FC Bayern Frauen:Drei Punkte zum Geburtstag

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Überragende Spielerin gegen Turbine Potsdam: Nationalspielerin Linda Dallmann erzielte drei von fünf Treffern für den FC Bayern. (Foto: Germann/Eibner/imago)

Zum 50. Jubiläum gewinnen die Fußballerinnen des FC Bayern 5:1 bei Turbine Potsdam.

Von Anna Dreher

Lineth Beerensteyn hatte sich den Ball schon zurecht gelegt und ging etwas zurück, um die Position zu überprüfen. Aber dann hielt sie inne. Susann Kunkel stand nicht mehr in ihrer Nähe, bereit, diesen Elfmeter anzupfeifen. Die Schiedsrichterin war an die Seitenlinie zu ihrer Assistentin gerannt. Und wo ein mit Zeitlupentechnik und verschiedenen Blickwinkeln ausgestatteter Videoassistent ganz hilfreich gewesen wäre, musste sie sich auf die menschlichen Überwachungstools verlassen, die ihr zur Verfügung standen. Das Ergebnis der Unterredung war ohne laute Fangesänge dann für alle deutlich zu hören: doch kein Strafstoß. Luca Maria Graf hatte im Strafraumduell mit Beerensteyn erst den Ball berührt. In einem Stadion ohne Fangesänge wären in diesem Moment natürlich auch genauso deutlich die erbosten Proteste des FC Bayern München zu hören gewesen, der sich um einen sicher geglaubten Treffer beraubt hätte sehen können.

Aber der Tross des Tabellenzweiten der Fußballbundesliga der Frauen war in der 52. Minute dieser Partie beim 1. FFC Turbine Potsdam am Sonntagmittag so im Reinen mit sich, dass wahrnehmbar nicht mal ein Einsprüchlein folgte. In dieser Phase des zweiten Neustartspieltags nach der Corona-Pause führte der Favorit bereits mit 4:0. Und so sehr sich Potsdam auch bemühte - bei dieser Begegnung ist früh klar gewesen, dass Bayern heute auf Hilfsmittel wie Standards verzichten können würde. Die spielerische Dominanz war zu eindeutig, ein Sieg zu wichtig.

Für die Mannschaft von Trainer Jens Scheuer geht es noch um die Qualifikation zur Champions League. Und Verfolger TSG Hoffenheim am Freitag sowie Tabellenführer VfL Wolfsburg am Samstag hatten bereits vorgelegt. Turbine ist bekannt als unangenehmer, zweikampfstarker Gegner. Aber dieses war das dritte Spiel innerhalb einer Woche mit frustrierenden Ergebnissen: Erst das 2:3 gegen den SC Freiburg, dann die 1:3-Niederlage im Viertelfinale des DFB- Pokals gegen die SGS Essen - die das einzig noch erreichbare Saisonziel des Tabellensechsten zunichte machte. Bayern München hingegen hatte zur Neustart-Premiere sein wichtigstes Spiel der verbleibenden Saison gewonnen: 3:0 gegen Hoffenheim. Potsdam agierte im leeren Karl-Liebknecht-Stadion - normalerweise eine der zuschauerstärksten Spielstätten der Frauen-Bundesliga - jedoch mutig, presste hoch und versuchte, das Tempo vorzugeben.

Zumindest die erste Viertelstunde. In der 16. Minute trat Carolin Simon einen Freistoß, der alle Anstalten machte, zu so einem schönen, präzisen Treffer zu werden, wie er gegen Hoffenheim Lina Magull zum Endstand gelungen war. Dieses Mal aber klatschte der Ball an den rechten Pfosten, von da der am Sonntag ihren 19. Geburtstag feiernden Torhüterin Zala Mersnik an den Kopf - und schließlich aus der Gefahrenzone heraus. Eine Minute später war der Ball drin: Die überragende Nationalspielerin Linda Dallmann setzte sich erst gegen zwei Abwehrspielerinnen durch, prüfte mit einem kurzen Blick die Lage und schoss schließlich durch die Beine von Bianca Schmidt ins rechte Eck zur 1:0-Führung. Damit war Bayern im Spiel.

Nach einem Zuspiel von Sydney Lohmann in eine der vielen Lücken chippte Jovana Damnjanović den Ball danach ganz cool zum 2:0 ins rechte Eck (22.). Das schnelle Umschaltspiel sowie die ruhig und mit Übersicht ausgeführten Kombinationen der Bayern bereiteten Potsdam sichtlich Probleme. So auch in der 33. Minute: Pass von Magull aus dem Mittelfeld auf Simon, Querpass von Simon in den Strafraum, Dallmann rennt und schiebt den Ball über die Linie, 3:0. Und auch beim 4:0 (40.) führte Bayern den Angriff kontrolliert aus: Damnjanović aus dem Zentrum auf Lohmann, Pass zu der links lauernden Dallmann - wieder ein kurzer, prüfender Blick und dann der Schuss präzise am linken Pfosten entlang zum Hattrick ins Netz.

Die korrigierte Elfmeterentscheidung gab Potsdam etwas Aufwind. Nach einer Hereingabe konnte die bayerische Defensive den Ball nicht klären, Nina Ehegötz schaltete am schnellsten und markierte zumindest einen Ehrentreffer (64.) Turbine fand zum Mut der ersten Viertelstunde zurück - für eine Wende aber reichte es nicht. In der 75. Minute landete ein langer Ball von der zur Halbzeit eingewechselten Melanie Leupolz bei der ebenfalls zur Pause gekommenen Mandy Islacker, die kompromisslos abschloss. Ja, für Potsdams Torhüterin Mersnik war das wirklich ein bescheidener Geburtstag; für die Frauenfußball-Abteilung des FC Bayern München am Tag ihres 50-jährigen Jubiläums hingegen ein passendes Geschenk.

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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