Gladbach:Dreckig aus der Delle

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Anweisungen für effizientere Abwehrarbeit: Gladbachs Trainer Dieter Hecking instruiert seinen Verteidiger Oscar Wendt. (Foto: Alexander Neis/imago)

Die Borussia beendet mit dem 1:0 in Mainz seine Krise. "Europa schafft man nicht durch Laberei", mahnt aber Sportchef Max Eberl an.

Von Tobias Schächter, Mainz

Offenbar schmeckte Max Eberl das Heißgetränk aus dem Pappbecher. Der Manager von Borussia Mönchengladbach wärmte liebevoll seine Hände und nahm zwischen seinen Ausführungen immer mal wieder einen Schluck - ohne dass ihm die Zufriedenheit aus dem Gesicht wich. Eberl durfte nach vier sieglosen Partien mit nur einem Punkt und einem Torverhältnis von 2:12 ja auch endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis kommentieren. Das 1:0 beim FSV Mainz 05 kam also zur rechten Zeit und diente den Gladbachern, um sich ihrer Rolle als Spitzenmannschaft zu vergewissern. Die Zweifel, die nach den drei bitteren Heimpleiten zuletzt (0:3 gegen Berlin, 0:3 gegen Wolfsburg und 1:5 gegen Bayern) aufgekommen waren, sind erst einmal aus der Welt. "Wir haben uns nie beunruhigen lassen", meinte Eberl.

So ein Satz kommt nach einem Sieg natürlich leicht über die Lippen. Zumal der Erfolg Tabellenrang vier festigte, der am Saisonende zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde. Vielleicht waren die Mainzer in dieser Situation auch genau der richtige Gegner für die Borussia. Denn trotz einer lange ansprechenden Leistung waren sie im Abschluss einfach zu harmlos. Den Gladbachern genügte in der zweiten Halbzeit ein Torschuss von Abwehrspieler Nico Elvedi nach einer Ecke zum Siegtreffer (63.). "Es ist ärgerlich, dass Gladbach mit wenig viel gemacht hat", haderte Nullfünf-Verteidiger Daniel Brosinski. Sein Trainer Sandro Schwarz ätzte: "Es nervt tierisch, dieses Spiel so zu verlieren.

Es stimmt schon: Gladbach spielte nicht wirklich wie eine Spitzenmannschaft, gewann aber wie eine. Das genügte an diesem Tag. "Man hat gemerkt, dass uns momentan etwas die Leichtigkeit fehlt. Der Sieg gibt uns hoffentlich nun wieder etwas mehr Sicherheit und Vertrauen", meinte Borussia-Trainer Dieter Hecking. Sein Kapitän Lars Stindl wiederum sah es so: "Es war ein dreckiger Arbeitssieg, doch das sind die schönsten." Die Gladbacher vermieden in Mainz individuelle Fehler in der Defensive, die zuletzt häufig zu Toren geführt hatten. Besonders der Torschütze Elvedi, 22, verteidigte nach einigen Patzern diesmal fehlerfrei und gewann als Siegtorschütze zusätzlich Selbstvertrauen.

Man dürfe nicht vergessen, dass der Schweizer Nationalspieler noch jung sei, sagte Hecking. In 22 von 25 Saisonspielen habe Elvedi mit Matthias Ginter in der Abwehrzentrale bestens agiert: "Diese Erfahrungswerte zuletzt sind unschätzbar für einen jungen Spieler, Nico hat alles abgeschüttelt und sehr souverän gewirkt." In Mainz fehlte Ginter verletzt, dafür spielte Routinier Tony Jantschke neben Elvedi hervorragend. Der 28-Jährige kam erstmals in diesem Kalenderjahr zum Einsatz. "Ich hatte null Bedenken ihn zu bringen", erzählte Hecking: "Tony ist unser 1B-Verteidiger, wir wissen alle, was wir an ihm haben."

Zu mehr Stabilität trugen außerdem drei freiwillige Wechsel des Trainers im Vergleich zur 1:5-Pleite gegen den FC Bayern bei. Johnson, Zakaria und Strobl liefen statt Lang, Kramer und Neuhaus auf. Besonders Strobl auf der Sechserposition und Zakaria als eher defensiv denkender Achter in der 4-3-3-Grundordnung spielten gut. Strobl sagte: "Ich hoffe, dass wir mit diesem Sieg unsere Leistungsdelle überwunden haben. Dass wir nach vier Spielen ohne Erfolgserlebnis mal wieder als Sieger vom Platz gehen, tut enorm gut."

Das Ergebnis gibt Anlass zur Erleichterung, die Leistung aber nicht zur Euphorie. Das weiß auch Manager Eberl. Heiter und angriffslustig zugleich wehrte er die Fragen ab, die auf das forsche Ausrufen eines Zieles aus waren. "Europa schafft man nicht durch Laberei", antwortete der 45-Jährige und meinte: "Wenn wir unsere Punkte holen, können die anderen machen, was sie wollen."

Gelänge das am Freitagabend gegen den SC Freiburg mal wieder zu Hause, wäre die Ausgangslage vor dem letzten Saisonviertel sogar im Hinblick auf die Champions League gut. Fakt ist: Gladbach stand nach inzwischen 25 Spieltagen nur zweimal nicht auf einem der ersten vier Plätze: am zweiten und am vierten Spieltag. Mit dem Sieg in Mainz gelang der erste Schritt zur Trendwende. Nun muss aber auch die Leistung wieder einer Spitzenmannschaft würdig werden.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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