Euroleague:Nur bis zur fünften Minute

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Vergebliche Mühe: Der ehemalige NBA-Profi Derrick Williams vom FC Bayern München beim Wurfversuch gegen Moskaus Will Clyburn. (Foto: Jan Huebner/imago)

Bayerns Basketballer setzen gegen Moskau ihr zuletzt hohes Niveau fort. Nur, gegen ein Team wie ZSKA hilft das wenig. Als die Gastmannschaft das Tempo erhöht, haben die Münchner keine Chance mehr und verlieren 79:93.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern haben im siebten Euroleague-Spiel die vierte Niederlage kassiert. Das 79:93 gegen ZSKA Moskau sollte aber keinen anhaltenden Schaden in ihren Köpfen hinterlassen, denn zum einen wussten die Münchner durchaus zu gefallen, zum anderen ist dieses Moskauer Team der wohl heißeste Titelanwärter.

Es waren fünf Minuten gespielt, was im Basketball eine kleine Ewigkeit sein kann, als den Bayern der erste unnötige Fehler unterlief. Devin Booker rannte Will Clyburn über den Haufen, der Ball war weg, was an diesem Abend fast zwingend Gegenpunkte bedeutete. Cory Higgings traf zum 21:16 für den russischen Serienmeister. Bis dahin war es ein Spiel auf ungeheuer hohem Niveau, die Bayern gaben eine Kostprobe ihres Könnens, Moskau konterte. Ein Dreier von Nihad Djedovic, Sergio Rodriguez machte es ihm umgehend nach. Vladimir Lucic schloss eine feine Kombination sicher ab, auf der Gegenseite traf Othello Hunter nach ähnlichem Muster. Es war sehr unterhaltsam, der FCB machte da weiter, wo er gegen Darussafaka Istanbul aufgehört hatte, agierte auf hohem Niveau. Dann aber kam das Foul von Booker - und ein kleiner Bruch im Spiel. Einem Gegner wie Moskau genügt das schon, der Armeesportklub war als eines der besten Teams des Kontinents angekündigt und es hatte den Anschein, als wollte der edle Kader exakt dies unter Beweis stellen.

Moskau unterstrich mit dem siebten Sieg im siebten Spiel seine Ambitionen, die sich an einem Spieler wie Andrey Vorontsevich erklären lassen. Der Nationalspieler hat 240 Spiele in der Euroleague auf dem Buckel, das war mehr als die gesamte Starting Five der Bayern - Stefan Jovic, Vladimir Lucic, Nihad Djedovic, Devin Booker und Danilo Barthel brachten es auf 228 Spiele. Vorontsevich spielt seine 13. Saison in der Euroleague, elfmal war er im Final Four, was kein einziger Münchner Akteur von sich behaupten kann. Und: Vorontsevich ist Ergänzungsspieler, die Stars sind andere: Rodriguez (12 Punkte) etwa, der wohl bestbezahlte Spieler des Kontinents, der eindrucksvoll bewies, warum das so ist. Oder Higgins (18), Nando de Colo (9), Will Clyburn (10).

Gegen Ende des ersten Viertels hatten die Gäste die Intensität weiter nach oben geschraubt, führten mit 30:23 Punkten. Die Bayern bekamen kaum noch unbedrängte Aktionen, freie Würfe, was die Fehlerquote erhöhte. Moskau dagegen hielt sein atemberaubendes Level nicht nur, sondern legte zu. Immer wieder ging ein Raunen durch die Reihen im Audi Dome, zur Halbzeit lag der Titelfavorit mit 56:40 vorn. Was keinesfalls bedeuten soll, dass die Münchner enttäuschten, allein Moskau spielte weitgehend fehlerfrei, was einen Quote von fast 70 Prozent von der Dreierlinie in der ersten Halbzeit verdeutlicht. Die Münchner hatte zu diesem Zeitpunkt einen von neun Versuchen getroffen.

Angeführt von Lucic (12), Djedovic (14) und dem NBA-Recken Derrick Williams (14) kämpften die Münchner nach Kräften, wussten immer wieder zu gefallen, doch dieser Gegner war eine Nummer zu groß. ZSKA war stets in der Lage im rechten Moment zu punkten, hielt den Vorsprung meist zweistellig - und gewann verdient.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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