Formsache:Schiffbrüchiger unter Wilden

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Hanns Meilhamer, 69, geboren in Passau, ist der männliche Teil des Kabarett-Ehepaars "Herbert und Schnipsi". Mit Claudia Schlenger-Meilhamer lebt er in Simbach am Inn. An diesem Sonntag treten beide in Augsburg auf. (Foto: Robert Haas)

Hanns Meilhamer hat sich als Löwe verewigt - und wäre gern ein Vogel.

SZ: Sport ist...

Hanns Meilhamer: ...für mich immer sowas wie ein fremdes, exotisches Land gewesen. Ist es auch geblieben. In dieses Land hab ich nur kurze Ausflüge unternommen, mit viel Respekt, mit großem Abstand und praktisch ohne Sprachkenntnisse. Ich weiß weder, was ein Tiebreak ist, noch eine Pole Position.

Ihr aktueller Fitnesszustand?

Gar nicht so schlecht. Kann aufrecht gehen, im Garten arbeiten, schwimme gern im Meer. Und bin recht gesund. Mein einziger Krankenhausaufenthalt ist 55 Jahre her. Blinddarm. Ich weiß aber, dass ich keinerlei Anspruch drauf habe, dass es mit mir so schön weitergeht. Bin buchstäblich jeden Tag dankbar für das geschenkte Glück.

Felgaufschwung oder Einkehrschwung?

Weder noch. Die Turnstange ist für mich genauso ein Fremdkörper wie der Skihüttenzauber. Brauch i net.

Sportunterricht war für Sie?

Als meistens krankes Kind hatte ich in der Schule den Anschluss verpasst. Beim Fußballspielen in der Schule, wenn die Spitzenkicker sich ihre Mannschaften zusammenstellen durften, war ich immer einer der zwei letzten Erwählten, also Ausschuss. Der andere war der Klassendicke. In meinen Jugendjahren habe ich dann immerhin Freude an Bewegung entdeckt.

Ihr persönlicher Rekord?

Ein paar Jahre lang, so um die 50 herum, bin ich ziemlich regelmäßig gejoggt. Ohne mich mit irgendwas oder irgendwem zu messen, aber für mich war es doch ein Wunder, dass ich mehrere Kilometer am Stück laufen konnte. Das hatte ich früher nie ausprobiert.

Stadionbesucher oder Fernsehsportler?

Wie gesagt: Sport ein fremdes Land. Meine Besuche sowohl in Stadien als auch in Sportsendungen waren kurze Expeditionen, Safaris. Ich ein Schiffbrüchiger unter Wilden, einer, der da nicht hingehört. Irgend sowas. Ein paar Mal war ich mit meinem fußballbegeisterten Sohn im Stadion, um ihm eine Freude zu machen. Ich hab immer die Momente verpasst, wenn die Tore fielen, weil ich halt um mich herum so viel Unbekanntes sah.

Bayern oder Sechzig?

Lustige Frage. In dem einzigen Sketch, den meine Frau und ich je zum Thema Fußball gemacht haben ("Die Fans"), hab ich einen Sechzgerfan gespielt, der sich mit seinem kleinen Buben, einem Bayernfan, unterm Christbaum streitet, wer die bessere Mannschaft hat. Den Buben hat unser Sohn Simon gespielt, der tatsächlich Bayernfan war (und ist). Simon, der Bayernfan, musste mir für meine Rolle erst einmal die 60er-Hymne beibringen, weil ich halt gar nichts weiß. Also, in echt gehör ich in keins der beiden Lager. Aber gerade dieser Sketch hat im Netz so viele Klicks wie kein anderer von uns, und so hab ich mich halt doch als aufrechter 60er verewigt.

Ihr ewiges Sport-Idol?

Ich schau gern im Garten Vögeln beim Fliegen zu. Davon krieg ich nie genug. An denen tät ich mir schon gern ein Beispiel nehmen.

Ein prägendes Erlebnis?

Ich hab mich einmal selber überrascht. Ich war allein auf einer irischen Insel und hatte gerade von einer Zelle aus heimtelefoniert. Als ich heraustrat, kam auf einem Radl ein vielleicht zehnjähriger Bub die steil abfallende Straße herunter, schreiend, weil er nicht mehr bremsen konnte. Hinter ihm kamen hilflos seine Eltern angeradelt und haben versucht, ihm gut zuzureden. Ich schmiss mich auf mein Leihrad, hab den Buben bergab überholt, unten mein Rad weggeschmissen und ihn mit den Händen aufgefangen. Er hat sich nicht sehr weh getan dabei. Ich weiß heute noch nicht, wie ich als Sportmuffel das so hingekriegt habe. Vielleicht hatte ich mir doch etwas von den Vögeln abgeschaut.

In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger?

Im Spazierengehen vielleicht? Im Freuen über die schönen oder interessanten Dinge, die da auf der Strecke liegen? Im Staunen? Ich weiß nicht, wann das olympische Disziplin wird, aber ich halte mich bereit.

Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen?

Am ehesten mit Rod Stewart. Aber ehrlich gesagt geht's mir da nicht um seine fußballerischen Fähigkeiten, sondern nur um diese göttliche Stimme! Er selber hat sich ja schließlich auch gegen die Fußballerkarriere und für den Gesang entschieden. Gott sei Dank!

Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig.

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