Handball:Ein Generalkonzept für den Handball

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Ihm sind nicht die Hände gebunden: Michael Haaß kann als Spielertrainer auf dem Feld selbst mitwirken. (Foto: Daniel Marr/Sportfoto Zink/imago)

Erlangen mit dem ehemaligen Spieler Michael Haaß als Trainer und Coburg mit dem früheren Trainer Jan Gorr als Geschäftsführer bereiten den Neustart vor.

Von Ralf Tögel

"Sehr, sehr langsam", sagt Michael Haaß, will er in den Trainingsbetrieb einsteigen. Das Verletzungsrisiko sei die größte Gefahr, wenn sich die Körper von Hochleistungssportlern aus dem Corona-Standby-Modus in den Normalzustand entwickeln sollen. Besonders wenn es um einen Kontaktsport wie Handball geht, bei dem man per se nicht zimperlich sein sollte. Haaß steht seit Mittwoch als neuer Trainer des Bundesligisten HC Erlangen in der Verantwortung und er weiß, wovon er spricht. Denn in der vergangenen Saison war er noch für die Spielgestaltung zuständig, ehe diese wegen der Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde.

Nun also startet der HC Erlangen in die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit, die ebenfalls, das kann man jetzt schon sagen, eine spezielle sein wird. Die Handball-Bundesliga (HBL) hat den Saisonstart auf den 1. Oktober terminiert, etwa sechs Wochen später als üblich, was den Klubs immerhin mehr Zeit gibt, um sich darauf vorzubereiten. Weil es aber nur Aufsteiger und keine Absteiger gibt, werden 20 anstatt der bisher üblichen 18 Vereine insgesamt 38 Spieltage (bisher 34) bis Ende Juni zu absolvieren haben. Zudem wird am letzten Februar-Wochenende die Endrunde des abgebrochenen DHB-Pokalwettbewerbs nachgeholt. Wie die Pokalrunde der kommenden Saison 2020/21 in diesen prallvollen Terminkalender integriert werden soll, ist noch offen. Sicher sei nur, dass es sich um eine stark abgespeckte Version handeln werde, wie bei der Mitgliederversammlung der insgesamt 39 Erst- und Zweitligavereine am Donnerstag in Köln vereinbart wurde. Nicht die einzige Unbekannte, die den Vereinsvertretern auf den Heimweg mitgegeben wurde.

"Uns wurde ein gemeinsam mit Basketball und Eishockey erarbeitetes Generalkonzept vorgestellt", erklärte Jan Gorr, der als neuer Geschäftsführer den zweiten bayerischen Erstligisten HSC Coburg in Köln vertrat. Als die Saison Mitte März abgebrochen wurde und Coburg als aktueller Tabellenführer als Aufsteiger feststand, war Gorr noch Trainer. Anfang Mai trennte sich der HSC von Geschäftsführer Michael Häfner wegen konträrer Ansichten über die sportliche Ausrichtung, "da hat der Aufsichtsrat mir den Posten angeboten", so Gorr - und er habe zugegriffen. "Das kam überraschend und musste schnell gehen", erklärt der 42-Jährige. Ihn habe es gereizt, sich "in einem neuen Bereich weiterzuentwickeln", zumal er dem Projekt beim HSC treu bleiben konnte.

Seine Nachfolge hat der ehemalige tschechische Nationalspieler Alois Mraz angetreten, den Gorr in seiner Zeit als U23-Trainer bei der HSG Wetzlar trainiert hat. "Ich habe seinen Weg als Spieler und dann als Trainer immer verfolgt", so Gorr, er sieht in dem 41-jährigen Tschechen den richtigen Mann für die erste Liga. Seit Anfang der Woche bereitet Mraz nun die Mannschaft auf vor, immerhin hat es im Kader nur wenige Veränderungen gegeben. Die Weggänge von Marcel Timm (Lemgo) und Lukas Wucherpfennig (Elbflorenz) wurden durch die Magdeburger Talente Justin Kurch und Paul Schikora ersetzt, zuletzt kam in dem iranischen Nationalspieler Pouya Norouzi Nezhad ein "vielseitiger und individuell starker" Rückraumspieler hinzu, der von Frisch Auf Göppingen kommt und über "reichlich Erstligaerfahrung verfügt", erklärt Gorr. Die Vorbereitung dürfte indes eine der leichtesten Aufgaben sein, die anstehen.

Kollege René Selke sieht das ähnlich, er hat die Erlanger Konkurrenz beim Ligatreffen in Köln vertreten. Denn die Vereine müssen das vorgelegte Generalkonzept nun in Abstimmung mit den zuständige Gesundheitsbehörden anpassen, zumal "jede Halle baulich und strukturell unterschiedlich ist", wie Selke erklärt. Er sei optimistisch, dass dies im Falle der Nürnberger Arena, der Heimstatt des HCE, "mit einem großen Teil an Zuschauern" realisierbar sei. Der Saisonstart sei zwar noch in weiter Ferne, zudem handele es sich bei der Corona-Problematik um einen dynamischen und nicht vorhersehbaren Prozess: "Aber "ich denke, es nicht unrealistisch mit 50 Prozent Hallenauslastung zu planen".

Erlangens Trainer Michael Haaß hat vergleichsweise stabile Eckdaten, den Kader hat er bereits kennengelernt. Und der hat es in sich. In dem Schweden Simon Jeppsson (Flensburg) und Steffen Fäth (Rein Neckar-Löwen), beide Nationalspieler, wechseln zwei hochkarätige Rückraumspieler. Was auch für den slowenischen Nationaltorhüter Klemen Ferlin gilt, der vom Champions-League-Klub Celje kommt. Zunächst, so Haaß, werde er es wie gesagt ruhig angehen, er sehe die kommende Spielzeit als eine Art Neubeginn. Was nicht nur daran liege, dass die Spieler vier Monate lang keinen Ball gesehen hätten. Sondern auch weil mit der abgelaufenen Saison "niemand zufrieden war".

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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