FCI verspielt Führung:Schon wieder am Ende

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Da hilft alles Rufen nichts: Nach einem Zwischenhoch unter Neu-Trainer Maik Walpurgis geht es bei Ingolstadt wieder bergab. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Ingolstadt wurde in dieser Saison schon mehrfach abgeschrieben. Nach dem 2:4 gegen Bremen stehen die Chancen auf den Erstligaverbleib wieder schlecht - obwohl das Team phasenweise seinen besten Fußball zeigt.

Von Thomas Gröbner, Ingolstadt

Das Frustrierende an dieser Geschichte ist, dass Maik Walpurgis ja eigentlich gar nicht wütend sein kann, nach dieser 2:4-Niederlage gegen Bremen. Nicht auf den Schiedsrichter, nicht auf seine Mannschaft, nicht mal auf seinen Torhüter. Und weil er kein Ventil fand, schluckte Walpurgis all die Enttäuschung einfach runter.

Ingolstadt war ja von den Beobachtern längst totgesagt worden, zuletzt nach dem 0:3 in Wolfsburg. Aber gegen Bremen haben sie sich noch einmal aufgebäumt und versucht, sich selbst wiederzubeleben. Und tatsächlich: Sie hatten Bremen beherrscht und zermürbt, aber das reichte eben nicht aus, um diese Bremer Mannschaft zu besiegen. Dem Gegner gelang nicht viel - aber er hatte eben Max Kruse in seinen Reihen, der viermal traf (45., 81., 87., 90.+4.).

Dabei sah es in der ersten Hälfte so aus, als habe sich Bremen den Grundtugenden des Fußballs entsagt, als wolle man mit den gemeinen Mitteln des Überlebenskampfs nichts mehr zu tun haben, seit die Europa League so verlockend nah wirkt. Das manische Anrennen, die leidenschaftlichen Grätschen, das schmutzige Spiel - all das überließen sie dem Gastgeber. Die Ingolstädter hatten vor dem Spiel bangen müssen, ob diese roh zusammengezimmerte Abwehr denn die Bremer Überfälle aufhalten könnte, die diese zuletzt zur Kunstform erhoben hatte. Gleich drei wichtige Stützen waren Walpurgis weggebrochen: Kapitän Marvin Matip, Romain Brégerie und Markus Suttner fehlten gesperrt. Ausgerechnet das Fundament bröckelt also. Doch auch so ging zunächst Walpurgis' verwegener Plan auf, die ausgedünnte Abwehr mit Offensivmann Mathew Leckie aufzufüllen. Der Australier schwirrte als Außenverteidiger am gegnerischen Strafraum herum und stiftete auf Bremens rechter Abwehrseite reichlich Verwirrung.

Ingolstadt hat die Partie im Griff - bis Torwart Hansen patzt

Zweimal ging Ingolstadt in Führung, erst traf Lezcano (32.) technisch fein, dann Pascal Groß (62.), der einen von Almog Cohen unschön ergaunerten Strafstoß verwandelte. Nouri reagierte auf die Ingolstädter Dominanz, nach einer Stunde brachte er seine prominentesten Bankdrücker: Claudio Pizarro und der wiedergenesene Serge Gnabry kamen. Pizarro, den Nouri eine "Inspiration" nennt, belebte Bremen wieder. Dennoch hatte Ingolstadt Bremen im Griff, bis Torwart Martin Hansen die Gäste wieder zurück ins Spiel brachte: Unbedrängt faustete er den Ball vor die Füße von Kruse, der den Ball seelenruhig ins Tor schob (81.). Walpurgis hatte lange geheim gehalten, ob nun Hansen oder Nyland das Tor hüten sollten, musste seine Wahl dementsprechend verteidigen: "Hansen hat heute einen Fehler gemacht. Aber die Jungs geben alles, ich werde keinen kritisieren."

Anstatt zu grummeln, lobte Walpurgis lieber den "tollen Fußball", das "schöne, das wahre Gesicht der Mannschaft". Und tröstete sich: "Ich hab heute eine unverdiente Niederlage gesehen, auch wenn sich das nach einem 2:4 komisch anhört", sein Team hätte eine "großartige Leistung gezeigt".

Worüber er aber nicht sprach: Dass sich mit der Niederlage die Aussichten auf den Nichtabstieg dramatisch verschlechtert haben. Denn das Restprogramm im Abstiegskampf ist wenig verheißungsvoll. Erst geht die Reise nach Leipzig, dann warten Leverkusen, Freiburg und Schalke. Vier Punkte muss Ingolstadt aufholen auf Augsburg. Der FCI braucht einen Schlusssprint, der die neun Punkte, die vor kurzem aus der englischen Woche heraussprangen, wie eine Fingerübung erscheinen lässt. Schon in Leipzig muss nun gepunktet werden, sonst droht der von Walpurgis angekündigte "Marathon bis zum Saison-Ende" doch noch zu einem besseren Auslaufen Richtung zweite Liga reduziert zu werden.

© SZ vom 23.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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