FC Bayern Frauen:Effektivität und Coolness

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Bayerns Fußballerinnen gewinnen in der Champions League 5:0 und können mit dem Viertelfinale planen.

Von Anna Dreher

Als die Sonne sich in Schymkent gerade verabschiedet und die Rollfläche des Flughafens in gelb-orangenes Licht getaucht hatte, liefen die Fußballerinnen des FC Bayern München ganz entspannt zur Treppe des auf sie wartenden Flugzeuges. Über die sozialen Netzwerke wurde ein Video dazu geteilt, "ab nachhause! Servus Schymkent!", die Arbeit war getan. Es ist keine ungewöhnliche Zeit gewesen, um nach einem Fußballspiel in einen Flieger zu steigen. Ungewöhnlich war viel mehr, dass die Spielerinnen erst wenige Stunden zuvor noch auf dem Platz gestanden hatten. Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League hatte eine Anstoßzeit verpasst bekommen, die schon erahnen ließ, dass sich der Heimvorteil für den kasachischen Klub BIIK Kazygurt zumindest nicht auf den Tribünen zeigen würde: 14 Uhr Ortszeit an einem Mittwoch, da verhalf auch der berühmte Name des Gegners nicht zu einer der Königsklasse angemessenen Zuschauerkulisse. Große Euphorie wäre unter den heimischen Fans aber ohnehin nicht ausgebrochen.

"Das war ein super Ausrufezeichen von uns an alle anderen Champions-League-Mannschaften", sagte Carina Wenninger am Telefon noch am Flughafen in Kasachstan. "Man möchte unbedingt auswärts treffen - und wir haben das gleich fünf Mal geschafft. So ein Spiel kann einem einen super Impuls geben und könnte dafür sorgen, dass wir in einen Flow kommen." Nach dem unglücklichen 0:1 bei der TSG Hoffenheim am Sonntag in der Bundesliga war die Partie gegen Kazygurt, dieses deutliche 5:0 (3:0), ja auch ein Ausrufezeichen der Mannschaft an sich selbst: Geht doch!

Zwei Treffer in Schymkent: Lina Magull sorgte für Bayerns gute Ausgangslage für den Viertelfinaleinzug. (Foto: imago)

Simone Laudehr und Lyneth Beerensteyn hatten mit ihren Versuchen zunächst den Eindruck vermittelt, dass sich womöglich diese lästig ausbaufähige Chancenverwertung erneut auf das Ergebnis niederschlagen würde. Über die derzeitige Spielweise herrscht ja keine Unzufriedenheit, auch Trainer Jens Scheuer ist zufrieden damit. Aber ohne Treffer bringt einem der schönste Spielaufbau eben nichts. In Schymkent beendete Jovana Damnjanović jegliche Spekulationen, die sich dazu bis dahin womöglich auf der dünn besetzten Bank breitgemacht hatten: Der Kader für den Auftakt im Achtelfinale umfasste lediglich 13 Feldspielerinnen. Flanke Linda Dallmann, Kopfball Damnjanović, 1:0 in der 23. Minute. Statt sich zu revanchieren folgte ein unfreiwilliges Geschenk der Gastgeberinnen: Nach einem Foul an Emily Gielnik verwandelte Lina Magull den Elfmeter zum 2:0 (28.). Zehn Minuten später erhöhte sie auf 3:0, die Vorlage kam erneut von Dallmann. "Wir waren von der ersten Minute an fokussiert und wussten, dass sich hier schon viele große Mannschaften schwergetan haben", sagte Magull.

In Erinnerung also zum Beispiel an die 1:3-Niederlage des FC Barcelona vergangene Saison in Schymkent (nach der es Barça noch ins Finale schaffte), sollte das Sicherheitspolster möglichst komfortabel werden. Nach der Pause erhöhten Gielnik (73.) und Nicole Rolser (80.) auf 5:0. "Wir haben heute viele richtige Entscheidungen getroffen, auch jede individuell vor dem Tor, und aus unseren Chancen viel gemacht. Heute hatten wir einfach die Effektivität und Coolness vor dem Tor", sagte Scheuer vor dem Abflug nach München. Es sei nun wichtig, das Selbstvertrauen mitzunehmen und Ruhe zu bewahren.

Die personell enge Situation dürfte sich jedoch nicht wirklich bessern - und die Tabellensituation im Alltagsgeschäft? Der Rückstand des Bundesliga-Dritten auf den mit 18 Punkten führenden VfL Wolfsburg beträgt vor dem nächsten Spiel in Potsdam sechs Punkte, Hoffenheim liegt mit 15 Zählern ebenfalls vor den Bayern. "Natürlich wollen wir oben dran bleiben, aber zu viel Druck hemmt", sagte Scheuer hinsichtlich der auf wenige Spielerinnen verteilten hohen Belastung der nächsten Wochen. Das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League findet am 30. Oktober auf dem Campus des FC Bayern statt. Bis dahin immerhin bleibt noch etwas Zeit - und beruhigende fünf Auswärtstore.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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