Fußball:Ex-Fifa-Präsident Havelange ist tot

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Joao Havelange ist tot. (Archivbild aus dem Jahr 1998) (Foto: REUTERS)
  • Der langjährige Fifa-Präsident João Havelange ist im Alter von 100 Jahren gestorben.
  • Havelange führte den Fußball-Weltverband von 1974 bis 1998. Unter seiner Regie wuchs die Fifa zum Weltkonzern - aber auch die Korruption blühte.

Der langjährige Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, João Havelange, ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge in Brasilien am Dienstag im Alter von 100 Jahren gestorben. Er verstarb im Krankenhaus Samaritano im Stadtteil Botafogo von Rio de Janeiro. Dort lag er seit Juli aufgrund einer Lungenentzündung. Havelange war von 1974 bis 1998 Chef der Fifa.

Mit Havelange starb einer der umstrittensten Sportführer der Welt. Sein Lebenswerk hat in den vergangenen Jahre tiefe Risse bekommen. Im Juni 2012 veröffentlichte Dokumente bestätigten, was viele geahnt und Eingeweihte in der Fifa-Spitze gewusst und lange vertuscht hatten: Beim Aufbau des spröden Verbandes zum florierenden Milliarden-Unternehmen hatte er kräftig mitkassiert - bei vielen lukrativen Verträgen wie der Vergabe von Übertragungsrechten an die 2001 pleitegegangene Vermarktungsagentur ISL.

1,5 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld

Wegen Schmiergeld-Zahlungen hatte als erstes das IOC gegen den Ex-Präsidenten des brasilianischen Olympia- und Fußballverbandes (1956-1974) ermittelt. Im Dezember 2011 trat Havelange, als Schwimmer 1936 und Wasserballer 1952 selbst Olympiastarter, nach 48 Jahren als IOC-Mitglied "aus gesundheitlichen Gründen" zurück und kam damit seinem Rauswurf zuvor. Am 18. April 2013 legte der Anwalt und Unternehmer dann seinen Titel als Fifa-Ehrenpräsident ab.

Dabei hatte Havelange, Sohn eines belgischen Waffenhändlers, den Weltverband entstaubt, modernisiert, für viele neue Länder geöffnet, aber auch zu seinem persönlichen Werkzeug gemacht. "Was ich bei der Fifa geschafft habe, war, die ganze Welt in sie hineinzubringen", sagte der stets aristokratisch auftretende Patriarch.

Mit den ersten Aufträgen an die Vermarktungsfirma ISL wurden die Türen für Korruption und Bestechung weit aufgestoßen. Schmiergeld floss, darunter dokumentierte 1,5 Millionen Schweizer Franken an Havelange.

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