Hängende Spitze:Sensenmann mit grüner Raute

Florian Kohfeldt begeht einen Fehler beim Durchrechnen: Bruno Labbadia (links) ist erst sein viertes Traineropfer in der Bundesliga, nicht schon sein fünftes. (Foto: Sören Stache/dpa)

Der junge Bremer Florian Kohfeldt entwickelt sich zur Gefahr für seine Trainer-Kollegen: Bruno Labbadia ist schon der vierte Coach, der nach einer Niederlage gegen Werder gehen muss.

Von Ulrich Hartmann

Wenn der Sensenmann klingelt, das weiß man, dann ist die Zeit gekommen. Wer sich unsicher ist, der erkennt den Sensenmann klassischerweise an Umhang und Kapuze, an einer recht knöchernen Optik und, natürlich, an der Sense. Unterschiedliche Branchen bedingen aber unterschiedliche Erscheinungsbilder: in der Finanzwelt Anzug und Krawatte, im Gruselfilm ein Clownskostüm und beim Fußball einen Trainingsanzug mit grüner Raute und Geflügelwerbung.

Als der Trainer Peter Bosz im Dezember 2017 angesichts einer Niederlage seiner Dortmunder Borussia bereits ahnte, dass er gefeuert wird, da schüttelte er nach dem Spiel dem Bremer Trainer Florian Kohfeldt die Hand. Genauso erging es Alexander Nouri als Hertha-Trainer vor neun Monaten, David Wagner als Schalke-Trainer im September und nun Bruno Labbadia als Hertha-Trainer am Samstagabend. Der letzte gegnerische Trainer, dem sie in die Augen blickten, war in allen vier Fällen Kohfeldt.

Für den jedes Mal natürlich völlig unschuldigen Bremer ist dieser Zufall umso undankbarer, als er ein wahrlich netter Kerl ist und niemandem was Böses will. Mit einer Vorahnung vom Schicksal Labbadias lobte Kohfeldt Herthas Fußballer nach dem Spiel sogar noch ausdrücklich in den Himmel. Sie hätten nie aufgegeben, seien offensiv brutal schwer auszurechnen und obendrein sehr gut eingestellt gewesen. Kohfeldt wollte retten, was nicht mehr zu retten war. Trotzdem: gute Idee für eine pädagogisch wertvolle Geschichte. Der Sensenmann schult um zum Rettungssanitäter. Denn merke: Jeder hat das Recht, sein Schicksal zu besiegen.

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