Fußball-Regionalliga:Asterix und die Verletzten

Lesezeit: 2 min

Der Regionalligisten TSV Buchbach hat Probleme. Gerade einmal zwölf gesunde Fußballer stehen bereit.

"Unser Steckerlfisch ist der beste, den es gibt. Das garantiere ich", sagt Aleksandro Petrovic, der sportliche und offenbar auch kulinarische Botschafter des TSV Buchbach. Als Kapitän bildet er das Herzstück des Vereins, gehört seit Jahren zu den spielerisch stärksten Fußballern der Regionalliga Bayern. Jener Liga, die der Dorfverein aus Oberbayern jedes zweite Wochenende mit einem Volksfest bereichert.

Bei jedem Heimspiel kommt etwa ein Drittel der 3000 Einwohner in die SMR-Arena, traditionell wird groß gegrillt. Mal gibt es Sau am Spieß, mal Wild, den besagten Steckerlfisch serviert Buchbach nur zu besonderen Spielen. Das kommende am Freitagabend gegen die SpVgg Bayern Hof ist ein eben solches. Buchbach empfängt als Vorletzter den Tabellen-Letzten.

Ein Kellerduell, in das Buchbach mit enormen personellen Problemen geht. Ganze zwölf gesunde Fußballer kann Trainer Anton Bobenstetter momentan anleiten. Acht andere verletzten sich in den vergangenen Wochen schwer, sie alle sind Regionalliga-erfahrene Leistungsträger, sie alle fehlen langfristig. Bobenstetter spielt dem Kicker zufolge sogar mit dem Gedanken, seinen Stammtorhüter Sandro Volz als Feldspieler aufzustellen.

Zuletzt erwischte es Thomas Leberfinger, am vergangenen Samstag in Burghausen. Der Abwehrspieler verletzte sich am Knie und wird wohl bis in die Winterpause fehlen. Eine Nachricht, die die 0:3-Niederlage beim SV Wacker für den TSV noch bitterer machte. "Jeder im Stadion hat gesehen, wer das Spiel entschieden hat", sagte Bobenstetter - und meinte damit nicht die drei Burghauser Torschützen. Buchbachs Trainer zweifelte die Neutralität des Schiedsrichters an. Zwei Elfmeter habe dieser den Gästen verweigert, zwei Tore zu Unrecht wegen vermeintlicher Abseitsposition nicht gegeben. Statt des erhofften Befreiungsschlags im prestigeträchtigen oberbayerischen Derby rutschte der TSV Buchbach mit dem sechsten sieglosen Spiel hintereinander in der Tabelle nach fast ganz unten ab.

"Wir wussten, dass es in dieser Saison wieder sehr schwer für uns werden würde", sagte Bobenstetter nach dem Spiel. Der Dorfverein zielt nach wie vor nur auf den Klassenverbleib ab - auch wenn er neben seinen Volksfesten in den vergangenen vier Jahren dank viel Leidenschaft und Kampfgeist regelmäßig Platzierungen im oberen Tabellen-Drittel feierte. Vergangene Saison erwischte Buchbach einen ähnlich schwachen Start, gewann von den ersten zehn Spielen wie jetzt nur zwei, aber dann am elften Spieltag gegen Schweinfurt und holte so drei Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt in dieser Saison. Am Ende wurde der TSV Achter. "Dass wir uns im August und September mühsam die Punkte zusammensammeln müssen, ist ganz normal, die vielen Schwerverletzten nicht", sagt Bobenstetter.

"So eine Misere wie jetzt habe ich noch nie erlebt", sagt sein Kapitän. Fünf Mal hat er bislang getroffen, die meisten Angriffe laufen über ihn als Spielmacher. Petrovic führt Buchbachs Spieler an, er nennt sie "die Gallier, die unser Dorf verteidigen." Folgt man diesem Vergleich, ist er der Asterix der Buchbach-Gallier. Und setzte nach der Niederlage am Samstag eine fröhliche Miene nach schlechten Ergebnis auf. Petrovic stand im Mannschaftskreis und grinste. "Ich habe den Jungs gesagt, dass ich auf jeden einzelnen megastolz bin", sagt der 28-Jährige. "Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war unsere bisher beste Saisonleistung. Unter normalen Umständen hätten wir zur Pause geführt."

Der TSV Buchbach überzeugte in Burghausen nämlich zum ersten Mal seit Wochen wieder spielerisch, kreierte Torchancen und zeigte sich im Aufbauspiel deutlich verbessert. "Eine sensationelle Leistung", lobte Trainer Bobenstetter. Nur eben auch eine Leistung, die drei Gegentore erlaubte und mal wieder punktlos blieb. Gegen Hof steht der TSV unter Druck, danach empfängt er Spitzenreiter Unterhaching. "Aber ganz ehrlich: Ich mache mir keine Sorgen", sagt Petrovic. "Wenn wir an unsere Leistung aus Burghausen anknüpfen, kriegen wir den Klassenerhalt wieder gebacken."

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: