Hängende Spitze:Friedhelm, der Oberbrandmeister

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Retter-Mission am Rhein: Friedhelm Funkel, 67, Trainer des 1. FC Köln. (Foto: ActionPictures/imago)

Nach zwei Siegen wird Trainer Funkel von den Kölner Fans bereits zum Messias stilisiert. Gegen einen längeren Verbleib beim FC sprechen aber leider vielfältige weitere Retter-Missionen für den 67-Jährigen.

Von Ulrich Hartmann

Nach dem zweiten Sieg hintereinander trug Friedhelm Funkel eine wollene Tunika und hielt zärtlich ein Lämmchen in den Armen. Fans des 1. FC Köln stilisierten den 67-Jährigen auf solch einer Fotomontage im Internet bereits zum Messias, während der echte Funkel in einem Trainingsanzug mit hohem Polyesteranteil nach dem 3:2 in Augsburg die fast flehenden Fragen der Journaille zurückwies, ob er nicht doch, weil´s ja gerade so gut läuft, über die Saison hinaus FC-Trainer bleiben wolle: "Nach dem Saisonende ist wieder Rente angesagt", beschied er. "Ich spüre die Belastung."

Funkel hat ein wohlverdientes Rentenalter erreicht, aber für klassische Retterfiguren ist Ruhestand nicht vorgesehen. Er wird den 1. FC Köln Ende Mai also wieder verlassen, doch der wahre Grund dafür sind anderweitige Retter-Verpflichtungen, die Funkel keinerlei Zeit lassen für profane Aufgaben im Profifußball. Zunächst wird er in der Medenmannschaft des Crefelder HTC die Rolle des lokalen Tennishelden übernehmen, um in der Niederrheinliga den Klassenerhalt zu schaffen; Funkels Signature-Move auf dem Tenniscourt ist übrigens der angetäuschte Becker-Hecht am Netz. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Neuss akzeptiert er zudem das Amt des Oberbrandmeisters ehrenhalber, das ihn dazu verpflichtet, die Rutschstange auf der Feuerwache mit Rapsöl aus regionaler Herstellung immer schön flutschig zu halten.

Relevante Retterrollen im deutschen Kulturbetrieb verwehren es Funkel leider, im nächsten Jahr den Kölner Karnevalsprinzen zu geben. Denn der Filmregisseur Roland Emmerich besetzt mit ihm die Rolle des Superman, der im Leinwandabenteuer "Krieg und Friedhelm" auf einer Weltumrundung versehentlich am Niederrhein notlandet und das marode Grotenburg-Stadion des KFC Uerdingen auf Bitten eines armenischen Investors binnen fünf Sekunden dem Erdboden gleichmacht.

Nach Abschluss der Dreharbeiten bereitet sich Funkel dann für mehrere Jahre (inklusive Bartpflege) auf die Hauptrolle bei den Passionsfestspielen 2030 in Oberammergau vor. Dort soll er eine wollene Tunika tragen und zärtlich ein Lämmchen in den Armen halten. Die Beteiligung an Kreuzigungsszenen verbittet sich Funkel vertraglich ausdrücklich. Der Ammergauer Zeitung erklärt er: "Erst hochgejubelt und dann irgendwann geopfert werden - da hätte ich ja gleich beim 1. FC Köln bleiben können."

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