Leichtathletik:Kompletter Medaillensatz

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Gold, Silber, zweimal Bronze: Die deutschen Frauen erleben einen erfolgreichen EM-Abend - der von einem Unfall überschattet wird.

Von Joachim Mölter, Berlin

Manchmal gerät auch bei Europameisterschaften der Sport in den Hintergrund, bei den Leichtathleten war dies am Freitag in Berlin der Fall. Kurz bevor im Olympiastadion das Abendprogramm beginnen sollte, machte dort die Nachricht die Runde, dass die Siebenkämpferinnen Louisa Grauvogel (LG Saar) und Mareike Arndt (Leverkusen) verunglückt waren. Sie waren am Nachmittag, in der Pause zwischen Speerwerfen und abschließendem 800-Meter-Lauf, mit zwei Trainern zurück ins Teamhotel gefahren und dabei in einen Autounfall geraten. Idriss Gonschinska, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), beruhigte umgehend: "Nach Aussage des DLV-Ärzteteams liegen keine schwerwiegenden und nachhaltigen Verletzungen vor." Drei der Beteiligten haben das Krankenhaus umgehend verlassen dürfen, ergänzte er, nur Arndt wurde vorsichtshalber dort behalten und überwacht. Weitere Details nannte Gonschinska nicht: "Das Wichtigste ist jetzt, dass sie bald gesund werden."

Die Erleichterung im deutschen Team über den offensichtlich glimpflichen Ausgang war zu spüren, vor allem bei Carolin Schäfer, der dritten deutschen Siebenkämpferin. Die Frankfurterin ist bei der EM mit eigenen Betreuern unterwegs, sie überbrückte die Pause deshalb auf andere Weise. "Sie wird sicher gleich für die beiden mitlaufen", sagte Gonschinska vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf, an dem Grauvogel und Arndt ja nicht mehr teilnehmen konnten. So war es tatsächlich. "Ich bin noch nie so entschlossen 800 Meter gelaufen", sagte Schäfer, die WM-Zweite von London 2017. Das reichte am Ende eines hochklassigen Wettkampfs für 6602 Punkte, eine Saisonbestmarke sowie Platz drei hinter der Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nafissatou Thiam aus Belgien, der mit 6816 Zählern eine Weltjahresbestleistung gelang, sowie der Britin Katarina Johnson-Thompson (6759, persönliche Bestmarke). Anschließend richtete Schäfer vor den Fernsehkameras "ganz liebe Genesungswünsche an die Mädels" und versprach: "Den Sieg teile ich mit euch."

Carolin Schäfers Bronzegewinn war das Sahnehäubchen auf einen Abend, an dem die Frauen dem DLV einen kompletten Medaillensatz bescherten. Speerwerferin Christin Hussong holte Gold mit 67,90 Metern , Dreispringerin Kristin Gierisch (Chemnitz) steuerte Silber bei mit 14,45 Metern, ebenfalls einer persönliche Bestleistung - und Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (Stuttgart) rundete das Ganze ab mit Bronze und einer Saisonbestmarke: 1,96 Meter.

Die DLV-Männer hingegen hatten geschwächelt. Der Hürdensprinter Georg Traber war noch der Beste, er kam nach starken 13,26 Sekunden im Halbfinale im Finale nicht mehr an diese Leistung heran: 13,46 bedeuteten Platz fünf. Bereits in den Qualifikationen am Vormittag waren der ehemalige Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) sowie der Dreisprung-Titelverteidiger Max Heß (Chemnitz) ausgeschieden. Das tat den beiden weh, aber ein paar Stunden später wussten sie: Es gibt Schlimmeres.

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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