FC Ingolstadt:Rabatt im Fanshop

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Kennt seine Spieler anders, nicht so "passiv" und "fahrig": FCI-Trainer Maik Walpurgis (mit Eigentorschütze Markus Suttner) sucht nun das Gespräch. (Foto: Martin Rose/Getty)

Das rätselhafte 0:3 in Wolfsburg hat die Aufholjagd des FCI im Abstiegskampf vorerst beendet. Die Mannschaft spielt plötzlich zu kompliziert - und Verteidiger Markus Suttner gibt die Heldenrolle ab.

Von Sebastian Fischer

Bundesweiter Ruhm ist nicht unbedingt eine Ehre, die Fußballern des FC Ingolstadt wöchentlich zuteil wird, deshalb war es schon besonders, was in den vergangenen Wochen und Monaten landauf und landab über den Verteidiger Markus Suttner erzählt und geschrieben wurde. Ingolstadt holte Punkt um Punkt auf die Nichtabstiegsplätze der Bundesliga auf, und Suttner traf mit einem Freistoß nach dem anderen ins Tor, viermal, so oft wie kein anderer Erstligaspieler. Öfter sogar, wie Boulevardzeitungen in Deutschland und Österreich ausrechneten, als Ronaldo oder Messi.

Doch wie es nun mal so ist mit schnell vergänglichen Weihen im Sport: Bis auf weiteres ist der Österreicher Suttner, 30, nun der Spieler, der mit seinem zur Genialität neigenden linken Fuß die erste Ingolstädter Niederlage nach zuvor drei siegreichen Spielen, das 0:3 beim VfL Wolfsburg am Samstag, mit einem Eigentor einleitete. Er verlängerte eine Flanke von Yannick Gerhardt - ohne nennenswert bedrängt zu werden - am eigenen Torhüter Örjan Nyland vorbei. Und zumindest am kommenden Samstag gegen Bremen wird er sein Missgeschick nicht wiedergutmachen können, weil er in Wolfsburg seine zehnte gelbe Karte der Saison sah und gesperrt ist.

"Leider hat mein Eigentor ein bisschen den Umschwung gebracht. Das tut mir leid für alle, aber das passiert halt leider", sagte Suttner. Mit dem Umschwung meinte er wohl nicht nur den für den FCI ungünstigen Spielverlauf in Wolfsburg, wo er das 0:1 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte, und sich seine Kollegen davon nicht mehr erholten: In der zweiten Hälfte fiel jegliche Gegenwehr aus, Wolfsburg hatte es leicht, zwei weitere Tore zu schießen. Nein, Suttner deutete einen plötzlichen Stimmungswechsel im ganzen Verein an.

Aus eigener Kraft kann der FCI den Abstieg nicht verhindern

Euphorisch war der FCI ja nach Wolfsburg gereist, erstmals seit dem vierten Spieltag hätte der Klub die Abstiegsränge verlassen können, die Spieler lobten Trainer Maik Walpurgis und dessen Motivationskünste und der Trainer gab das Lob zurück, selten geht es im Kampf ums sportliche Überleben so harmonisch zu. Doch nun beträgt der Rückstand auf Relegationsrang 16 wieder vier Punkte, aus eigener Kraft kann der FCI den Abstieg in den verbleibenden fünf Spielen nicht mehr verhindern. Soll die allerseits zurecht mit großer Anerkennung gewürdigte Ingolstädter Aufholjagd nun etwa umsonst gewesen seind?

Sie bemühten sich in ihren Erklärungen, das Spiel als rätselhaften Einzelfall darzustellen. Er kenne seine Mannschaft anders, nicht so "passiv" und "fahrig", sagte Walpurgis. Und Mittelfeldspieler Almog Cohen sprach gar von der schlechtesten Leistung der vergangenen Monate. Doch wie soll das Ingolstädter Spiel nun wieder an den unkomplizierten, zielstrebigen und zweikampffreudigen Fußball der Vorwochen anknüpfen, zumal am Samstag Werder Bremen zu Gast ist, eine der besten Mannschaften der Rückrunde, und neben Suttner auch die Verteidiger Marvin Matip und Romain Bregerie gesperrt sind? Walpurgis erklärte seine Strategie zunächst so umständlich, wie die Mannschaft spielte. Nach zwei trainingsfreien Tagen werde er an diesem Dienstag "mit den Spielern in die Kommunikation gehen", sagte er. Walpurgis wird also mit den Fußballern reden.

Am Montag wurde der Klub in seinen Plänen etwas präziser. Ähnlich wie es am vergangenen Wochenende auch in Mainz und Augsburg Wirkung zeigte, will der FCI den Schulterschluss mit den eigenen Fans suchen. Anhänger sollen rot tragen, heißt es in einer Pressemitteilung, dafür gebe es Rabatt auf die Trikots im Fanshop. Auch das Leibchen des besten Freistoßschützen der Liga hat nun also an Wert verloren. Doch vielleicht braucht es ja genau diese Geringschätzung, um den Geist der Vorwochen wieder zu entfachen. Oder wie Suttner die Ingolstädter Lage im Abstiegskampf beschrieb: "Verloren haben wir's schon vorher, wir können nur noch gewinnen."

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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