Frauen-Nationalmannschaft:Zwei Teams in einem

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Eine von Hrubeschs "Kleenen": Nationalspielerin Giulia Gwinn. (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Statt vor dem Ruhestand entspannt auf seine erfahrenen Fußballerinnen zurückzugreifen, integriert Bundestrainer Horst Hrubesch lieber viele neue.

Von Anna Dreher

Für Leonie Maier war das ein super Arbeitstag, dieser Samstag. Die 26-Jährige wurde im Länderspiel der Fußballfrauen gegen Italien eingewechselt und gestaltete schon kurz danach das Ende der Partie maßgeblich mit: Ihr Tor war das letzte beim 5:2-Sieg. Was diesen Arbeitstag aber noch viel besser machte, als die zur Jobbeschreibung einer Nationalspielerin gehörenden Aspekte "Einwechslung" und "Tore schießen", waren jene Szenen, die in die Zukunft wiesen. An diesen Szenen war Maier nicht immer beteiligt, aber die Abwehrspielerin des FC Bayern fand sie natürlich trotzdem gut. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, viele tolle Chancen herausgespielt", sagte Maier. Und: "Die Neuen haben sich sofort integriert."

Die Neuen, das waren an diesem Tag Maximiliane Rall, 24, und Lena Lattwein, 18, von der TSG Hoffenheim sowie Sydney Lohmann, 18, vom FC Bayern. Wobei das eigentlich die ganz Neuen waren, dieses Länderspiel war ihr allerallererstes. Zu den Neuen wäre eher die Freiburgerin Merle Frohms im Tor mit zwei Länderspielen zu zählen. Oder auch Johanna Elsig, Felicitas Rauch, Nicole Rolser oder Giulia Gwinn mit weniger als zehn Länderspielen. Jedenfalls standen da am Samstag in Osnabrück viele Neue und ganz Neue auf dem Platz, an die sich die gestandenen Nationalspielerinnen und auch die Zuschauer schon mal gewöhnen können.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Neuen auch in Frankreich bei der Weltmeisterschaft 2019 eingewechselt werden und womöglich auch Tore schießen, ist hoch. Die Entscheidung darüber wird dann Martina Voss-Tecklenburg treffen, die künftige Bundestrainerin der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen. Gerade kämpft sie noch mit der Schweiz um die WM-Qualifikation, aber nach ihrem 89. und letzten Einsatz am Dienstag wird sie sich vermehrt mit Namen wie Elsig, Rauch oder Gwinn beschäftigen. Sie dürfte dabei dann feststellen, dass auch diese Spielerinnen bereits sehr gut integriert sind, wie überhaupt das gesamte Team wieder sehr mit sich im Reinen wirkt.

Sieben von sieben Spielen haben die DFB-Frauen mit dem derzeitigen Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch gewonnen. In Erfurt soll an diesem Dienstag (16 Uhr/ZDF) gegen Spanien der achte Erfolg im achten und Hrubeschs letztem Spiel hinzukommen, bevor er in den Ruhestand geht. Und der 67-Jährige denkt gar nicht daran, seine Karriere schön entspannt mit den erfahrenen Kräften in seinem Kader ausklingen zu lassen. Er hat die Integration von Nachwuchsspielerinnen immer mitbedacht. Gleich bei seinem Einstand setzte er voll auf Lea Schüller, die bis dahin erst fünf Länderspiele absolviert hatte - und dann gegen die Tschechien alle vier Tore schoss. Und nun, gegen Italien, traf die 19 Jahre alte Gwinn zum ersten Mal als Nationalspielerin - in ihrem erst dritten Auftritt als solche.

"Die Kleenen - ich sage immer Kleene, weil es meine Enkel sein könnten - machen einen guten Job. Alle, die wir im Kader haben, überzeugen", sagte Hrubesch. "Wir haben momentan zwei Mannschaften und das ist eine Qualität, die verdammt hoch ist. Andere Länder wären froh, wenn sie diese Qualität in dieser Form hätten." Nun sind die Bedingungen eines Länderspiels nicht mit dem Druck einer Europa- oder Weltmeisterschaft zu vergleichen. Sie dienen ja per se dem Testen. Wie eine Mannschaft mit neuen Einflüssen aus den eigenen Reihen umzugehen weiß, kann man daraus aber gut ablesen. Das Zustandekommen der beiden italienischen Treffer zeigte, dass auch Voss-Tecklenburg bei ihrer Arbeit keine Langeweile verspüren wird. Insgesamt dürften aber noch einige super Arbeitstage dazu kommen.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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