Frauenbasketball:Zoff vor Weihnachten

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Wasserburgs Basketballerinnen trennen sich vor einer Eurocup-Partie von Trainer Eichler.

Von Matthias Schmid

Wenn an diesem Donnerstag die Wasserburger Basketballerinnen die französische Mannschaft Saint-Amand Hainaut Basket in der heimischen Halle zum Eurocup-Rückspiel empfangen, werden sich einige Zuschauer über den Mann wundern, der an der Seitenlinie ihres Lieblingsteams stehen wird. Es wird nämlich der bisherige Assistenztrainer Nikolay Gospodinov sein, nicht der Chefcoach Georg Eichler . Von dem 41-Jährigen hat sich das Management des elfmaligen deutschen Meisters am Mittwoch getrennt, formaljuristisch ist Eichler freigestellt, wie Abteilungsleiterin Gaby Brei bestätigt. Sie klingt so, als könne sie das alles noch nicht glauben. Denn als sie sich am Montag zum turnusgemäßen Austausch vor der kurzen Weihnachtspause mit Eichler getroffen hatte, sei die Entwicklung nicht abzusehen gewesen. "Jetzt blieb uns aber keine andere Wahl, als uns von ihm zu trennen", sagte Brei und fügte hinzu: "An seiner Arbeit als Trainer hatten wir nichts auszusetzen."

In der Tat gibt es sportlich keinen Grund für Eichlers unerwarteten Abschied nach zweieinhalb Jahren, in denen er Wasserburg zu zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen sowie erstmals in die K.o.-Runde eines europäischen Wettbewerbs geführt hat. Und auch in dieser Spielzeit lief bisher alles nach Plan, obwohl die Saison von finanziellen Einbußen geprägt ist und die Mannschaft an Qualität eingebüßt hat. Wegen fehlender Sponsoreneinnahmen musste Brei ein drastisches Sparprogramm auflegen, trotzdem gelang es Eichler, der als akribischer und ehrgeiziger Fachmann gilt, die Mannschaft so zu formen, dass sie die Tabelle anführt; auch im Pokal und im Eurocup sind sie noch im Wettbewerb. Aber nach dem Gespräch mit Eichler am Montag ist Brei zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass zwischen Trainer und Teile der Mannschaft Probleme erwachsen sind, die über die normalen Dissonanzen in Profimannschaften hinausgehen. Die Konflikte waren sogar so gravierend, dass die Freistellung aus Klubsicht letztlich unvermeidlich war.

Es soll einen "persönlichen Krieg" mit einer Spielerin gegeben haben

Dabei hatte Brei alles versucht, um kurz vor Heiligabend eine friedliche Lösung herbeizuführen. Am Dienstag hatte sie deshalb Eichler und die Mannschaft zu einer Aussprache eingeladen. Doch der Schlichtungsversuch scheiterte schon daran, dass Eichler dem Treffen fern blieb. Über die Inhalte will niemand sprechen. Eichler sagt nur so viel: "Für mich gab es in der Angelegenheit wenig Diskussionsgrundlage. Deshalb ist es für alle Beteiligten der richtige Schritt." Nach SZ-Informationen wollte sich der Trainer von einer Leistungsträgerin trennen. Von einem "persönlichen Krieg" zwischen den beiden ist die Rede. Dabei ist der Auslöser eigentlich ganz harmlos. Trainer und Spielerin hatten unterschiedliche Auffassungen darüber, wie lange sie während der Weihnachtspause in die Heimat fliegen darf. "Manchmal kriegt man nicht alles mit, was in einer Mannschaft läuft", sagt Brei fast entschuldigend. Wie es weitergeht, weiß sie noch nicht. Nikolay Gospodinov soll aber gute Chancen haben, über Weihnachten hinaus Trainer zu bleiben.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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