Fußball: Wettskandal:VfL-Profi entschuldigt sich

Lesezeit: 3 min

Der frühere Osnabrück-Profi Marcel Schuon gibt beim Wettskandal-Prozess Manipulationen zu und belastet einen Mitspieler. Indessen sagt der mutmaßliche Wettpate Paul R.: "Man braucht mehr als zwei, drei gekaufte Spieler."

Ex-Profi Marcel Schuon hat sich wegen seiner Kontakte zur Fußball-Wettmafia am Mittwoch vor dem Bochumer Landgericht entschuldigt. "Ich weiß, dass ich den DFB in ein schlechtes Licht gestellt habe", sagte der ehemalige Spieler des VfL Osnabrück im Zeugenstand. "Dafür entschuldige ich mich." Außerdem gab er zu, dass er Spiele gegen Carl Zeiss Jena und den FC Augsburg am 17. April 2009 manipulieren wollte. Nach dem 3:0-Sieg gegen Augsburg seien ihm Wettschulden in Höhe von 25.000 Euro erlassen worden.

Marcel Schuon im Trikot des VfL Osnabrück, im Mai 2009. (Foto: dpa)

Schuon ist wegen seiner Verstrickung in den Wettskandal bereits zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er gab zu, "sehr stark spielsüchtig" gewesen zu sein. Nun belastete er auch seinen damaligen Teamkollegen Thomas Cichon. "Cichon war beteiligt", sagte der 25-Jährige. Er denke, dass auch sein Mitspieler eine Vergütung erhalten habe, sagte Schuon.

Cichon indes bestreitet weiterhin, an Manipulationen mitgewirkt zu haben. Der ehemalige Bundesliga-Profi, der derzeit in Südafrika spielt, ist vom DFB zu einer weiteren Anhörung Ende Januar vorgeladen worden. Er war im Bochumer Prozess sowohl vom Angeklagten Nürettin G. als auch von den Zeugen Marijo C. und Ante S., die als Haupttäter im Wettskandal gelten und in Kürze angeklagt werden sollen, schwer belastet worden.

Die angeblich geplante Manipulation habe dann auch nicht geklappt. Verl gewann das Spiel 4:3. Ein Mitspieler mit mutmaßlichen Kontakten zur Wettmafia soll daraufhin gesagt haben: "Jetzt gibt es bestimmt Ärger." Das Spiel gegen den 1. FC Köln II sollte deshalb wohl auch verschoben werden.

Unterdessen hat sich der von dem früheren St.-Pauli-Profi René Schnitzler beschuldigte Paul R. zu Wort gemeldet. Der mutmaßliche Wettpate aus den Niederlanden gab an, dass seiner Ansicht nach die erste Bundesliga "sicher nicht" von Manipulationen betroffen sei. "Weiter unten geht es besser, auch in anderen Ländern. In Ligen, wo die Gehälter nicht so pünktlich gezahlt werden", sagte R. dem Magazin stern.

R. gab auch Einblicke in die Vorgänge einer Spielmanipulation: "Man braucht mehr als zwei, drei gekaufte Spieler in einer Mannschaft, das können Sie mir glauben." Schnitzler hatte beschrieben, wie er von R. knapp 100.000 Euro für die Manipulationen von Auswärtsspielen des FC St. Pauli erhalten hatte. Der Beschuldigte widerspricht: "Ich habe Schnitzler kein Geld gegeben. Er hat bei mir gewettet wie all die anderen. Schnitzler hat sogar 30.000 Euro Schulden bei mir."

Doch warum sollte sich der Stürmer sich mit einer falschen Aussage selbst belasten? "Mit dieser Frage muss ich mich wohl beschäftigen." R. streitet eine Verwicklung in Manipulationen von Fußballspielen ab. "Ich habe niemals ein Spiel verschoben." Dem stern lägen jedoch interne Aussageprotokolle von weiteren Verdächtigen vor, die unabhängig voneinander schildern, wie sie Zeugen waren, als R. den damaligen St.-Pauli-Profi bestach, darunter einer der beiden Hauptverdächtigen im Bochumer Wettprozess, Marijo C..

Der Nürnberger C. gab bei den Bochumer Ermittlern zu Protokoll, dass R. neben Schnitzler vier weitere Spieler vom FC St. Pauli gekauft habe. R. sagte dazu: "Okay, stimmt. Sieht scheiße für mich aus. Ich sehe schon, die Aussagen sind ein Problem für mich. Aber es ist nun mal so: Ich habe nie ein Spiel verschoben."

R. gibt an, bis 2005 mehr als fünf Jahre in Süddeutschland im Gefängnis gesessen zu haben. Er habe damals "mehrere hundert Kilo Marihuana" geschmuggelt. Anschließend befasste er sich mit dem internationalen Wettmarkt und setzte bis vor einigen Monaten für "rund 50 Kunden aus ganz Europa" hohe Summen bei asiatischen Wettanbietern. Dieses Geschäft betreibe er nun nicht mehr. R.: "Es gibt zu viele Personen, die nicht zuverlässig sind. Und die zu hohe Schulden haben. In der Fußball-Wettszene steckt nicht mehr sehr viel Geld."

DFB-Vizepräsident Rainer Koch befürchtet unterdessen eine Ausweitung des Wettskandals im deutschen Fußball. "Ich schließe nicht aus, dass es zu einem weiteren Fall Schnitzler kommen kann", sagte er der Sport Bild. Er vermutet, dass einer der geständige Wettpaten, Ante Sapina, "sicher viel mehr weiß, als er bisher vor Gericht zugegeben hat".

© sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: