FCA schlägt Wolfsburg 2:1:Serienende mit Debattenstoff

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In seinem zehnten Pflichtspiel als Trainer des VfL kassiert Martin Schmidt seine erste Niederlage. Beteiligen an den Diskussionen über den Knackpunkt - einen Videobeweis - möchte sich Wolfsburgs Trainer aber nicht.

Von Maik Rosner, Augsburg

Martin Schmidt hätte durchaus auf die unglücklichen Umstände verweisen können. Er hätte wohl auch Verständnis geerntet, wenn er sich über jene Entscheidung erregt hätte, die hinterher die Debatten bestimmte. Doch der Trainer des VfL Wolfsburg entschied sich für eine andere Herangehensweise. Statt die trotz eines Videobeweises nicht ganz zweifelsfreie rote Karte gegen seinen Mittelfeldspieler Maximilian Arnold in der elften Minute als ärgerlichen Knackpunkt für die 1:2 (1:0)-Niederlage beim FC Augsburg auszumachen, entschied sich Schmidt für Kritik an seiner Mannschaft. "Die Situation müssen wir besser verteidigen, dann kommt es gar nicht so weit. Daran müssen wir arbeiten", sagte der Schweizer.

Saisontreffer Nummer sechs: Alfred Finnbogason dreht sich zur Sicherheit lieber nochmal zum Schiedsrichter um. In Zeiten des Videobeweises weiß man ja nie. (Foto: imago/Thomas Frey)

Es ehrte Schmidt, nicht die Schuld bei Schiedsrichter Tobias Stieler zu suchen oder bei dessen Videoassistenten Tobias Welz, den Stieler über sein Headset in Köln zu der umstrittenen Notbremse befragt hatte. Zunächst hatte Stieler für Arnolds Foul an Alfred Finnbogason nur die gelbe Karte verhängt, weil Robin Knoche vielleicht noch hätte eingreifen können. Doch nachdem sich Stieler rückversicherte bei Welz und keine eindeutige Bestätigung erhielt, schaute er sich die Szene noch einmal selbst auf einem Monitor am Spielfeldrand an. Heraus kamen die Korrektur seiner eigenen Entscheidung und der frühe Feldverweis gegen Arnold sowie das Ende der Wolfsburger Serie.

"Einmal ist man der Baum und einmal ist man der Hund"

Doch darüber beklagen? War nicht Schmidts Sache. "Einmal ist man der Baum und einmal ist man der Hund", sagte er lapidar in Anleihe an Mario Götze, was Schmidts neben ihm sitzenden Augsburger Kollegen Manuel Baum auch deshalb belustigte, weil er nun ja eher der Hund war. "Im zehnten Pflichtspiel hat es uns gepackt. Das ist ein neues Gefühl, jetzt haben wir alles miteinander erlebt", sagte Schmidt über das Ende der Serie ohne Niederlage unter seiner Anleitung.

Blöder Patzer: Augsburgs Torwart Hitz kann einen harmlosen Schuss von Daniel Didavi nicht festhalten. Der Ball kullert ins Tor. (Foto: imago/Bernd Feil)

Dabei hatte es nach zuvor insgesamt sieben Unentschieden und zwei Siegen inklusive Pokal trotz Arnolds Platzverweis lange Zeit nicht unbedingt nach dem Augsburger Heimsieg ausgesehen. In Führung gegangen waren ja die zehn Wolfsburger, nachdem Daniel Didavi aus rund 25 Metern abgeschlossen hatte und FCA-Torwart Marwin Hitz den sicher geglaubten Ball durch seine Hände ins Tor rutschen ließ (40.). "Es ist Gott sei Dank im richtigen Spiel passiert", sagte der Torwart aus der Schweiz später zu seinem Fauxpas. Das richtige Spiel aus seiner Sicht wurde es deshalb, weil Michael Gregoritsch (51.) und Alfred Finnbogason (78.) mit ihrem jeweils sechsten Saisontor noch die Wende herbeiführten. "Ein Arbeitssieg", urteilte Finnbogason. Und einer, der "nicht ganz einfach, aber sehr verdient" ausgefallen war, wie Gregoritsch befand.

Nach Videobeweis des Platzes verwiesen: Der Wolfsburger Maximilian Arnold (27). (Foto: dpa)

In der Tat hatten die Augsburger nahezu durchgehend das Geschehen bestimmt, sich dabei allerdings nicht immer geschickt angestellt und auch einige Torchancen ausgelassen. Beobachten ließ sich, dass Baums aufs Umschaltspiel trainierte Mannschaft zunächst nicht viel mit der Überzahl und damit mit der Aufgabe anzufangen wusste, selbst die Initiative zu ergreifen. Das gelang erst in der zweiten Halbzeit besser, als Augsburg die Gäste "fast schon erdrückt" habe, wie Baum lobte.

FCA-Manager Reiter erleichtert: "Extrem wichtig"

Zunächst hatte Gregorisch ein Zuspiel von Finnbogason zum 1:1 vollendet, später schubste der Isländer eine Hereingabe von Philipp Max zum 2:1 ins Netz. Beendet war damit auch die Serie von drei Heimspielen ohne Sieg - und verflogen jene drohende Debatte, die den FCA wohl erfasst hätte, wenn nach 80 Minuten in Überzahl kein Sieg gelungen wäre. "Extrem wichtig" sei dieser Erfolg, sagte Manager Stefan Reuter erleichtert, "man weiß ja, wie sonst über so ein Spiel gesprochen wird, wenn du es nicht gewinnst."

Beim VfL Wolfsburg haben sie hämische Debatten dagegen nicht zu befürchten nach ihrer ersten Niederlage unter Schmidt, zumal mit nur zehn Spielern über fast die gesamte Partie. Der Trainer schien den "verpassten Zwischenschritt", wie er sagte, sogar schon bei der Abreise aus Augsburg weitgehend verarbeitet zu haben. "Wir werden unseren Weg gehen", sagte Schmidt und ergänzte ebenso optimistisch: "Nächste Woche auf Gladbach stürzen, das ist das beste Rezept." Kritik am Videobeweis oder der korrigierten Entscheidung von Stieler hält Schmidt ganz offensichtlich für weitaus weniger zielführend.

© SZ vom 26.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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