Formel 1:Frisch rasiert

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Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso hat sich vom Musketier zum Konfirmanden gewandelt - seine Ansprüche bleiben die alten: Der Weltmeister will auch im Mercedes Gas geben.

Elmar Brümmer

So schnell kommt man ganz nach vorne. Die vergangene Saison ist nicht besonders gut gelaufen für das Formel-1-Team von McLaren und Mercedes. Zum ersten Mal seit 1996 glückte dem Rennstall kein Sieg. Trotzdem prangt auf dem neuen Auto, das an diesem Montag in Valencia präsentiert wurde, die Startnummer eins.

Fernando Alonso hat die begehrte Ziffer mitgebracht. Der 25 Jahre alte Spanier hat zweimal hintereinander bewiesen, dass er der beste Fahrer der Welt ist. Dass sein neuer Arbeitgeber seit 1999 keinen Titel mehr gewonnen hat, schreckt Alonso nicht. "Die Zeit dafür ist wieder einmal reif", sagt Alonso, der sich vom Musketier zum Konfirmanden gewandelt hat: Die langen Haare sind ab, frisch rasiert und mit ordentlichem Kurzhaarschnitt geht er die neue Aufgabe an. Teamchef Ron Dennis, der stets ebenso auftritt, verspricht: "Wir werden Fernando ein Siegerauto geben."

Die Zuversicht ist groß. Am Freitag stellte Toyota sein neues Auto vor, am Sonntag Ferrari, BMW lüftet an diesem Dienstag die Abdecktücher. McLaren und Mercedes aber wollten nicht nur einfach ihr Auto zeigen. Die Inszenierung rund um das Ciudad de las Artes y las Ciencias in Valencia war als "Start einer spannenden neuen Ära" überschrieben und stellte alles in den Schatten, was es in der Formel 1 je an Neuwagenschauen gegeben hat.

Am Nachmittag gaben die Wortführer in einem Unterwasserrestaurant Auskunft, für den Abend waren Demonstrationsrunden vor gut 100000 Zuschauern geplant, begleitet von Klängen der Violistin Vanessa Mae und Kunststückchen der Artisten aus dem Cirque du Soleil. "Wir wollen zeigen, wie jung und dynamisch unser neues Team ist", sagt der 59Jahre alte Ron Dennis.

Neben Alonso hat er eine spektakuläre Nummer zwei engagiert: Lewis Hamilton, der erste Farbige der Formel 1. "Die Hautfarbe hat sicherlich nicht für oder gegen ihn gesprochen", sagt Dennis. Der 22 Jahre alte Hamilton gewann im vergangenen Jahr die Nachwuchsserie GP2.

Jetzt muss er beweisen, dass er reif genug für die ganz große Bühne ist. "Der Ruhm ist das Schwierigste, an das ich mich gewöhnen muss", sagt Hamilton. Im Dezember fuhr er in Jerez die letzte Testbestzeit des Jahres 2006. Er hat Respekt, aber keine Angst: ,,Man darf sich von der Formel 1 nicht überwältigen lassen.''

"Mercedes muss vorne stehen"

Zum letzten Mal ließ McLaren 1993 einen Neuling ans Steuer: Michael Andretti. Das Experiment ging schief. In 13 Rennen zeigte der Amerikaner keinen Sieg, aber sechs Unfälle. In der Szene munkeln einige, möglicherweise habe der 38 Jahre alte Mika Häkkinen Ende November überraschend einen Test absolvieren dürfen, um im Notfall als Ersatz bereitzustehen.

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist sich jedenfalls sicher: "Wenn wir nicht gewinnen sollten, können wir nicht sagen, dass die Fahrer nicht gut genug sind." In den vergangenen Jahren haperte es dem Auto entweder an Zuverlässigkeit oder an Schnelligkeit. Auf den Punkt fit war die Technik nie. Nach Rang drei in der Konstrukteurswertung hinter Renault und Ferrari zürnte Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende von DaimlerChrysler, beim Schaulaufen "Stars & Cars" im Herbst in Stuttgart deshalb: "Mercedes muss vorne stehen."

Erreicht werden soll das Ziel trotz personellen Aderlasses in der Konstruktionsabteilung. Zuletzt haben zahlreiche Ingenieure das Team verlassen. Das neue Auto, das unter der Bezeichnung MP4-22 geführt wird, trägt eine rote Nase und ein paar rote Flecken auf der silbernen Lackierung. Die ungewohnte Farbe stammt vom neuen Hauptgeldgeber Vodafone. Die Millionen des Mobilfunkanbieters balancieren den Etat des Rennstalls offenbar so gut aus, dass Ron Dennis nicht gezwungen war, die Mehrheit an Mercedes zu verkaufen.

Statt der erwarteten Übernahme aus Stuttgart ist die "Bahrain Mumtalakat Holding" eingestiegen und hat 30Prozent der McLaren-Anteile übernommen. Mercedes hält 40 Prozent, Dennis noch 15, auf den gleichen Prozentsatz kommt der Vorsitzender des TAG-Konzerns Mansour Ojjeh. Die Pläne für ein reines Werksteam sind damit vom Tisch.

© SZ vom 16.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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