Handball:Jugendstil in Göteborg

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Beginn einer neuen Ära: Deutschlands Trainer Christian Prokop. (Foto: Sascha Klahn/dpa)

Dem neuen Bundestrainer Andreas Prokop missglückt das Debüt, weil die Spieler erst in der zweiten Hälfte mit "Emotion" spielen. Er hat jedoch die Chance auf eine schnelle Revanche.

Einiges verändern wollte der neue Handball-Bundestrainer Andreas Prokop, das verriet er schon vor seinem ersten Spiel am Samstag in Schweden. Der 38-Jährige hatte zwar betont, die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers Dagur Sigurdsson, der im vergangenen Jahr den Europameistertitel gewann, fortführen zu wollen. Gleichzeitig wolle er die Mannschaft jedoch weiterentwickeln, sie soll nun "offensives Attackieren und intelligentes Decken" praktizieren.

Am Samstagnaschmittag folgte dann der Praxistest nach den ersten Trainingstagen. Und am augenscheinlichsten konnte man auf der Anzeigetafel in der Göteborger Arena erkennen, was sich nun im Vergleich zu Sigurdsson verändert hatte: 27:25 zeigte diese an, die Gastgeber gewannen gegen Deutschland wieder ein Spiel, was ihnen gegen den Isländer, der nun Japan anleitet, nicht glückte. "Die letzten drei Tage waren mit vielen taktischen Neuerungen sehr anspruchsvoll. Im Training haben wir das hervorragend umgesetzt. Das wollten wir auch gegen Schweden zeigen, aber das ist uns nur in der zweiten Halbzeit gelungen", sagte Prokop nach dem Debüt.

Tatsächlich war in der zweiten Hälfte immerhin ein Aufwärtstrend bei den ersatzgeschwächten deutschen Handballer erkennbar, nachdem Prokops Spieler mit einem 7-Tore-Rückstand in die Kabine gegangen waren. Prokop nahm nach neun Minuten bereits die erste und acht Minuten später die nächste Auszeit, um seine Mannen besser einzustellen. Den Gästen unterliefen viele Fehler, die die Schweden zu schnellen Gegenstößen nutzten. "Viele der jungen Spieler sind nervös", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Man merke der Mannschaft ihre Unerfahrenheit an.

Prokop debütierte ohne neun Leistungsträger

Der Europameister hatte auf neun Leistungsträger, darunter Kapitän Uwe Gensheimer, Tobias Reichmann, Patrik Wiencek und Andreas Wolff, verzichten müssen und war deshalb mit mehreren Spielern aus der zweiten Reihe angetreten. Unmittelbar vor der Partie fiel auch noch Torhüter Silvio Heinevetter wegen eines Magen-Darm-Infekts aus. Ihr Debüt gaben dagegen die hoffnungsvollen Kräfte Moritz Preuß (Bergischer HC), Florian Billek (HSC 2000 Coburg) und Nicolai Theilinger (HC Erlangen). Aber auch Schwedens Team, das sich ausschließlich aus Bundesliga-Akteuren zusammensetzte, konnte nicht seine Top-Formation aufbieten.

Nach der Pause habe sein Team "mit Emotion gespielt und mit diszipliniertem Spiel den Vorsprung abgeknabbert". Prokop sprach von einer "Steigerung in allen Bereichen". Erfolgreichster deutscher Werfer war der Göppinger Manuel Späth mit vier Toren. Für Schweden traf der Berliner Mattias Zachrisson sieben Mal.

Prokop hatte den Trainerposten nach wochenlangem Tauziehen zwischen dem Deutschen Handballbund und seinem Klub SC DHfK Leipzig übernommen, sein Vertrag bis 2022 gilt eigentlich erst ab dem 1. Juli 2017. Am Mittwoch hatte der 38-Jährige, ein akribischer Analytiker, mit einem Lehrgang seine Mission begonnen, die zu Olympiagold 2020 in Tokio führen soll. Für den Doppelpack gegen Schweden erhielt der Coach kurzfristig die Freigabe der Leipziger. Die erste echte Bewährungsprobe hat Prokop am 3. Mai in der EM-Qualifikation in Slowenien.

"Wenn man sich die Erfolge von Dagur anguckt, kann man den Druck nicht wegdiskutieren, der auf mir lastet", hatte Prokop bei seinem Dienstantritt gesagt. Nach 14 Jahren im Trainergeschäft will er bei seiner Bewertung "die Zukunft sprechen lassen". Zur Revanche kommt es schon am Sonntag (17.30 Uhr/Sky Sport News HD) in Hamburg.

© SZ vom 19.03.2017 / sz, sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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