Golfprofi Alex Cejka:Allergisch auf den Arbeitsplatz

Lesezeit: 3 min

Alex Cejka ist einer der besten Golfspieler Deutschlands, seit vergangenem Jahr reagiert er jedoch allergisch auf seinen Beruf: Cejka hat eine Grasallergie. Deutsche und amerikanische Spezialisten sollen das Problem lösen. Trotz aller Schwierigkeiten versucht der 41-Jährige jetzt, seinen Platz im Spitzensport zurückzuerobern.

Matthias Kohlmaier

Seit Beginn seiner Profikarriere, als Bernhard Langer mit Abstand Deutschlands bester Golfer war, gilt Alex Ceijka als einer der talentiertesten deutschen Spieler. Wenn allerdings der Körper nicht mitmacht, hilft auch ein noch so ausgeprägtes Talent nichts. Cejka leidet an einem Gebrechen, das ihm auf den Golfplätzen dieser Welt massiv zu schaffen macht: Er reagiert allergisch auf einige Histamine im Gras - Alex Cejka ist quasi allergisch auf seinen Arbeitsplatz.

Alex Cejka 2011 bei seinem Heimturnier, den BMW International Open in München. (Foto: Getty Images)

Was macht ein Mensch, den sein Arbeitsplatz plötzlich krank macht? In Cejkas Fall ist die Antwort: kämpfen und hoffen. Denn den Grund für die Allergie kennt der 41-Jährige bis heute nicht. "Ich befürchte, dass manchmal zu warmes Klima die Allergie zum Ausbruch bringt", mutmaßt Cejka im Gespräch mit der SZ. Es könnte jedoch "auch an den Grassorten auf dem jeweiligen Platz liegen und eventuell zusätzlich noch an Lebensmittelunverträglichkeiten." Ein Potpourri an möglichen Auslösern also.

Cejkas allergische Reaktionen gehen weit über einen gewöhnlichen Heuschnupfen hinaus. "Ich bekomme einen Ausschlag am ganzen Körper, außerdem schwellen meine Hände und Handgelenke an", sagte er bereits im November 2011 im Gespräch mit der Welt. Und mit geschwollenen Gliedmaßen und einem ständigen Juckreiz ist im Präzisionsport Golf wenig zu gewinnen.

Mit Spezialisten aus München und Las Vegas - Cejkas aktuellem Wohnort - arbeitet er derzeit daran, "die genauen Auslöser für die Allergie herauszufinden und in den Griff zu bekommen." Auch eine Umstellung der Ernährung soll helfen, die Symptome wenigstens erträglicher zu machen.

So kurios das Krankheitsbild im ersten Moment erscheinen mag, für Cejkas Karriere ist die Allergie eine ernsthafte Gefahr. 2011 musste er bereits mehrere Turniere absagen oder aufgeben, zwischendurch war sogar eine mehrmonatige Auszeit nötig. Natürlich sei es für einen Profigolfer schwer, "wenn man eine lange Pause wegen Krankheit einlegen muss", erklärt Cejka und fügt an: "Hier ist Geduld gefragt."

Es ist noch gar nicht lange her, da wären die Probleme eines Spielers in Cejkas Lage weitaus größer gewesen. Mittlerweile gibt es auf den professionellen Golftouren dieser Welt aber die "Medical Extension" - ein langzeitverletzter Spieler kann sie beantragen, damit ihm bei der Rückkehr in den Sport der Zugang zu Turnieren erleichtert wird.

Das bedeutet in Cejkas Fall: Die vergangene Saison hat er auf Platz 163 der amerikanischen Geldrangliste abgeschlossen und hätte damit eigentlich seine uneingeschränkte Spielberechtigung für 2012 eingebüßt. Durch die "Extension" darf er in diesem Jahr fünf weitere Turniere spielen, um sich in der Rangliste noch zu verbessern.

Golf
:Mit Bierbauch im Grünen

Golf ist ein wunderbarer Sport. Bietet er doch auch schon etwas kräftigeren Herren und eher unkonventionellen Typen im Paradiesvogel-Outfit eine Bühne. In Bildern

"Ich benötige nur 67.041 Dollar an Preisgeld in den fünf Turnieren, um mich unter die Top 150 zu schieben", erklärt Cejka. Dann könnte er auf der US PGA Tour noch einmal sieben bis zehn Turniere spielen - bei den hochdotierten Turnieren in den USA würde ein Resultat unter den besten 15 schon das benötigte Geld einbringen. Auf der European Tour hat Cejka ebenfalls eine "Medical Extension" beantragt.

Golf
:Mit Bierbauch im Grünen

Golf ist ein wunderbarer Sport. Bietet er doch auch schon etwas kräftigeren Herren und eher unkonventionellen Typen im Paradiesvogel-Outfit eine Bühne. In Bildern

Grundsätzlich spielt er aber am liebsten jenseits des Atlantischen Ozeans: Sein Traum sei immer gewesen "to make it in America", sich auf der starken nordamerikanischen Profitour zu behaupten. Bereits seit 2002 spielt und lebt der in der früheren Tschechoslowakei geborene Cejka in den USA, bereut hat er den Schritt nicht: "Natürlich war es die richtige Entscheidung. Ich wollte mich immer mit den besten Spielern der Welt messen und das ist auf der US PGA Tour gegeben."

Um wieder auf Dauer mit der Elite mithalten zu können, muss Cejka sein Gesundheitsproblem lösen. Trotz allem habe er in der schwierigen vergangenen Saison nie ans Aufhören gedacht. Cejka hat noch Pläne für die kommenden Jahre: "Mein großes Ziel ist es, auf der US PGA Tour ein Turnier zu gewinnen und wieder in die Top 50 der Weltrangliste zu gelangen, wo ich früher schon lange Zeit war." Einen Turniersieg in den USA hat er noch nicht geschafft - anders als in Europa, wo er bereits vier Mal gewinnen konnte.

Dieses Ziel will er an diesem Donnerstag in Angriff nehmen - Cejka ist für die Humana Challenge in La Quinta, Kalifornien gemeldet. Dass er nach wie vor bei den Besten mitspielen kann, bewies er in den letzten Wochen des Jahres 2011. Einem zweiten Platz im World-Cup-Team-Wettbewerb an der Seite von Martin Kaymer ließ er ein weiteres Top-Ten-Resultat beim Thailand Golf Championship folgen. "Dieses Ergebnis zeigt mir, dass ich wieder auf einem guten Weg bin", meinte Cejka erleichtert.

Die Grasallergie sei zwar noch nicht ausgeheilt, erklärte der 41-Jährige, derzeit plagt er sich aber mit einem anderen Problem herum: "Leider habe ich mir beim Krafttraining eine leichte Muskelzerrung zugezogen". Wenn die Schulter einen Start in Kalifornien nicht zulassen sollte, dann wolle er Ende Januar auf der European Tour in Abu Dhabi ins Jahr 2012 starten.

Sollte allerdings warmes, sonniges Klima seine Grasallerige verschlimmern, wird er weder in La Quinta noch Abu Dhabi viel Freude haben. Für beide Orte meldet der Wetterdienst in den kommenden Tagen sonnige Bedingungen und Lufttemperaturen zwischen 23 und 25 Grad.

© Süddeutsche.de/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: