FC-Bayern-Basketballer:Top auf jeder Position

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Anders als sein passfreudiger Vorgänger Stefan Jovic sorgt Maodo Lo auch gern selbst für Punkte – aktuell sammelt er sogar die meisten für die FC-Bayern-Basketballer ein. (Foto: imago)

Besuch von alten Kollegen: Khimki Moskau hat im Sommer zwei Profis aus München abgeworben.

Von Joachim Mölter

Wiedersehen macht Freude, da geht es den Basketball-Profis des FC Bayern München nicht anders als anderen Menschen, wenn sie sich wieder mal mit alten Bekannten treffen. Am Donnerstagabend (20.30 Uhr) kommt jedenfalls der ehemalige Kollege Devin Booker zu Besuch, mit seinem neuen Arbeitgeber Khimki Moskau gastiert er zum Euroleague-Duell in München. "Ein klasse Kerl", schwärmt Maodo Lo, "es war cool, mit ihm zu spielen." Auch Nihad Djedovic sagt: "Klar freue ich mich, ihn zu sehen." Aber damit sei es dann auch gut, man müsse nicht gleich rührselig werden: "Ich freue mich mehr auf meine Frau als auf Booker."

Es ist kein Geheimnis, dass der FC Bayern den amerikanischen Center gern gehalten hätte im Sommer, lieber jedenfalls als den Spielmacher Stefan Jovic, den Khimki ebenfalls abgeworben hat. Warum die Münchner Verantwortlichen den Vertrag des 28 Jahre alten Serben nicht um jeden Preis verlängern wollten, wird gerade wieder deutlich: Der verletzungsanfällige Jovic hat auch Khimki schon wieder in einigen Partien gefehlt; diesmal wegen einer Rippenblessur, die er sich bereits im ersten Euroleague-Spiel zugezogen hat. Es war fraglich, ob er überhaupt mit nach München kommt. "Wir rechnen mit allem", versicherte Djedovic: "Wir werden uns so vorbereiten, als ob Michael Jordan spielt."

Den ehemals besten Basketballer der Welt hat Khimki zwar nicht verpflichtet, seinen Kader aber ansonsten beeindruckend verstärkt vor dieser Saison. Der ewige Alleinunterhalter Alexej Shved, 30, hat jedenfalls eine Menge neue Leute zur Seite gestellt bekommen, außer Booker und Jovic noch den Letten Janis Timma, die Amerikaner Anthony Gill und Jeremy Evans, den Schweden Jonas Jerebko, den Russen Sergej Karasew - alles Spitzenkräfte. "Die sind wahnsinnig gut besetzt, da ist jeder gefährlich", findet Lo. Djedovic stimmt zu: "Der Kader ist top, auf jeder Position." Und Trainer Dejan Radonjic sagt: "Khimki ist besser als im vorigen Jahr." Da hat München noch beide Vergleiche gewonnen.

Nun halten sich allerdings auch die Bayern-Basketballer für stärker als in der vergangenen Saison, wie sie bei allem Respekt für Khimki zwischen den Zeilen verlauten lassen. Sie glauben, den Verlust von Booker und Jovic kompensiert zu haben. "Wir haben einen NBA-Spieler geholt", weist Djedovic auf ein Upgrade auf der Center-Position hin, die nun von Greg Monroe besetzt wird. Und im Hinblick auf die von Jovic geräumte Position fügt er hinzu: "Wir haben Maodo Lo, der fantastisch spielt."

Der Nationalspieler ist zwar ein ganz anderer Typ als der eher passfreudige Jovic; mit durchschnittlich 13,3 Punkten in den bisherigen Pflichtspielen führt Lo in der internen Korbjägerliste vor Djedovic (12,5). Lo beeindruckt dabei mit einer außergewöhnlichen Trefferquote von jenseits der Drei-Punkte-Linie: Auf 60 Prozent kam er bislang - 40 gelten schon als gut. "Er ist jetzt in einer anderen Situation", erklärt Radonjic: "Er hat mehr Einfluss auf die Mannschaft." Weil der als Jovic-Ersatz geholte T.J. Bray mindestens bis zum Jahresende ausfällt wegen einer Fußoperation, ist Lo sehr viel im Einsatz, oft mit dem Ball in den Händen. So etwas gibt Sicherheit.

Der 26-Jährige selbst führt seinen starken Saisonstart auch auf eine solidere Vorbereitung zurück. Als er im vorigen Jahr von Bamberg nach München wechselte, "kam ich mit einer Verletzung an der Ferse", erinnert er: "Ich hatte den ganzen Sommer keinen Basketball gespielt, habe angefangen ohne Rhythmus, quasi mit Nichts." In diesem Sommer spielte er sich schon mit der Nationalmannschaft bei der WM ein und ging dann nahtlos zum Klubbetrieb beim FC Bayern über. "Mit einer Vorbereitung ist es natürlich einfacher, in die Saison zu starten", erklärt er.

Die ist noch jung, aber der Vergleich mit Khimki könnte schon zeigen, in welche Richtung sie sich entwickelt. Beide Klubs haben jeweils zwei Siege und eine Niederlage auf dem Konto, und zufälligerweise verloren sie jeweils auch beim Titelverteidiger ZSKA Moskau. "Wir müssen uns auf ein schwieriges Spiel einstellen", sagt Dejan Radonjic. Ein reiner Freundschaftsbesuch wird das Gastspiel von Booker und Co. jedenfalls nicht.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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