Fußball-Bundesliga:Dortmund trennt sich von Doll

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Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund haben die Konsequenzen aus der schwachen Saison gezogen und sich von Trainer Thomas Doll getrennt. Heißer Nachfolge-Kandidat ist ein Noch-Zweitligacoach.

Freddie Röckenhaus

Als am Montagnachmittag, kurz nach halb drei, Thomas Doll, Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc die Geschäftsstelle von Borussia Dortmund verließen, wurden sie von einem Pulk von Kamerateams und Reportern erwartet. Sowohl BVB-Trainer Doll als auch Manager Watzke und Zorc strebten kommentarlos, mit versteinerten Mienen zu ihren Autos. Aber die Antwort auf die Frage des Tages war auch so an den Gesichtern abzulesen: Die Wege von Doll und Borussia Dortmund trennen sich. Für diesen Montag hatten sich die drei Macher des BVB zu einer "Saisonanalyse" verabredet. Im Verlauf des Gesprächs soll Doll selbst den Rücktritt angeboten haben - in die Enge getrieben von Medien und Klub-Management.

Der 13. Platz, den Dortmund unter Trainer Thomas Doll erreichte, ist die schlechteste Platzierung seit zwanzig Jahren. (Foto: Foto: ddp)

450.000 Euro Abfindung

Dass am Ende nur die Entlassung Dolls stehen könnte, war schon seit Wochen vermutet worden. Allerdings hatten Watzke und Zorc stets jede "Trainerdiskussion" dementiert. Selbst als die BVB-Anfrage beim holländischen Startrainer Leo Beenhakker herausgekommen war, blieb Vorstandschef Watzke dabei, dass lediglich die Medien den Dortmunder Trainer in Frage stellten, die Klubführung aber nicht.

Doll darf sich immerhin noch mit einer vertraglich vereinbarten Abfindung von knapp über einer Million Euro trösten. Und damit, dass ihm die Klubführung "für den Klassenerhalt und die Qualifikation für den Uefa-Cup" dankte.

An sich wäre die Bindung zum 30. Juni ausgelaufen. Schon damals war diese Vertrags-Verlängerung, angesichts der haarsträubenden Leistungen unter Doll, von den meisten Anhängern mit Kopfschütteln quittiert worden. Später wurde lanciert, Doll erhielte nur 450.000 Euro Abfindung. Möglicherweise, um den Unsinn der symbolischen Verlängerung mit dem Trainer im Nachhinein noch als Verhandlungsgeschick wirken zu lassen. Der 13. Platz, den Dortmund unter Doll erreichte, ist die schlechteste Platzierung seit zwanzig Jahren.

Disco-Auftritte und andere Eskapaden

Vor der Saison hatte man den BVB-Kader blauäugig in der Nähe der Champions-League-Plätze vermutet. Am Ende konnte man froh sein, dass die wankelmütige Mannschaft durch das Erreichen des Pokalfinals (1:2 nach Verlängerung gegen Bayern München) äußerst glücklich einen Platz im Uefa-Pokal-Wettbewerb ergatterte. Am Gesamtbild von Dolls Performance aber änderte dieser Überraschungserfolg nichts. Wirtschaftsrats-Mitglied Werner Müller, Vorstandschef des BVB-Sponsors Evonik, hatte die Erkenntnis auf den Punkt gebracht: "Wenn man Gäste mit ins Stadion bringt, schämt man sich manchmal fast, was da für ein Fußball geboten wird."

Auch in der Mannschaft hatte Doll in der Rückrunde seinen Kredit mehr und mehr verspielt. Mit der nervenden Wiederholung von immer gleichen Textbausteinen, mit Disco-Auftritten und anderen Eskapaden, mit personellem Schlingerkurs und rund 20 wechselnden Defensivaufstellungen war Doll teamintern längst unten durch. Stürmer Alexander Frei, selbst häufig Opfer von Dolls manchmal irrationalen Entscheidungen, hatte kurz vor Saisonschluss gesagt: "Ich spiele nicht für den Trainer, sondern für den Verein und für mich." Damit hatte er das Credo des Teams wohl mehrheitlich zusammengefasst. Unverständlich, warum die Klubführung dieser Selbstauflösung so lange zugesehen hatte.

Da Wunschkandidat Leo Beenhakker kurzfristig nicht nach Dortmund zu lotsen ist, deutet nun alles auf Jürgen Klopp als neuen Trainer beim BVB hin. Der Mainzer hat sich bereits vom Zweitligisten verabschiedet. In Dortmund will man offiziell mit Klopp noch nicht verhandelt haben, gleichwohl gibt es offenbar Signale des 40jährigen Trainers, gerne nach Dortmund zum BVB kommen zu wollen.

© SZ vom 20.05.2008/mb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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