Fußball in England:Klopp 1, Guardiola 0

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Wer nur wenige Chancen hat, muss wenigstens eine davon nutzen: Georgino Wijnaldum erzielt per Kopf den Siegtreffer für den FC Liverpool. (Foto: Carl Recine/Reuters)

Der FC Liverpool bleibt durch den Sieg über Manchester City erster Verfolger des Tabellenführers FC Chelsea. Sechs Punkte trennen die beiden Teams.

Von Christopher Gerards, München

Pep Guardiola blickte nach oben, er breitete die Arme aus, und im Nachhinein muss man sagen, dass das ein Fehler war. Er sah die Gefahr nicht kommen, zudem stand er nun ohne Deckung vor seiner Trainerbank. Der Coach von Manchester City blickte also auf den Ball, der in dieser 88. Minute in seine Richtung flog, da näherten sich Liverpools Sadio Mané und Guardiolas Spieler Fernandinho. Mané wollte sich den Ball schnappen, und das gelang ihm auch. Fernandinho wollte seinen Gegenspieler umstoßen, aber dieser Versuch war nicht ganz so erfolgreich. Fernandinho foulte Mané zwar noch, aber die Ausläufer seiner Attacke bekam der ungeschützte Bauch seines Trainer ab.

Pep Guardiola schrie, und das war eine Szene für alle Freunde des Wortspiels: Ein Abend mit Schmerzen - ManCity verliert 0:1 gegen Liverpool! Oder: Dieses Spiel ging auf den Magen! So was.

Natürlich wäre das alles zu einfach. Wenn diese Szene etwas sagte, dann dies: Liverpool war mal wieder schlauer gewesen als sein Gegner.

Das Spiel zwischen dem FC Liverpool und Manchester City am Silvesterabend war nicht nur interessant, weil die Trainer Jürgen Klopp und Pep Guardiola zum ersten Mal in der Premier League gegeneinander antraten - nach zuvor acht Duellen mit Dortmund und Bayern in der Bundesliga und im DFB-Pokal. Das Spiel war vor allem deshalb interessant, weil es einiges aussagte über die Anwärter auf den Meistertitel in der Premier League. Liverpool war als Zweiter ins Spiel gegangen, City als Dritter - doch nach dem 1:0-Sieg des Klopp-Teams gilt nur noch Liverpool als ernsthafter Verfolger von Tabellenführer Chelsea. Und das lag nicht nur am Ergebnis.

"Wir haben richtig gut verteidigt, waren aber nicht souverän am Ball. Trotzdem haben wir den Sieg verdient" - diese Sätze hat Klopp später gesagt. Tatsächlich war es ein Spiel, das fast ohne Torchancen auskam. Es war dann aber so, dass Liverpool gleich seine erste nutzte: Roberto Firmino hatte in der 8. Minute mit dem Außenrist einen feinen Pass auf Adam Lallana gespielt, der flankte in den Strafraum, und der Niederländer Georginio Wijnaldum köpfelte ins Eck. Vor dem Spiel hatte Guardiola noch die Qualität des Gegners im Pressing gelobt, und wie richtig diese Einschätzung war, zeigte sich vor allem in der ersten Hälfte. Liverpool, angetreten ohne den verletzten Joel Matip (vormals Schalke 04) und ohne Torhüter Loris Karius (Mainz), überließ Manchester den Ball, um dann aggressiv anzugreifen; das führte zu teils kuriosen Fehlern des Gegners.

Kleine Auswahl: Die 20. Minute, Raheem Sterling flankte unbedrängt ins Toraus. Die 21. Minute, Nicolas Otamendi zielte beim Versuch, seinen wenige Meter entfernten Mitspieler zu erreichen, ins Seitenaus. Die 27. Minute, wieder spielte ein City-Verteidiger im Spielaufbau ins Seitenaus, diesmal Aleksandar Kolarov. Nach der Pause wurde Guardiolas Team stärker, Sergio Agüero gelang in der 54. Minute sogar ein erster Schuss aufs Tor. Aber am Ende standen in der Statistik halt diese Zahlen: null Tore, zehn Punkte Rückstand auf Chelsea.

Swansea lockt Paul Clement, den Co-Trainer des FC Bayern

"Ich kann mich nicht an viele Chancen für City erinnern, das ist wohl das größte Kompliment, das ich meiner Mannschaft machen kann", sagte Klopp. Während Guardiola seine erste Krise als City-Trainer moderieren muss, sieht Klopp sein Team "in der Region der Tabelle, in der wir sein wollen". Sechs Punkte liegt Liverpool als Zweiter hinter dem FC Chelsea, der 4:2 gegen Stoke gewann - für die Londoner der 13. Sieg in Serie. "Könnt ihr euch vorstellen, wie nervend es ist, wenn man 13 Spiele gewinnt und ein anderes Team liegt nur sechs Punkte zurück?", fragte Klopp. Es wird nun spannend, wie lange Chelsea seinen Vorsprung behält. Am Montag tritt Liverpool beim Drittletzten Sunderland an - Chelsea bekommt es am Mittwoch mit dem Stadtrivalen Tottenham zu tun.

Swansea City wird indes bei Crystal Palace antreten, und dass diese Ansetzung eine Nachricht wert ist, liegt an einer Personalie. Britische Medien berichten, dass der Klub aus Wales Bayerns Co-Trainer Paul Clement als Chefcoach verpflichten werde, angeblich werde er schon am Dienstag auf der Bank sitzen. Der FC Bayern würde dann mit einer offenen Assistenten-Planstelle am Dienstag ins Trainingslager nach Katar reisen.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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