Fußball in England:Schwalbenkönig van Gaal

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Der fliegende Holländer klaut allen die Schau: Weil sich ManUniteds Trainer am Spielfeldrand spektakulär ins Gras wirft, redet keiner mehr über den Pokalsieg von Manchester City - gegen Jürgen Klopps Liverpool.

Eigentlich sollte es der Tag von Jürgen Klopp und Manuel Pellegrini werden. Beide standen sich am Sonntag im Londoner Wembley-Stadion im Finale des Ligapokals gegenüber. Nach Verlängerung stand es 1:1 (1:1, 0:0), das Elfmeterschießen brachte die Entscheidung, und da setzte sich Manchester City, die Auswahl des Chilenen Pellegrini, mit 3:1 gegen den FC Liverpool des Deutschen Klopp durch. Die auf der Insel so leidenschaftlichen Statistiker hatten genau gerechnet: 143 Tage nach seinem Amtsantritt vergab Klopp in England seine erste Titelchance.

Um den besten Platz auf der Seite 1 der englischen Medien mussten sich beide aber mit einem anderen Trainer streiten - Louis van Gaal hat den Finalisten wohl die Schau gestohlen. Auch wenn der erste Eindruck Anlass zur Sorge gab: der 64-Jährige ist nicht gestürzt, er ließ sich fallen. Der fliegende Holländer simulierte eine Schwalbe. Er warf sich beim 3:2 von Manchester United in der Premier League vor den Füßen des vierten Offiziellen ins Gras, um auf das Schauspiel-Talent eines Profis des FC Arsenal hinzuweisen. Arsène Wenger, der Arsenal-Coach, schaut entgeistert in die Ferne (im Bild rechts). Gary Lineker, einst Mittelstürmer, heute Twitter-König auf der Insel, bemerkte blitzschnell zum Bühnensturz: "Van Gaal ist herrlich bekloppt!" Spätestens seit seiner Zeit beim FC Bayern von 2009 bis 2011 ist auch hierzulande bekannt, wie erfindungsreich dieser Trainer sein kann, wenn er von einer kriselnden Mannschaft ablenken will.

"Es war aus der Emotion heraus", entschuldigte sich van Gaal für seine Slapstick-Einlage, "sonst sitze ich immer auf der Bank, aber heute war ich emotionalisiert." Vermutlich auch wegen jenes Teenagers aus der Talentschmiede von ManUnited, den er in London präsentierte: Wie schon zur Wochenmitte in der Europa League gegen die Dänen vom FC Midtjylland erzielte der 18-jährige Marcus Rashford zwei Tore. Im Titelrennen bleibt Manchester jedoch nur Fünfter, Arsenal ist Dritter, allerdings klar hinter Spitzenreiter Leicester City.

Das Schlusswort an diesem turbulenten Fußball-Wochenende auf der Insel gehörte dann doch Jürgen Klopp. "Jeder weiß: Im Elfmeterschießen brauchst du ein bisschen Glück, aber wir hätten es schon besser machen können", so Klopp: "Für den Torwart war es nicht besonders schwer." Der deutsche Nationalspieler Emre Can traf als Einziger für Liverpool; es vergaben Lucas Leiva, Coutinho und Adam Lallana. So wurde City-Torwart Willy Caballero in Wembley zum Hauptdarsteller.

© SZ vom 29.02.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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