Formel 1: 10 Zylinder:Heiße Fahrt

Sebastian Vettel gewinnt im VW Käfer, Lewis Hamilton nimmt Abkürzungen, Fernando Alonso gelingt ein unglaubliches Kunststück und Nick Heidfeld ist der schnellste Aussteiger der Formel 1. Die "10 Zylinder" vom Grand Prix in Spanien.

Thomas Hummel

Formel 1: 10 Zylinder

Sebastian Vettel

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(Foto: Getty Images)

Sebastian Vettel gewinnt im VW Käfer, Lewis Hamilton nimmt Abkürzungen, Fernando Alonso gelingt ein unglaubliches Kunststück und Nick Heidfeld ist der schnellste Aussteiger der Formel 1. Die "10 Zylinder" vom Grand Prix in Spanien. Sebastian Vettel Saß in der Pressekonferenz zwischen den beiden McLaren-Fahrern und grinste wie einer, der gerade mit einem VW Käfer seine Konkurrenz übertölpelt hat. So froh und stolz über einen Sieg war selten ein Formel-1-Weltmeister. 15 Runden vor Schluss funkten die Mechaniker, er solle nun bitte kein Kers mehr benutzen, "das war nicht die Nachricht, die ich hören wollte". Vettel habe dann alle möglichen Knöpfe an seinem Lenkrad gedrückt, an den Drehknöpfen gefummelt. Irgendwie musste er sich ohne die 80-Zusatz-PS, die das Bremsenergie-Rückgewinnungs-System Kers bringt, gegen Lewis Hamilton verteidigen. Es gelang, er rettete sechs Zehntelsekunden Vorsprung ins Ziel. Auch, weil das Kers in seinem Red Bull plötzlich wieder funktionierte. Vettel regiert weiterhin die Formel 1, es war der vierte Sieg im fünften Rennen.

Formel 1: 10 Zylinder

Lewis Hamilton

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(Foto: dpa)

Eine Sekunde im Qualifying langsamer als Red Bull. Puh, das war ein bisschen viel für den stolzen Briten. Ob er denn im Rennen an den Bullen dranbleiben könne? "Vielleicht. Es gibt hier ja noch ein paar Reste der alten Streckenführung. Mit denen lassen sich die letzten zwei Kurven abkürzen. Wenn ich das mache, könnte es klappen." Galgenhumor als Ausweg? Von wegen. Hamilton erwies sich als enorm starker Gegner für Sebastian Vettel, in den letzten elf Runden drängelte er hinter dem Deutschen und bisweilen schien es, er könnte den Weltmeister schlagen. Hamilton machte das Rennen zum Spektakel, brachte das Red-Bull-Team zum Nägelkauen und Kniezittern. Der Brite bleibt der stärkste Gegner für Red Bull. Für Hamilton ist Hamilton sowieso der Beste: Der Welt am Sonntag sagte er: "Ich glaube nicht, dass ich überhaupt auf demselben Level wie alle anderen Fahrer arbeite, sondern schlicht und einfach auf einem höheren Level."

Formel 1: 10 Zylinder

Jenson Button

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(Foto: AP)

Jenson Button, Beiname Reifenflüsterer. Keiner im Feld kann seine Pneus so schonend durch einen Kurs steuern, die Fähigkeit brachte ihm in Spanien einen zwischendurch nicht für möglich gehaltenen Podestplatz. Denn am Start fiel der McLaren-Pilot auf Platz zehn zurück. "Meine erste Runde war eine Katastrophe", klagte der Brite. Grund: Auch bei ihm streikte das Kers-System. Vielleicht aus einer gewissen Verzweiflung heraus plante Button dann mit einem Boxenstopp (drei) weniger als die Konkurrenz. "Wir hatten eine fantastische Strategie", schwärmte er. So überholte er nach 36 Runden auf weichen Reifen problemlos Mark Webber im Red Bull auf harten Pneus. Ein kleiner, wenngleich süßer Triumph für das McLaren-Team.

Formel 1: 10 Zylinder

Mark Webber

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(Foto: dpa)

Mann, war der Australier glücklich! Endlich hat er mal den Deutschen besiegt, endlich mal ein Qualifikationstraining gegen Vettel gewonnen. Erste Pole Position der Saison für Webber! "Ich will den Sieg", verkündete er anschließend. Was auch sonst? Kein Team schien Red Bull ernsthaft gefährden zu können und nun stand er vor Vettel. Doch seine Samstagsfreude wich dem üblichen Sonntagsfrust. Nach der ersten Kurve sah er bereits den Auspuff von Vettel und - was noch schlimmer wog - auch jenen von Ferrari-Pilot Fernando Alonso. Die Prognose, dass Red Bull den anderen Teams weit voraus ist, widerlegte Webber eindrucksvoll. Am Start fiel er auf Platz drei zurück, "danach war es ein Schachspiel, es ging nur um die Boxenstopps, da war nicht viel Rennsport". Klang ein klein wenig beleidigt, ein klein wenig verzweifelt. Ausweg? "Ich werde versuchen, mir zu Hause ein paar Pirelli-Reifen zu kaufen."

Formel 1: 10 Zylinder

Fernando Alonso

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(Foto: dpa)

Irgendwann wird man den "Circuit de Catalunya" in "Circuit de Fernando" umbenennen müssen. Der Trubel um den ehemaligen Weltmeister bei seinem Heim-Grand-Prix hatte Klänge eines Starkults. Und Alonso bot eine gute Show. Im Qualifying fuhr er auf Platz vier, jubelte überschwänglich auf dem Bordfunk und schwärmte: Auch wenn er noch 20 Versuche unternehmen dürfe, so eine super Runde würde ihm nicht noch einmal glücken. Von Platz vier aus gelang ihm im Rennen das schier unglaubliche Kunststück, beide Red-Bull-Fahrer zu überholen. Die Zuschauerränge bebten. Am Ende gab der Ferrari-Pilot dennoch leise Interviews: "Wir hatten keine Chance, wir waren einfach zu langsam." Kurz vor Schluss ist der spanische Held auf Platz fünf noch überrundet worden.  

