Golf:Auf Jaegers Spuren

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Thomas Rosenmüller vom GC Eichenried spielt in Texas College-Golf, sein Weg soll den 21-Jährigen ins Profibusiness führen - den Aufstieg in die erste Liga hat er mit seinem Klub am Sonntag aber verpasst.

Von Felix Haselsteiner, Starnberg

Fast schon entrüstet stürmt Thomas Rosenmüller am Samstagnachmittag vom 18. Grün des Golfclubs Starnberg. Ein Bogey auf dem letzten Loch der Starnberg Open, das wirft den 21-Jährigen auf den geteilten 20. Platz zurück. Aber um die Platzierung geht es nicht. "Heute ist es einfach nicht aufgegangen", berichtet Rosenmüller eine halbe Stunde später auf der Terrasse des Klubrestaurants: "Ich hab nicht mein bestes Golf gespielt, das muss ich mir vorwerfen. Aber Pech war schon auch dabei." Einmal ist sogar ein Ball wieder aus dem Loch gesprungen, "der war eigentlich schon drin, das muss man sich mal vorstellen", empört sich Rosenmüller über das fehlende Glück am Finaltag.

Glück ist ein entscheidender Faktor im Golf, mehr vielleicht noch als in vielen anderen Sportarten. Wer als Golfspieler eine erfolgreiche Karriere haben möchte, braucht viele Dinge: Spielstärke, weite Schläge, ein gutes Spiel rund um das Grün, herausragendes Gefühl beim Putten. Golfspieler brauchen zudem eine Siegermentalität, sie müssen in den entscheidenden Momenten unter Druck ruhig bleiben. Daneben jedoch brauchen Golfspieler vor allem am Anfang ihrer Karriere das Glück, bei einem möglichst großen Turnier ihr bestes Golf zu zeigen, um weitere Startberechtigungen zu bekommen.

Die Starnberg Open sind ein Turnier der Pro Golf Tour, der dritten Liga im europäischen Golf. Sie sind kein Turnier, bei dem man sein Glück aufbrauchen möchte, für Rosenmüller sind sie eigentlich nur eine Zwischenstation während seines Heimatbesuchs - sein derzeitiges Zuhause ist etwa 8500 Kilometer vom Elternhaus in Ismaning entfernt. An der University of North Texas, eine gute halbe Stunde Autofahrt von Dallas entfernt, lebt und studiert Rosenmüller, vor allem spielt er dort allerdings Golf. "Die Möglichkeiten, die man am College hat, sind unvergleichlich. Wir trainieren auf einem schwierigen Platz, auf dem man täglich etwas dazulernt."

Täglich heißt in den USA tatsächlich jeden einzelnen Tag: Der texanische Winter jedenfalls hält niemanden vom Training ab. "Deshalb wollte ich unbedingt an eine der Universitäten im Süden: In Europa oder im Norden der USA muss man monatelang auf Trainingscamps in wärmere Zonen reisen. Wir bleiben einfach, wo wir sind", sagt Rosenmüller. Die Golf-Ausbildung in den Staaten ist nicht mit der in Europa vergleichbar: "Die besten Golfer sind heute echte Athleten, in den USA wird viel Wert auf Fitness gelegt. Dort haben die meisten Golfclubs gleich ein Fitnessstudio dabei, in Europa bräuchte ich da wieder eine eigene Mitgliedschaft", berichtet Rosenmüller, der auch nach einigen Jahren in den Südstaaten der USA seinen oberbayerischen Dialekt nicht verloren hat.

Im GC Eichenried wird man sich darüber freuen. Rosenmüller ist eines der Aushängeschilder des sportlich ambitionierten Vereins aus dem Münchner Norden. Am Sonntag, einen Tag nach den Starnberg Open, verpasste der Nachwuchs-Golfer dann mit der Eichenrieder Mannschaft den Aufstieg in die erste Bundesliga: "Das ist schon sehr schade, wir waren knapp am Aufstieg dran. Zwei unserer besten Spieler waren leider in den USA", berichtet er.

Die Geschichte der Eichenrieder Talentexporte ist tatsächlich herausragend. Das erfolgreichste Klubmitglied ist Stephan Jaeger, in der Saison 2018 Spieler auf der PGA Tour, der größten Turnierserie im Golfsport. "Stephan war natürlich eine Inspiration", sagt Rosenmüller. Es ist kein Zufall, dass sich die Karrierewege der beiden stark ähneln: beide trainieren bis heute bei Ken Williams, einem der besten Coaches seines Fachs in Deutschland. Jaeger ging ebenfalls in die Südstaaten der USA, um College-Golf zu spielen. Er blieb drüben und schaffte es mit einigen Umwegen auf die große Tour. Rosenmüller verfolgt ähnliche Pläne, auch wenn er sich derzeit voll auf sein Senior Year, sein letztes am College, konzentriert. "Entschieden habe ich mich noch nicht, wie es dann weitergeht ", sagt er. Die Konkurrenz mag in zwar größer sein, dasselbe gilt allerdings auch für die Preisgelder. Auf der Pro Golf Tour in Europa geht es finanziell vor allem ums Überleben, in den USA sind die Preisgelder auch auf den kleinen Touren höher. Das sportliche Zeug für beide Touren hat Rosenmüller, das hat er zuletzt in Starnberg sowie bei den vorherigen Turnieren auf der Pro Golf Tour bewiesen

Womöglich könnte sein Eichenrieder Heimatklub Rosenmüller nächstes Jahr auf seinem Karriereweg unterstützen, mit einer Wildcard für die BMW Open, die 2019 wieder in Eichenried stattfinden. "Das wäre so ein Turnier, für das ich ganz gerne mein Glück aufbrauchen würde", sagt Rosenmüller.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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