FC Ingolstadt:Zweiter Karriere-Beginn

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Das Ende einer neunmonatigen Leidenszeit: Ingolstadts Verteidiger Danny da Costa beim Testspiel gegen den Drittligisten VfR Aalen. (Foto: imago)

Dem jungen Verteidiger Danny da Costa drohte im Oktober nach einem offenen Schienbeinbruch schon das Karriere-Ende. Jetzt reist der 22-Jährige mit Aufsteiger Ingolstadt ins Trainingslager vor der Erstliga-Saison.

Von Maik Rosner, Ingolstadt

Wie groß die Freude war, verriet schon die Uhrzeit. Mitten in der Nacht am 9. Juli, um 3:41 Uhr, war es Danny Vieira da Costa ein Bedürfnis, jenen Eintrag bei Facebook zu posten, auf den er seit Ende Oktober hingearbeitet hatte. "Nach knapp neun unfassbar harten Monaten und einigen Rückschlägen durfte ich nun endlich meine Rückkehr aufs Fußballfeld feiern." Das schrieb der Rechtverteidiger des FC Ingolstadt nach seinem ersten Testspieleinsatz beim 3:1 gegen den Drittligisten VfR Aalen. Dazu stellte er zwei Fotos, die den Rahmen dieser langen Leidenszeit abbildeten. Eines von seinem offenen Schienbeinbruch, den er sich am 31. Oktober im Ligaspiel bei Fortuna Düsseldorf zugezogen hatte. Und darunter ein weiteres von seinem ersten Wettkampfeinsatz am vergangenen Mittwoch in der ersten Halbzeit gegen Aalen.

Mittlerweile dürfen sich die Ingolstädter Erstligist nennen; und da Costa an diesem Sonntag mit dem Aufsteiger ins achttägige Trainingslager nach Mittersill in Österreich reisen und dort am Montag seinem 22. Geburtstag als Profikicker feiern kann, kommt dies für ihn beinahe einem zweiten Beginn seiner Karriere gleich. "Ein paar Ärzte und Neurologen haben gesagt, dass Fußballspielen in der Form wie bisher künftig eher schwierig werden könnte", erzählte der U21-Nationalspieler zuletzt in einem Interview, "ich habe daraus dann Motivation gezogen und wollte beweisen, zurückkommen zu können."

Sechs Operationen waren notwendig

Es hat geklappt, nach sechs Operationen und vielen schwierigen Momenten in der langen Reha. Und obwohl sein Bein zunächst aussah "wie ein Streichholz".

In Ingolstadt freuen sich mit ihrem Rechtsverteidiger, der bis zu seiner Verletzung bei Trainer Ralph Hasenhüttl unumstrittener Stammspieler war. Für Thomas Linke ist da Costa "ein gefühlter Neuzugang", und welchen Stellenwert dieser in den Planungen für die Premierensaison in der ersten Liga einnimmt, verdeutlichte der Sportdirektor auch mit einem Rückblick, bei dem er an den Werdegang von drei wichtigen Stützen der Mannschaft erinnerte. "Das Schönste für mich ist eigentlich, wenn sich ein Danny da Costa, Pascal Groß und Danilo Soares so entwickeln, wie sie es getan haben", sagte Linke.

Danilo steht nun auch eine Wartezeit bevor, die sich zwar nicht ganz so lang, aber doch bis in den Herbst ziehen könnte: Der Linksverteidiger musste sich gerade einer Operation am Zehengrundgelenk unterziehen. Auf der anderen Seite der Viererkette ist immerhin wieder mit da Costa zu rechnen, wenngleich es für ihn zunächst einmal darum gehen wird, die Trainingsbelastung gut wegzustecken und Sicherheit zu gewinnen.

Die U21-EM kam noch zu früh

Zunächst hatte er noch gehofft, dass sich seine Genesung schneller einstellen würde und er bei der U21-EM in Tschechien dabei sein könnte, für die er von Trainer Horst Hrubesch eigentlich fest eingeplant war. Doch diese Hoffnung zerschlug sich bald, und damit auch ein weiteres Ziel, das er sich schon mehrmals gesteckt hatte. "Mit der U-17- und U-19-Nationalmannschaft habe ich sportlich jeweils die Qualifikation verpasst. Jetzt hat es geklappt, dann kam die Verletzung dazwischen", klagte da Costa.

Anfangs, gibt er zu, habe ihn die schwere Verletzung "total runtergezogen". Und "als ich im Krankenhaus lag, habe ich total darauf verzichtet, mir überhaupt Fußballspiele anzusehen. Das habe ich nicht übers Herz gebracht". Jetzt muss er gar nicht mehr zuschauen, sondern kann wieder mitwirken. Im Trainingslager und bald auch in jener Liga, in der er für seinen früheren Verein Bayer Leverkusen mit 18 Jahren schon sechs Mal aufgelaufen war. "Wenn man schon einmal reingeschnuppert hat, will man da wieder hin. Die Bundesliga wäre für mich ein Traum, der in Erfüllung gehen würde", sagte er im April während der Reha. Kurz danach durfte er mit seinen Kollegen den Aufstieg feiern. Der jetzt das Comeback in der Traumliga ermöglicht.

© SZ vom 12.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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