Geisterspiele:"Spezielle Blase"

Der Virologe Alexander Kekulé hält Geisterspiele im Mai für möglich - notwendig seien dann aber besondere Quarantänemaßnahmen für die Spieler.

Der Virologe Alexander Kekulé, 61, hält eine Fortsetzung der Fußball-Bundesliga durch Geisterspiele im Mai aus rein medizinischer Sicht für möglich: "Machbar ist alles", sagte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle/Saale im ZDF: "Man kann sich überlegen, wie man die Bundesligaspieler speziell absichert, so dass sie in der Lage sind zu spielen."

Für die Bundesliga-Profis wäre dies jedoch mit "drakonischen" Maßnahmen verbunden, betonte Kekulé: "Man müsste für sie den Lockdown verlängern. Sie müssten privat unter besonderen Sicherheitsbedingungen weiterleben. Die ganze Mannschaft müsste in eine Art Spezialquarantäne. Außerdem müsste man sie vor jedem Spiel neu testen." Insgesamt wären bei diesem Vorhaben nach Einschätzung des Mediziners allein bis Saisonende ungefähr 20 000 Tests für die Bundesliga nötig.

Man könnte berücksichtigen, dass die Spieler zu keiner Risikogruppe gehören: "Rein virologisch wäre das Problem deshalb lösbar. Aber nur, wenn man eine Art spezielle Blase für die Fußballer schafft." Dazu könnte auch der Einsatz von Spezialmasken gehören. Die Schlüsselfrage wäre aber, wie man eine solche Sonderbehandlung der Bundesliga der Gesellschaft erkläre, so lange es "ganz vielen anderen Leuten draußen schlecht gehe" und auch für viele andere mehr Tests benötigt würden.

Eine klare Meinung hat Kekulé zu Fußballspielen in vollen Stadien, der Virologe hält dies 2020 für unmöglich: "Ich würde für dieses Jahr nichts mehr planen mit Publikum. Da wäre ich pessimistisch. Es sieht nicht so aus, als könnten wir dieses Jahr ernsthaft so etwas ins Auge fassen."

© SZ vom 06.04.2020 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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