Handball:Erfolg ohne Hektik

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Hofft auch in der neuen Saison auf Durchschlagskraft: der fränkische Handball-Zweitligist Rimpar Wölfe und dessen Kreisläufer Jan Schäffer. (Foto: foto2press/imago)

Die DJK aus dem Dorf Rimpar im Norden Würzburgs steht unverhofft auf Platz drei der zweiten Liga.

Von Christopher Meltzer

Um Rimpar, das kleine Dorf im Norden Würzburgs, macht die Hektik der Welt noch einen großen Bogen. Alle 30 Minuten schlängelt sich tagsüber ein Bus, Linie 45, durch die Straßen, der dann kurz am Marktplatz stoppt, ehe er weiterschlängelt in Richtung Würzburg, wo die Welt schon ein bisschen hektischer ist. Von Hektik halten sie folglich auch bei der DJK Rimpar, dem Handball-Zweitligisten, nichts. Die Wölfe, so nennt sich die Männermannschaft seit 2011, haben sich zwar ambitionierte Vorgaben auferlegt: Bis 2020 wollen sie sich unter den 25 besten Vereinen in Deutschland etabliert haben. Weil sie sich in Rimpar aber schon immer bewusst waren, dass dem Handballsport in der hektischen Welt nur eine Nebenrolle zusteht, verfolgen sie ihre Agenda 2020 mit ihrer Meinung nach angemessener Gelassenheit. Selbst jetzt, wo die Wölfe nach 21 von 38 Spielen Tabellendritter sind und mithin auf einem Platz stehen, der sie am Ende der Saison in die Bundesliga und damit auch unter die besten 18 Mannschaften des Landes katapultieren würde. Ein wenig Hektik könnte das schon auslösen - nicht aber in Rimpar.

"Wenn's passiert, dann passiert's halt", sagt Jochen Bähr, der Manager des Klubs. Natürlich ist ihm die Begeisterung nicht entgangen, die innerhalb der Mannschaft ausgebrochen ist. Er sagt deswegen auch: "Wenn die Mannschaft mal ein Jahr nach oben will, dann werden wir es ihr nicht verwehren." Doch Bähr, ein erfahrener Sportmanager, der Würzburgs Basketballer einst erstligareif machte, weiß eben auch: "Das würde ein kurzes Gastspiel werden." Er macht das an einem Zahlenvergleich fest: 750 000 Euro stehen Rimpars Zweitligateam derzeit laut Bähr jährlich zur Verfügung, mit weniger als zwei Millionen Euro müsse man in der Bundesliga, die sich selbst als beste der Welt anpreist, gar nicht antreten, meint er. Einfach mal mitmachen, das könnten sie im Fall eines Aufstiegs natürlich. Die Aufnahmekriterien in das Handball-Oberhaus sind nicht wirklich streng. Die Liga verlangt keinen Mindestetat, nur eine Halle setzt sie voraus. Die Arena in Würzburg, wo die Wölfe ihre Heimspiele unlängst hinverlegt haben, erfüllt diese Standards. Kurz gesagt: An den Formalitäten scheitert es nicht.

"Handball-Professor" Rolf Brack arbeitet dem Trainer zu

Dass sie die Bundesliga schon jetzt irgendwie stemmen könnten, belegt den Arbeitseifer des kleinen Klubs. Langsam tasten sie sich vor in die unglaublich hektische Welt des Profisports. Mit kleinen Maßnahmen verankert sich Rimpar dort. Eine dieser Maßnahmen war der Umzug in die Halle nach Würzburg, wo mehr als 3000 Zuschauer Platz finden. Eine andere die im Sommer vereinbarte Zusammenarbeit mit Rolf Brack, dem so genannten "Handball-Professor". Vier Vereine hat Brack schon in die Bundesliga geführt, etliche Trainer ausgebildet, etwa Kiels Alfred Gislason. Nun berät er den fränkischen Zweitligisten - und trifft dort auf einen alten Schüler.

Matthias Obinger, den Brack ausgebildet hat, trainiert die Wölfe seit 2015. Er ersetzte Jens Bürkle, der Rimpar erst in die zweite Liga geführt hatte, später aber dem Ruf des Erstligisten Hannover-Burgdorf gefolgt war. Obinger spielte früher selbst für Rimpar, er kennt den Verein, die Möglichkeiten. In dieser Saison übertrifft er sie. Brack arbeitet dem Trainer zu, übernimmt Teile des Videostudiums und der Gegneranalyse. Die finalen Entscheidungen aber trifft Obinger selbst. "Eine Traumkonstellation", nennt Jochen Bähr dieses Duo. Es habe "einen ganz klaren Plan, ein Konzept".

In der Mannschaft spielen auch Lehrer und Optiker mit

Dieses Konzept scheint in der zweiten Liga überlegen zu sein. Nur Lübbecke und Hüttenberg stehen vor Rimpar. Der Erfolg treibt Obinger und Brack an. Und doch fällt es Bähr leicht, vor der Bundesliga zu warnen. Er verweist auf die Sponsorenlandschaft rund um Würzburg, die von den Fußballern und Basketballern bereits abgegrast sei. Oder auch auf die Rimparer Geschäftsstelle, die nur einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter habe. Und nicht zuletzt auf die eigene Mannschaft, wo sich keine Vollprofis tummeln, und nicht einmal nur Studenten, sondern auch Lehrer oder Optiker. "Wir stehen für eine Politik der kleinen Schritte", sagt Jochen Bähr, und dann fügt er an: "Es ist ein großer Schritt, eine Erstliga-Mannschaft zu etablieren."

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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