Fall Bakery Jatta:Zweitligisten ziehen Einspruch zurück

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Von Sebastian Fischer

Dieter Eckstein fand am Dienstagvormittag deutliche Worte. "Der Club soll mit dem Schwachsinn aufhören", sagte der frühere Stürmer des 1. FC Nürnberg zu Sport1, er meinte den Einspruch des Zweitligisten gegen die Wertung des 0:4 gegen den Hamburger SV am 5. August, bei dem Bakery Jatta mitgespielt hatte. Und er war nicht der Erste, der kritisierte, dass sich der Verein auf die Berichterstattung der Sport-Bild stützte, die aufgrund von Indizien den Verdacht in die Welt gesetzt hatte, der Spieler sei nicht der 21 Jahre alte Bakery Jatta, sondern der 23 Jahre alte Bakary Daffeh.

Am Montag hatte das Bezirksamt Hamburg-Mitte seine entsprechenden Ermittlungen eingestellt: Es gebe keine belastbaren Anhaltspunkte dafür, dass Jatta bei seiner Ankunft in Deutschland 2015 als 17 Jahre alter unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus Gambia seine Identität verfälscht habe. Am Dienstagnachmittag nahmen Nürnberg, sowie der VfL Bochum und der Karlsruher SC, die dem Beispiel des Clubs gefolgt waren, schließlich ihre Proteste zurück. "Wir haben im Zweitligaspiel gegen den HSV eine verdiente Niederlage hinnehmen müssen. Durch die veränderte Indizienlage hat sich in einem unsicheren Umfeld nun mehr Klarheit für uns ergeben und es besteht kein Grund mehr, die Rechtmäßigkeit der Spielberechtigung zu hinterfragen. Wir sind froh, dass eine Regelverletzung ausgeschlossen werden konnte und wir uns nun ausschließlich wieder dem Sportlichen zuwenden können", teilte der Verein mit. Eine Verhandlung vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist damit hinfällig.

Ob Nürnberg dort Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, war nicht erst seit dem Urteil des Hamburger Bezirksamtes fraglich. Der Club hätte nicht nur Beweise liefern müssen, dass Jattas Identität falsch ist, wozu der Verein laut Sport-Bild Seydou Sané, den Präsidenten des senegalesischen Klubs Casa Sports, als Kronzeugen vorstellen wollte und laut Hamburger Abendblatt zusätzlich einen Profiler vorgeladen hatte. Nürnberg hätte auch nachweisen müssen, dass der HSV um die vermeintlich falsche Identität Jattas wusste und dennoch eine Spielerlaubnis beantragte.

Am vergangenen Freitag hatte der Club seine Begründung für den Einspruch eingereicht und mit der "Verpflichtung" erklärt, "die sportlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Interessen des Vereins zu wahren". Andere Vereine wie jüngst Hannover 96 hatten darauf verzichtet. "Im Fußball zählt das, was auf dem Platz passiert", teilte der mit 0:3 geschlagene HSV-Gegner vom Sonntag mit. "Alles andere hat auf Sieg oder Niederlage keinen Einfluss. Identität und Herkunft spielen auf dem Rasen glücklicherweise keine Rolle, und deshalb wird Hannover 96 keinen Protest gegen die Niederlage in Hamburg einlegen."

In Karlsruhe war Jatta von Teilen der Fans ausgepfiffen worden. "Wir bedauern es sehr, dass die Diskussionen um Bakery Jatta in den vergangenen Wochen besonders emotional geführt wurden. Die Anfeindungen gegen ihn wie auch die populistische oder parteipolitische Instrumentalisierung verurteilen wir auf das Schärfste", heißt es in Nürnbergs Mitteilung.

© SZ vom 04.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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