Haftstrafe für Sportlerin:Keine Gnade für Marion Jones

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Die ehemalige Leichtathletin Marion Jones ist von einem New Yorker Gericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden - wegen Meineids.

Marion Jones bat bis zuletzt um Gnade, doch es half ihr nicht: Als erster Sportstar wurde die einstige Welt-Leichtathletin am Freitag im Zusammenhang mit einem Dopingvergehen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Keine Gnade: Wegen Falschaussagen muss Ex-Leichathletikstar Marion Jones nun sechs Monate in Haft. (Foto: Foto: dpa)

Ein Gericht in White Plains/US-Bundesstaat New York schickte die 32 Jahre alte Mutter zweier Kleinkinder für sechs Monate hinter Gitter. Zudem muss sie binnen zwei Jahren 400 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten.

Eine Geldstrafe hätte keinen Sinn ergeben, weil sich die vormalige Millionärin vor Monaten vor Gericht bereits für bankrott erklärt hatte. Die US-Justiz schuf mit dem Jones-Urteil einen Präzedenzfall vor den Prozessen gegen weitere Doping-Sünder, die vor Geständnis oder Überführung ebenfalls falsche Aussagen gemacht hatten.

Zum Verhängnis wurden Marion Jones Falschaussagen zu ihrer Dopingvergangenheit und zur Mithilfe bei den Scheckbetrügereien ihres ehemaligen Freundes Tim Montgomery, dessen 100-m-Weltrekord wegen Dopings aberkannt worden war.

Die Anklage warf der zweimaligen Welt-Leichtathletin (1998 und 2000) "kalkulierte Lügen" vor. Die Staatsanwaltschaft hatte nach einer Vereinbarung mit Marion Jones sechs Monate Gefängnis beantragt. Richter Kenneth Karas erklärte, die Entscheidung für das hohe Strafmaß solle eine klare Botschaft an andere Sportler senden. Diese hätten eine besondere Verantwortung, "sie sind auch Vorbilder".

Marion Jones hatte zuletzt eine Bewährungsstrafe gefordert, weil sie sich durch ihre Bloßstellung in der Öffentlichkeit genügend bestraft fühlte. Ihre Verteidigung hatte die aus Belize stammende Marion Jones unterstützt: "Sie ist schon von einer Nationalheldin zu einer nationalen Schande geworden." Der öffentliche Zorn einer Nation, die sie einst bewunderte, und ihr tiefer Fall, seien Strafe genug.

Die 32-Jährige hatte vor drei Monaten in einem Brief an Freunde und Verwandte geschrieben: "Ich kann mir schwer vorstellen, sechs Monate von meiner Familie getrennt zu sein. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als mein Schicksal in Gottes Hand zu legen und zu beten, dass dieses schreckliche Kapitel meines Lebens so schnell wie möglich vorbei geht."

Ihre drei olympischen Gold- (100, 200 und 4x400 m) sowie zwei Bronzemedaillen (4x100 und Weitsprung) von Sydney 2000 hatte sie schon verloren. Alle Wettkampfergebnisse seit 1. September 2000 wurden gestrichen. Zudem sieht sich das einstige "Dreamgirl" Rückforderungen von 800.000 Dollar durch den Weltverband IAAF und die US-Anti-Doping-Agentur Usada gegenüber.

Zweimal hatte Jones wissentlich vor US-Ermittlern gelogen. Als sie 2003 zu ihrer Verstrickung in den Skandal um das kalifornische Balco-Labor befragt wurde, sagte die Ex-Sprinterin, die nach Aktenlage mehrere leistungsfördernde Mittel vor Olympia 2000 nahm, die Unwahrheit.

"Ich log, weil ich Panik bekam. Ich log, um meinen Trainer zu schützen. Ich log, um all das zu schützen, wofür ich so hart gearbeitet habe. Und ich log, um mich selbst zu schützen. Es war eine unglaublich dumme Entscheidung", schrieb Jones: "Ich entschied mich damals, das Gesetz zu brechen, und muss jetzt die volle Verantwortung dafür übernehmen."

Die zweite Lüge stammt aus dem Jahr 2006, als sie zu einem 25.000-Dollar-Scheck aussagen sollte, der 2005 ihrem Konto gutgeschrieben wurde. Er stammte von Montgomery, der ebenfalls des Dopings überführt ist und dem zusammen mit elf anderen Scheckbetrug vorgeworfen wird.

"Auch damals habe ich Panik bekommen. Ich log, um den Vater meines Sohnes zu schützen", schrieb Jones, die in zweiter Ehe mit Obadele Thompson, dem 100-m-Dritten von Sydney, verheiratet ist und jetzt mit ihm in Austin/Texas lebt.

© SZ vom 12.01.2008/sid/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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