Hachings Aygün spielt und trifft:Das Phantom mit der Maske

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Da stand er, frisch geduscht und ohne Maske, grinste fortwährend und genoss den Augenblick. Immer wieder erzählte Necat Aygün, was nach diesem denkwürdigen Spiel im Entmüdungsbecken der Spielvereinigung Unterhaching geschehen war. "Ein bisschen wurde geschwommen", berichtete er weiter grinsend, "ein bisschen wurde gesungen und ein bisschen gefeiert."

Christoph Leischwitz

Er bekam sein Dauergrinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht, nicht einmal der große Bluterguss unter seinem rechten Auge schien ihn zu stören. Eigentlich hätte Aygün gar nicht gegen den TSV 1860 antreten sollen, bis zum Freitag hatte es geheißen, er falle bis zu acht Wochen aus, wegen seines Augenhöhlenbruchs. Und nun also stand er hier gelassen in der Mixed Zone der Arena und schilderte, wie er zwei Tore gegen die Löwen geschossen hatte.

Starker Auftritt: Necat Aygün (rechts) setzt sich gegen Jiayi Shao durch. (Foto: Foto: dpa)

Ausgerechnet er. Aygün hatte viele Jahre bei 1860 gespielt, als Kind und Jugendlicher hatte er dort das Verteidigen gelernt. Als er keine Perspektive mehr sah, entschloss er sich, 2003 zur SpVgg zu wechseln.

Inzwischen hat er sich durchgesetzt, ist Kapitän der Zweitligamannschaft. Und deshalb hat der Verein auch alles unternommen, damit Aygün spielen konnte.

Schmerzfrei durchgespielt

Dank einer speziellen Karbonmaske war er tatsächlich einsatzbereit. Die Maske wurde eigens für ihn aufwendig angefertigt, mittels eines Gipsabdrucks wurde sie seinem Gesicht angepasst. Aygün musste nicht mal fit gespritzt werden und spielte letztlich schmerzfrei durch.

Der 25-Jährige avancierte nicht nur dank seines Gesichtsschutzes zum Phantom der Arena. Mit viel Durchblick räumte er unauffällig in der Abwehr auf. Die Stärke von Aygün ist aber auch, dass er oft nach vorne geht und den Abschluss sucht.

Nun, gegen 1860, gelang ihm schon zum zweiten Mal in der laufenden Saison, zwei Tore in nur einer Partie zu schießen. In der 14. Minute traf er aus kurzer Distanz zum 0:1 für Unterhaching. Und neun Minuten vor Schluss erwies er sich sogar als cooler Konterspieler.

Bei dem für Sechzig demütigenden 1:4 lief er nach einem Steilpass alleine auf Sechzigs Torwart Timo Ochs zu, umkurvte ihn souverän und platzierte den Ball exakt neben den Pfosten ins Tor.

"Ich fand es unglaublich"

Unterhaching feierte mit Darlington Omodiagbe und Stefan Frühbeis zudem zwei neue Torschützen, vor allem letzterer hatte einen guten Tag: "Ich fand es unglaublich", sagte Frühbeis staunend über sich selbst, "dass ich gleich zweimal im gegnerischen Strafraum aufgetaucht bin."

Interessanterweise ist Frühbeis ja auch erst kürzlich von 1860 zur Spielvereinigung gewechselt, zu Beginn dieser Saison war das. Doch von Rachegelüsten wollte der kernige Verteidiger, der zwei weitere Treffer vorbereitet hatte, nach dem Sieg nichts wissen.

"Dass ich gegen 1860 getroffen habe, geht mir sonstwo vorbei", stellte er klar und blickte ernst, als hätte er verloren. Jeder feiert eben auf seine Weise.

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