Handball:Abschied missglückt

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Beweis des breiten Kaders: Der lange verletzte Paul Drux stieß erst jetzt zum Kader des Europameisters. (Foto: imago/Heuberger)

Die deutsche Nationalmannschaft kassiert ihre erste Niederlage als Europameister.

Ernüchterung nach der Gala: Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) hat am Sonntag ihr zweites Testspiel gegen Katar in Berlin 24:26 (11:14) verloren und musste sich erstmals als Europameister geschlagen geben. Zwei Tage zuvor hatte die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson den WM-Zweiten in Leipzig noch 32:17 besiegt. "Wir haben etliche Chancen ausgelassen und viele technische Fehler gemacht", sagte Kapitän Uwe Gensheimer. "Auch meine Leistung hat bei weitem nicht herangereicht an die von Freitag", ergänzte Torwart Andreas Wolff: "Das geht mir schon sehr nahe, das ist wieder eine verpasste Chance, sich für Olympia in Rio zu zeigen."

Genau diese Einstellung kritisierte Sigurdsson. "Wenn man dauernd gefragt wird, ob das hier ein Olympia-Casting ist, dann verliert man irgendwann den Kopf", sagte der Bundestrainer, der mit der Leistung seiner Mannschaft "sehr unzufrieden" war: "Wir verlieren nur, weil wir mental nicht vorbereitet waren. Keiner war bereit, den Kampf anzunehmen, wir sind bei allem, was wir getan haben, immer einen Schritt zu spät gewesen." Dabei hatten 9000 Besucher in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle Sigurdsson schon vor Spielbeginn gefeiert. Die Partie galt als offizielles Abschiedsspiel für den Isländer, der die Füchse Berlin von 2009 bis Sommer 2015 betreut hatte. "Wir wollten Dagur einen erfolgreichen Abschied von den Füchsen schenken", sagte Wolff: "Das ist uns leider nicht gelungen." Gensheimer (vier Tore) war bester deutscher Werfer.

Katar kam im Vergleich zu Freitag besser in die Partie, spielte variabler, hatte wenig Probleme mit dem vorgezogenen Patrick Groetzki und ließ Wolff einige Male schlecht aussehen. Sigurdsson wechselte viel durch, ohne vorne das richtige Rezept gegen die kompakte Abwehr zu finden. Zu oft scheiterten seine Schützlinge am katarischen Schlussmann Ahmed Abdelrhem. Mit den beiden Spielen gegen Katar hatte Sigurdsson den Kampf um die Olympia-Tickets ausgerufen. Nur 14 Kader-Plätze stehen für die Spiele in Rio (5. bis 21. August) zur Verfügung. Auch die weiteren Rückkehrer wie Gensheimer, Groetzki und Paul Drux, die verletzungsbedingt bei der EM gefehlt hatten, konnten im Konkurrenzkampf Punkte sammeln. Abseits des Parketts gab es gute Signale aus der DHB-Führung. Im Streit um eine Übertragung der WM 2017 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen habe man nach Sondierungsgesprächen mit Weltverbandspräsident Hassan Moustafa eine Annäherung erreicht. Noch ist der Stand so, dass die WM in Frankreich im kommenden Jahr nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein wird.

© SZ vom 14.03.2016 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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