FC Ingolstadt:Mit Sozialkompetenz

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Am Montag vorgestellt, am Dienstag schon im Dienst: Nouri (rechts, mit Co-Trainer Markus Feldhoff) muss mit dem FCI gleich in Köln antreten. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Der Fußball-Zweitligist holt nach der Entlassung von Stefan Leitl den früheren Werder-Trainer Alexander Nouri. Mit seiner Bundesliga-Erfahrung, so hofft der Klub, soll endlich die Wende gelingen.

Von Jörg Marwedel

Viel Zeit bis zum Ernstfall bleibt Alexander Nouri nicht. Am Montagmittag wurde der 39-Jährige als neuer Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt vorgestellt, an diesem Dienstagabend wird er die Mannschaft gleich im schweren Auswärtsspiel beim 1. FC Köln betreuen. Das sei sein Wunsch gewesen, erklärte Nouri: "Es geht darum, schnell eine Bindung zur Mannschaft zu schaffen und ein gemeinsames Commitment aufzubauen, um die Mannschaft auf ein Ziel einzuschwören." Der Nachfolger von Stefan Leitl erhielt wie sein Assistent Markus Feldhoff einen Vertrag bis 2020. FCI-Sportdirektor Angelo Vier meinte, Nouri habe "schon bei Werder Bremen gezeigt, dass er ein Team aufrichten und mitreißen kann".

Als Nouri im Oktober 2016 von Bremens Sportchef Frank Baumann unter "80 bis 100" Kandidaten" ausgewählt wurde als Anführer des Bundesliga-Teams, hatte Baumann dem bis dato mittelmäßig erfolgreichen Chef der Drittligamannschaft des SV Werder einige sehr löbliche Talente zugesprochen. Er habe "soziale Fähigkeiten" und eine "sehr hohe "Vermittlungskompetenz". Zudem habe der in Buxtehude vor den Toren Hamburgs geborene Deutsch-Iraner - der als Jugendlicher bei Werder als Spieler ausgebildet wurde - eine besondere Sympathie für Klub und Stadt. Nouri schaffte es als Spielmacher mit dem VfL Osnabrück nur bis in die dritte Liga, was natürlich keineswegs gegen seine Fähigkeiten als Fußballlehrer sprechen muss.

Zunächst funktionierte Nouri, der als Profi unter Claus-Dieter "Pele" Wollitz trainierte, auch prima in Bremen. Die unter Vorgänger Viktor Skripnik schlecht gestartete Elf kletterte in der Tabelle bis in die Nähe der Europa-League-Plätze. Und Nouri pflegte, wie später auch Nachfolger Florian Kohfeldt, eine besondere Beziehung zu den Fans, zu denen er sich selbst zählte.

Doch als die Saison 2017/2018 begann, verließ Nouri den Erfolgsweg - zum einen, weil Werder unter seiner Regie in zehn sieglosen Spielen nur drei Tore erzielte und fünf Punkte erkämpfte. Aber vor allem, weil er zunehmend vom alten Werder-Stil des offensiven Fußballs Abschied nahm und versuchte, das Team vor allem defensiv gut einzustellen.

Das war vermutlich ebenso wenig im Sinne von Baumann wie die von Nouri im Frühjahr 2017 betriebene Trennung von Co-Trainer Florian Bruns. Es heißt, Bruns sei bei den Profis ein wichtiger Ansprechpartner gewesen, vielleicht ein zu wichtiger. Zudem wollte Nouri nicht mehr mit dem damals fast 38-jährigen Werder-Idol Claudio Pizarro weiterarbeiten. Pizarro zog nach Köln weiter und ist jetzt wieder nicht nur eine Angriffs-Alternative bei Werder, sondern auch eine Art Papa für die jüngeren Profis. Vielleicht hat auch das gefehlt, als es zuletzt unter Nouri abwärts ging mit Werder.

Nouris Karriere als Bundesligatrainer endete daher so abrupt, wie sie begonnen hatte - selbstredend kann er sich nun glücklich schätzen über das Angebot eines zwar aktuell erfolglosen, aber ambitionierten Zweitligisten. "Ich habe richtig Bock auf die Aufgabe beim FC Ingolstadt", erklärte Nouri dementsprechend, "das Team und die Bedingungen hier sind hervorragend. Nun liegt es an uns, dass wir die Kräfte bündeln und die Mannschaft zurück in die Spur bringen." Vier sagte: "Der FC Ingolstadt muss wieder für etwas stehen, und Alex wird ein Teil davon sein." Vorerst soll er dafür stehen, dass die Null steht. Denn ein Ziel für Köln gab Nouri bereits aus. Er hofft, "dass die Torhymne dort nicht gespielt wird"

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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