Geschichten aus der Regionalliga:Freude am Ball

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Steht für die neue Jugendlichkeit: Fabian Cavadias (re.). (Foto: Sven Leifer/imago)

Der SV Heimstetten hatte schon für die Bayernliga geplant und den Etat reduziert. Er setzt in der Not auf den eigenen Nachwuchs.

Von Christian Bernhard

Christoph Schmitt wusste, dass seine Mannschaft ihm wohl eher kein Spektakel bieten würde. Das störte den Trainer des SV Heimstetten aber nicht sonderlich. "Wir haben es ganz ordentlich gemacht - nicht mehr, nicht weniger", sagte er nach dem 3:1-Erfolg beim Bayernligisten Türkspor Augsburg, durch den der SVH am Dienstag in die dritte Runde des bayerischen Verbandspokals einzog. Dass "ganz ordentlich" mittlerweile reicht, um Spiele zu gewinnen, spreche für sein Team.

Der Regionalligist durchlebt derzeit das, was ihm zu Saisonbeginn nur wenige zugetraut hatten: eine nachhaltige Erfolgsserie. Vier seiner vergangenen fünf Spiele gewann der SVH, die knappe Niederlage bei Aufstiegsaspirant Schweinfurt war die einzige in den vergangenen drei Wochen. Schmitt bescheinigt seinem jungen Team große Lernbereitschaft und Fleiß, das Erfolgsrezept der letzten Wochen fasst er so zusammen: "Die Jungs haben sehr viel Freude daran, den Ball in den eigenen Reihen zu haben. Und wenn er weg ist, haben sie die Gier, ihn sofort zurückzugewinnen."

Zu Beginn der Saison hatte das noch ganz anders ausgesehen. Wegen der zwei Abstiegsrelegationsspiele gegen den TSV Rain/Lech, in die der SVH überhaupt erst durch den Zwangsabstieg des FC Ingolstadt II gerutscht war, hing die Vereinsführung in der Luft. "Wenn man ehrlich ist: Wir haben ja schon mit der Bayernliga geplant", sagte Manager Michael Matejka. Als klar war, dass es doch in der Regionalliga weitergeht, hatten die Spieler nur etwas mehr als zwei Wochen Sommerpause - und der an sich schon kleine Etat war noch weiter zusammengeschrumpft. "Wir mussten abspecken und deshalb gezwungenermaßen auf junge Spieler setzen", sagt Schmitt, der auch noch seinen Assistenten Lennart Hasenbeck verlor, der ins Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg wechselte. Es folgte eine Vorbereitung, die Schmitt aufgrund von Verletzungsproblemen mit einem Wort zusammenfasste: "schlecht". Der Saisonstart mit drei Niederlagen in Serie befeuerte dann die bösen Vorahnungen.

Doch Schmitt und die Verantwortlichen blieben ruhig, sie brachten die Mannschaft auf Kurs und bleiben auch jetzt bescheiden. "Wir sind jetzt genau so wenig euphorisch, wie wir davor Trübsal geblasen haben", sagt er. Schmitt hebt hervor, dass sein junges Team - erst kürzlich schickte er eine Startelf aufs Feld, die im Schnitt nur 21,2 Jahre alt war - unweigerlich weiter fehleranfällig sein wird. "Deshalb sind wir nicht davon gefeit, dass uns das mal in den nächsten Wochen einholen wird."

Stellvertretend für die Jugendlichkeit stehen Fabian Cavadias und Severin Müller. Beide sind Jahrgang 2001 und stammen aus dem Ort, beide hat Schmitt bereits in der F-Jugend trainiert. Verteidiger Cavadias lebt gleich neben dem Heimstettener Sportpark, "direkt hinter der Anzeigetafel", sagt Schmitt. In den ersten Saisonspielen gingen sie trotz ihrer Unerfahrenheit ruhig und abgeklärt zur Sache, Schmitt schätzt ihre Mentalität und bescheinigt ihnen, dass sie "für ihr Alter extrem clever" seien. Am besten aber gefällt ihm, dass sie Heimstettener Jungs sind. Solche Figuren seien "essenziell" für einen Verein, "der finanziell nicht auf Rosen gebettet ist".

Der Trainer, der von 2005 bis 2015 selbst durchgängig für den SVH gespielt hat, glaubt, dass Klubs wie Heimstetten nur überleben können, wenn junge Spieler aus dem eigenen Ort "kreiert" werden. Dadurch werde den Nachwuchsspielern ein Weg aufgezeigt, die heimischen Zuschauer an den Verein gebunden. Die letzten Wochen waren gelungene Werbung für diese These.

© SZ vom 22.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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