Es sind zwei Längen Vorsprung, die den Unterschied machen. Der Hengst Fantastic Moon hat am Sonntag das deutsche Galopp-Derby in Hamburg gewonnen. Doch mit ihm siegt nicht nur sein Jockey Rene Piechulek und seine Trainerin Sarah Steinberg, sondern auch die Idee eines Gemeinschafts-Rennstalls, der mehr Menschen zum Pferderennsport bringen soll.
Mit dieser Vorstellung hat der Unternehmer Christian Sundermann zusammen mit Lars-Wilhelm Baumgarten vor drei Jahren das Syndikat "Liberty Racing" gegründet. "Wir haben uns gefragt: Wer kauft sich ein Pferd?", erzählt Sundermann. Ihre Antwort lautete: Menschen mit großem Interesse am Rennsport, mit viel Zeit und vor allem: viel Geld.

Galopprennen:Das Pferd als Anlageobjekt
Die Inflation galoppiert - warum sein Geld also nicht gleich in Rennpferde investieren? Kann gutgehen, muss aber nicht, wie das Beispiel eines Liebhaber-Projekts zeigt.
Schließlich sind Rennpferde teuer. Wegen Kaufpreisen von bis zu drei Millionen Euro und monatlichen Kosten für Verpflegung und Training können sich meist nur sehr reiche Privatpersonen eine Teilnahme am Rennsport leisten. Also gründeten Baumgarten und Sundermann einen Gemeinschaftsrennstall, insgesamt 22 Leute fanden sie als Investoren für "Liberty Racing". So soll die Begeisterung für Pferderennen steigen, indem mehr Menschen die Chance bekommen, selbst Besitzer eines Rennpferds zu werden - wenn auch nur eines kleinen Anteils.
Mit 25 000 Euro ist dieser Anteil zwar weiterhin wohlhabenden Personen vorbehalten, doch die Leute, die den Preis zahlen und Interesse am Galoppsport entwickeln wollen, können so mit anderen Fans und Experten vernetzt werden. So würde die Begeisterung und das Wissen über die Tiere weitergegeben werden, sagt Sundermann: "Schon das Know-How für das richtige Training ist als Privatperson kaum zu bekommen. Ein Rennpferd ist ein Hochleistungssportler, quasi Usain Bolt mit vier Beinen."
Ein Pferdekauf birgt immer ein Risiko - "Liberty Racing" hatte Glück
Ihr Usain Bolt wurde Fantastic Moon, ein dreijähriger Hengst, den die Besitzergruppe vor zwei Jahren für 49 000 Euro kaufte. Mitbegründer Baumgarten hat das Pferd zusammen mit vier weiteren Experten der Gruppe ausgesucht. Obwohl der Preis etwas über dem Durchschnitt lag, haben sie sich für die Investition entschieden: "Ein Pferdekauf ist immer ein Risiko, da man nicht weiß, wie sich das Tier entwickelt. Wir hatten einfach unfassbar viel Glück mit Fantastic Moon."
Der heutige Wert? Das könne man nicht so genau sagen, so Baumgarten, wahrscheinlich irgendwo im unteren siebenstelligen Bereich. Um einen hohen Gewinn gehe es aber sowieso nicht: "Durch unsere Käufergemeinschaft sollen mehr Leute mit dem Sport in Kontakt kommen. Es ging nie darum, Geld zu verdienen." Genau das ist Liberty Racing jetzt aber trotzdem gelungen, mit 390 000 Euro Preisgeld hat Fantastic Moon beim Derby ein Vielfaches seines Kaufpreises gewonnen. Zusammen mit weiteren möglichen Preisgeldern bedeutet das für die 22 Besitzer am Ende des Jahres eine Gewinnausschüttung von bis zu 60 000 Euro. In zwei Jahren hat sich ihre Investition mehr als verdoppelt.
Christian Sundermann hofft, dass diese Zahlen in Zukunft mehr Menschen dazu bringen, einen Gemeinschaftsrennstall zu gründen. "Wenn der Sport so mehr Aufmerksamkeit und Rennställe bekommt, dann freuen wir uns alle darüber", sagt der 57-Jährige. Wichtig sei es nur, dass alle Beteiligten wissen, dass die Chance auf einen Gewinn sehr selten ist: "Im Leistungssport kann man sich schließlich immer verletzen. Egal, ob Manuel Neuer beim Skifahren oder ein Pferd auf der Rennstrecke."