Formel 1: 10 Zylinder

Michael Schumacher

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(Foto: AP)

Die Rückkehr des Rekordweltmeisters unter die Besten? Zumindest die Rückkehr des Respekts. Michael Schumacher fuhr sein bestes Rennen der Saison, trotz technischer Probleme im Qualifying. Weil Kers im Q3 in seinem Auto ausfiel, fuhr er nur eine Bummel-Runde, begnügte sich mit Startplatz zehn und erhoffte sich, mit frischen Reifen einen guten Start zu haben. Gut? Schumacher gelang ein famoser Start, er schob sich sogleich auf Platz sechs. Und hielt den Platz bis zum Schluss. Um anschließend zu klagen: "Unsere Balance, unsere Pace war eher dürftig." Ein sechster Platz ist eben doch nicht genug im Leben des Michael Schumacher.  

Formel 1: 10 Zylinder

Nico Rosberg

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(Foto: AP)

Immer und überall bestimmt sein Mercedes-Teamkollege Schumacher die Debatten. Was ist los mit dem Rekordweltmeister? Wieso ist dieser junge Rosberg so viel schneller? Der Rosberg ist eben schnell, sagen die Experten, ein unangenehmer Gegner im eigenen Team. Ja, der Rosberg ist schnell - manchmal zu schnell: Dreimal wurde er während des Trainings in der Boxengasse geblitzt, das kostete 4000 Euro Bußgeld. Im Rennen dann fuhr der 25-Jährige langsamer als erhofft, doch auch er konnte technische Defizite in seinem Mercedes anführen. "Es hat nichts funktioniert", sagte er sichtlich genervt. Sein Heckflügel ließ sich nicht verstellen, was ihm in der Gerade bis zu zehn Stundenkilometer kostete. Dann fiel sein Funk aus, auch die Flüssigkeit kam nicht mehr an.

Formel 1: 10 Zylinder

Nick Heidfeld

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(Foto: imago sportfotodienst)

Er wäre gerne noch ein wenig weiter gefahren. "Noch zwei, drei Runden mehr und ich hätte die zwei Mercedes vielleicht erwischt", sagte der Renault-Pilot. Er hätte sie ganz sicher erwischt, weil Heidfeld noch auf recht frischen, weichen Reifen unterwegs war. Und das kam so: Am Samstag erwies sich "Quick Nick" als schnellster Aussteiger der Branche. Selten hat die Formel 1 so einen heißen Moment erlebt, als im dritten Training aus Heidfelds Boliden die Flammen schlugen. Der 34-Jährige fuhr zügig an den Straßenrand und sprang aus dem Cockpit. "Das schlimmste Feuer, das ich in meiner Karriere erlebt habe", meinte Heidfeld. Er habe zwar keine Angst gehabt, wollte aber doch so schnell wie möglich raus aus dem Wagen. Dieser war so stark beschädigt, dass er nicht am Qualifying teilnehmen konnte und von ganz hinten starten musste. Dadurch sparte er sich aber ein paar Reifen, er steuerte sein Auto von Platz 24 aus auf Platz acht. Und wäre gerne noch weitergefahren.  

Formel 1: 10 Zylinder

Adrian Sutil

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(Foto: Getty Images)

Wollte schon immer mal ein Hauptthema sein während eines Grand Prix. Aber so? Der 28-jährige Force-India-Pilot steht im Verdacht, ein Schläger zu sein. Er hat dem Lotus-Renault-Mitbesitzer Eric Lux bei einer privaten Fete nach dem Rennen in China mit einem Glas eine stark blutende Wunde am Hals zugefügt. Lux droht öffentlich mit einer Anzeige wegen Körperverletzung, Sutil spricht von einem Unfall, zu der Verletzung sei es "vollkommen unabsichtlich" gekommen. Nun ist der Hobbypianist nicht als Rüpel bekannt, dennoch wiegen die Anschuldigungen des einflussreichen Lux schwer. Manche sprechen davon, dass Sutils Karriere gefährdet sei. Neben der Strecke machte der Gräfelfinger einen angespannten Eindruck, auf der Strecke fuhr er ein ordentliches Rennen. Platz 13 im Force India - ein schönes Ergebnis.

Formel 1: 10 Zylinder

Colin Kolles

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(Foto: AFP)

Der Tropfen Essig im spanischen Wein. Der Chef des Hispania Racing Teams (HRT) streute während der Renntage in Barcelona immer wieder, er werde nach dem Rennen einen Protest einlegen. Es geht um den Technikkniff vieler Teams, den Auspuff als Aerodynamik-Hilfe zu nutzen. Beim Gaswegnehmen füttern diese den Motor weiter mit Benzin oder pumpen Luft durch die Brennräume. Sollte Kolles seine Drohung wahr machen und die Fia würde den Auspuffkniff für illegal befinden, wären nur noch Hispania, Virgin, Sauber und Force India legal unterwegs. Sieger von Barcelona wäre dann der Mexikaner Sergio Perez im Sauber, der eigentlich als Neunter ins Ziel kam. HRT-Fahrer Narain Karthikeyan (im Bild), Letzter am Sonntag, wäre Siebter.

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