Der Mann der Stunde, der bei den Heimspielen von Borussia Mönchengladbach derzeit noch vor den Fußballern präsentiert wird, ist der Trainer. "Andrééé . . .", schreit der Stadionsprecher ins Mikro, und die Zuschauer ergänzen: "Schuubatt". Der Mann heißt, um korrekt zu sein, Schubert, aber er ist weiterhin der Held des Gladbacher Aufschwungs. Im fünften Bundesligaspiel unter seiner Obhut gelang gegen Schalke 04 der fünfte Sieg. Die Gladbacher gewannen die hochklassige Partie 3:1 (1:1). Als Schubert vor fünf Wochen angetreten ist, waren die Gladbacher Letzter. Jetzt sind sie Siebter. "Wir kommen langsam dahin, wo wir hinwollen - nach oben", sagte Gladbachs Oscar Wendt. Schon am Mittwoch (20.30 Uhr) treffen beide Teams wieder aufeinander - dann geht es in Gelsenkirchen um den Einzug ins Pokal-Achtelfinale.
Das Stadionmagazin Fohlenecho hatte das Sonntagsduell zum Hochkaräter erhoben. Die Gladbacher als "Mannschaft der Stunde" gegen einen "Gegner der Extraklasse". Zwei selbstbewusste Mannschaften mit Zug zum Tor schmeichelten den 54 010 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park mit großer Leidenschaft. In Sachen Trainer-Akzeptanz und jüngster Ergebnis-Euphorie nahmen sich Gladbacher und Schalker Fans ja nicht viel.
Während Gladbachs Trainer Schubert mit Tony Jantschke für den Innenverteidiger Alvaro Dominguez nur einen Wechsel in der Startelf vorgenommen hatte, schickte Schalkes Übungsleiter André Breitenreiter mit Joel Matip, Sascha Riether, Dennis Aogo, Johannes Geis und Leroy Sané zu Beginn gleich fünf neue Spieler aufs Feld.
Es bedurfte nach einer halben Stunde eines schmeichelhaften Elfmeters, um die Gladbacher in Führung zu bringen. Julian Korb dribbelte sich in den Strafraum, geriet ins Gebein des Abwehrmanns Dennis Aogo und fiel schwerfällig zu Boden. Den Elfmeter köpfelte Lars Stindl ins Tor, gewissermaßen. Er hatte den Strafstoß zunächst selbst geschossen, Ralf Fährmann parierte, aber Stindl nickte den hohen Rückpraller ein. Mit Elfmetern hatten die Gladbacher bislang im eigenen Strafraum mehr zu tun: Sechs Strafstöße haben sie in der Liga bereits gegen sich bekommen, deshalb war das Eigentor von Innenverteidiger Andreas Christensen nach einer Hereingabe von Max Meyer in der 44. Minute zum Schalker 1:1-Ausgleich tatsächlich das erste Gegentor aus dem Spiel heraus, das Schubert als Chefcoach erlebte.
Hahn wird rausgetragen - Geis mit Rot vom Platz gestellt
In der zweiten Hälfte reagierten die Gladbacher mit revitalisiertem Pressing. Zugleich blieben sie jedoch anfällig für Schalker Steilpässe in ihre Abwehrnähte. Die Entscheidung nach prächtigem Hin und Her leitete in der 70. Minute Raffael mit dem 2:1 per Freistoß ein; sieben Minuten vor Schluss komplettierte Korb auf 3:1.
Für einen Schreckensmoment hatte kurz zuvor der Schalker Johannes Geis gesorgt, als er den eingewechselten André Hahn mit gestrecktem Bein am Knie traf. Hahn musste vom Feld getragen werden, er erlitt eine Fraktur des Schienbeinkopfes sowie einen Riss des Außenmeniskus im linken Knie. Er wird am Montag operiert und fällt mindestens bis zum Ende der Hinrunde aus. Auch Geis musste vom Platz, er sah die rote Karte. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der 22-Jährige, er habe sich bereits "persönlich bei André Hahn entschuldigt"; zudem erklärte er: "Ich habe ihn in der Situation nicht richtig gesehen und seine Bewegungen falsch eingeschätzt."