Frankreich:Titel für Tuchel

Lesezeit: 1 min

Die französische Ligue 1 hat als erste Fußball-Spitzenliga Europas die Reißleine gezogen und die Saison wegen der Corona-Krise abgebrochen. Der Ligaverband LFP teilte nach stundenlanger Sitzung mit, dass die Spielzeit beendet sei. Eine offizielle Abschlusstabelle wird anhand des Punktedurchschnitts aller Mannschaften ermittelt. Demzufolge wurde der souveräne Tabellenführer Paris St. Germain zum Meister erklärt. Die beiden Letztplatzierten, SC Amiens und FC Toulouse, steigen ab. Damit entschied sich Frankreich anders als die Niederlande, die nach dem Abbruch ihrer Eredivisie auf die Kür eines Meisters und auf Absteiger verzichtet hatte. Der SC Amiens prüft bereits rechtliche Schritte gegen den Abstieg: "Die sportliche Gleichheit wurde missachtet", beklagt Klubpräsident Bernard Joannin.

Der Saisonabbruch in Frankreich war nur noch Formsache, nachdem Premierminister Edouard Philippe angekündigt hatte, dass die Saison 2019/20 im gesamten Profisport nicht wieder aufgenommen werden könne und bis Ende August auch keine Geisterspiele erlaubt werden. "Diese Aussage war eindeutig", sagte Ligapräsidentin Nathalie Boy de la Tour: "Wir mussten daher eine endgültige Entscheidung treffen." Beendet werden auch die zweite und dritte Liga sowie die höchste Frauen- Liga.

Paris, zum siebten Mal in acht Jahren Meister, hatte in der Tabelle zwölf Punkte Vorsprung auf Olympique Marseille. Beide Teams qualifizieren sich für die Champions League, Stade Rennes darf als Drittplatzierter in die Playoffs. Der OSC Lille (4.) zieht in die Europa League ein. "Wir wollen diesen Titel dem Gesundheitspersonal und allen täglichen Helden an vorderster Front widmen, deren Engagement unsere tiefste Bewunderung verdient hat", sagte PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi.

Für den deutschen Trainer Thomas Tuchel ist es in seiner zweiter Pariser Saison der zweite Meistertitel. Sogar das nationale Titel-Triple 2020 ist noch möglich, denn die Endspiele im Pokal und Ligapokal, beide mit PSG-Beteiligung, wurden nicht abgesagt. Sie sollen eventuell im August im Ausland stattfinden. Sollte auch dies nicht möglich sein, rücken aus der Liga Stade Reims (5.) und OGC Nizza (6.) in die Europa League nach. Wie es mit den fürs Viertelfinale qualifizierten Parisern in der Champions League weitergeht, ist unklar. Der Klub will an einer Fortsetzung der Königsklasse unter allen Umständen teilnehmen.

Eine Härtefallentscheidung gab es beim Thema Auf- und Abstieg: Olympique Nimes, das den Relegationsplatz 18 belegt, darf ohne Playoffs in der ersten Liga bleiben. Aus der zweiten Liga steigen lediglich der FC Lorient und RC Lens auf.

© SZ vom 02.05.2020 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: