend Handball gespielt, ehe er sich auf den Weg machte, einer der weltbesten Basketballer zu werden. In der vorigen Woche hat Dirk Nowitzki, 40, nach 21 Spielzeiten bei den Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga NBA seine Karriere beendet - diesen Anlass hat Christian Prokop genutzt, um ihn nun bei seiner Mannschaft ins Gespräch zu bringen, der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB).

Am Samstag hielt der ebenfalls 40 Jahre alte Prokop seinen Spielern Nowitzki als "Paradebeispiel" vor Augen: "Was er geschafft hat über zusätzliche Trainingseinheiten, über eine tolle Ernährung, über ein professionelles Sportlerleben - das sind Orientierungspunkte für uns, um gewisse Prozentzahlen noch zu erhöhen." Vorangegangen war das EM-Qualifikationsspiel gegen die im Neuaufbau befindlichen Polen, das Prokops Mannschaft vor 10 400 Zuschauern in Halle/Westfalen zwar gewonnen hatte, 29:24 (16:16), bei dem sie aber etliche Prozente unter ihrem Leistungsvermögen geblieben war.

Die sonst so stabile Abwehr wackelte, "wenn die Abwehr nicht so funktioniert, kommen wir auch nicht ins Tempospiel", resümierte Prokop. Und wenn seine Spieler nicht ins Laufen kommen, hapert es im Angriff: Die Chancenverwertung war teilweise erschreckend, vor allem die der Rückraumspieler. "Unser Ziel ist es, eine der stärksten Nationen im Handball zu sein, da müssen wir natürlich gewisse Dinge erfüllen", monierte Prokop. Wenigstens auf Kapitän Uwe Gensheimer war Verlass, ihm bescheinigte der Bundestrainer eine "richtig fantastische Leistung". Der Linksaußen war zehn Mal erfolgreich, mit nun 828 Länderspieltreffern zog er in der ewigen DHB-Torschützenliste an Florian Kehrmann (822 Treffer) vorbei auf Platz drei hinter Frank-Michael Wahl (1412) und Christian Schwarzer (966).

Die DHB-Auswahl durfte sich immerhin freuen, mit dem Erfolg und nun 8:0 Punkten die Qualifikation für die Europameisterschaft im Januar 2020 in Norwegen, Schweden und Österreich vorzeitig geschafft zu haben. "Wir haben nun Planungssicherheit für die nächsten Monate", bilanzierte Prokop; außerdem kündigte er an: "In den letzten beiden Qualispielen wird es Veränderungen geben, das Ausmaß müssen wir noch sehen."

Im Juni, nach dem letzten Bundesliga-Spieltag, ruft Prokop seine Auswahl wieder zusammen; dann wird die EM-Qualifikationsrunde beendet mit Partien in Israel (12. Juni) und gegen den Kosovo in Nürnberg (16. Juni). Es ist nicht damit zu rechnen, dass er bis dahin versuchen wird, Dirk Nowitzki zu einem Comeback im Handball zu überreden. Kreisläufer Hendrik Pekeler geht eher davon aus, dass "einige Spieler pausieren können", vor allem die strapazierten Routiniers. Der junge Spielgestalter Tim Suton versichert aber: "Es ist natürlich unser Ziel, die Qualifikation mit zwei Siegen zu beenden."

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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