Fußball-Relegation:Interessante Zuspitzung

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Bayern II und Wolfsburg II spielen um den Aufstieg in die dritte Liga. Die Wölfe haben dabei schlechte Erfahrungen gemacht.

Von Thomas Gröbner

An das Erbe von Valérien Ismaël denken sie in Wolfsburg gerade häufiger. 2014 verlor Wolfsburgs U23 gegen die SG Sonnenhof Großaspach in den finalen Aufstiegsspielen für die dritte Liga, Trainer war: Ismaël. Vor drei Jahren, Ismaël war zuvor beim 1. FC Nürnberg entlassen worden, da war es wieder Ismaël, der die jungen Wölfe erst zur Meisterschaft führte, doch dann gegen Jahn Regensburg verlor. Immer wieder scheiterte Wolfsburg dabei, seine ambitionierte Zweitvertretung in die dritte Liga zu hieven. Statt Valérien Ismaël versucht diesmal Trainer Rüdiger Ziehl die Belohnung für eine dominante Saison einzutreiben, diesmal gegen Ismaëls früheren Verein, für den er so elegant gegrätscht hatte, den FC Bayern. Denn dieses Jahr hat das Los für beide Nachwuchsmannschaften ein Aufstiegsspiel gesetzt. Während in den anderen Staffeln die Meister anstandslos in die dritte Liga aufsteigen, müssen die Regionalligen Nord und Bayern den Aufsteiger ausspielen. "Beide Vereine wollen seit Langem, dass die Zweite in der dritten Liga spielt. Und in diesem Jahr wird ein Team das Ziel endlich erreichen", sagte Ismaël in der Wolfsburger Allgemeinen. Nicht alle gehen mit einem guten Gefühl in dieses Saisonfinale. Wolfsburgs Kapitän Julian Klamt hat noch schlechte Erinnerungen. "Mir fällt es ein bisschen schwer, positiv über die Relegation zu sprechen", sagte Klamt nach seinem Tor zur Meisterschaft. "Es ist schwierig nach zwei verlorenen Relegationen zu sagen: Komm, jetzt packen wir es." Dabei hätten sie in Wolfsburg genug Gründe, mit viel Selbstbewusstsein den Münchner Nachwuchs am Mittwochabend (19 Uhr) zu empfangen. Wolfsburg ist regelrecht durch die Regionalliga gepflügt, blieb 22 Spiele am Stück unbesiegt und schoss 86 Tore. Mit Daniel Hanslik stellen sie den torgefährlichsten Angreifer, der neben 19 Toren noch elf Vorlagen lieferte. Vermutlich wären es noch mehr geworden, aber nach 13 Treffern in der Vorrunde zog ihn VfL-Trainer Rüdiger Ziehl zurück, er gestaltet seitdem das Spiel hinter den Spitzen. Sein Aufstieg immerhin ist gewiss: Er wird im Sommer nach Kiel wechseln. Also in die zweite Liga.

Neben Kapitän Klant ist Michele Rizzi die zweite Säule des jungen Teams, ein Mann, an dem sich die anderen aufrichten können, wie Trainer Ziehl sagt. Er scheint gerade rechtzeitig wieder zu genesen, im bedeutungslosen Ligaspiel gegen Rehden (1:1) stand Rizzi zum ersten Mal seit einem Monat wieder auf dem Platz. "Das wird ein Duell auf Augenhöhe", sagt Pablo Thiam, 45. Thiam spielte für die Münchner, den VfB Stuttgart und die Wolfsburger in der Bundesliga und ist heute als Leiter der Nachwuchsakademie quasi der Wolfsburger Jugendbeauftragte. "Wir haben viele Spiele gedreht und in den letzten Sekunden entschieden", sagt Thiam, er beschreibt das Team als "eingespielte Mannschaft mit offensiven Potenzial".

In den beiden Duellen entscheide sich, wer den Druck aushalten könne, meint Thiam. Dass es überhaupt zu dieser finalen Zuspitzung komme, empfinde er als "unsäglich". Die aktuelle Konstellation, in der das Los entscheide, welcher Meister direkt aufsteigt und welcher in ein Entscheidungsduell gehen müsse, sei ein "fauler Kompromiss". "Jeder Meister bringt viele Opfer - und wird dann nicht belohnt." Thiam sieht auch eine Gefahr für die Vereine, die einen direkten Aufstiegsplatz zugelost bekommen. Weil die Gelegenheit günstig scheint, könnten sie verleitet werden, den Aufstiegskampf mit viel Risiko anzugehen. "Dann reden wir schnell auch über Insolvenzen." Das dürfte bei den beiden Vereinen allerdings nicht passieren. Übrigens: Für das nächste Jahr ist die Losfee gnädig. Dann nämlich sind die Meister in Bayern und im Norden als Direktaufsteiger ausgelost worden.

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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