Halbfinalistin Lucic-Baroni:Kraft der Dämonen

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Ihre Autogramme sind gefragt wie noch nie: Mirjana Lucic-Baroni nach dem Erreichen des Halbfinales. (Foto: Kin Cheung/AP)

Schläge vom Vater, eine Flucht mit der Mutter: Ihre düstere Vergangenheit treibt Mirjana Lucic-Baroni an, nun ist sie mit 34 zurück unter den Besten.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Diese Momente werden ihr für immer in Erinnerung bleiben, sagte Mirjana Lucic-Baroni. Wie sie nach ihrem 6:4, 3:6, 6:4-Sieg im Viertelfinale der Australian Open fassungslos war. Wie sie ungläubig zu ihrem Team auf die Tribüne hochschaute. Wie sie Herzrasen bekam, sich immer wieder die Handflächen aufs Herz legte. Dann war sie niedergesunken, auf ihre Knie, sie krümmte sich weit nach vorne, bis das Gesicht vergraben war. Sie verharrte in exakt dieser Pose, als sei sie eine Statue. Später sagte sie, sie habe nicht gewusst, ob sie dieses Match wirklich durchziehen konnte. Vor ihrem letzten Aufschlagspiel hatte sie sich einen Rosenkranz umgelegt. Sie hatte ja nicht nur körperliche Beschwerden, wie die beiden Bandagen am linken Oberschenkel und an der linken Wade verdeutlichten. Lucic-Baroni muss mit Dämonen aus der Vergangenheit klarkommen. Die sind nicht einfach abzuschütteln. Aber sie helfen. Ungemein. "Gott ist gut", sagte sie strahlend vor Glück. "Ich kann das nicht glauben, das ist verrückt, ich stehe unter Schock."

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